Ein Knall reißt die Bewohner aus dem Schlaf. Der Raum der SB-Filiale der Sparkasse Bonndorf-Stühlingen in Berau (Ühlingen-Birkendorf) gleicht einem Trümmerfeld. In der Wand klafft ein Loch. Das sind die Szenen kurz nach dem Anschlag auf den Geldautomaten am 25. April, früh um vier.

Das Verbrechen bleibt wohl vor allem den beiden Familien noch lange im Gedächtnis, die im Gebäude der SB-Filiale wohnen. Eine Woche nach der Tat verdeckt eine Holzverkleidung das Loch. Hinten in der Ecke steht der Automat, an dem Kunden Kontostände überprüfen und Auszüge ziehen können. Die Polizei erhöht derweil den Ermittlungsdruck in derartigen Vorkommnissen. Denn Vorfälle wie in Bernau sind kein Einzelfall.
So geht es bei der Sparkasse weiter
„Der Automat hat gehalten, am Gebäude ist kein Riesenschaden entstanden – und, das ist das Wichtigste, den Menschen ist nichts passiert“, äußert sich Georg Riesterer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bonndorf-Stühlingen, einigermaßen erleichtert, „wir sind summa summarum mit einem blauen Auge davon gekommen.“

Die SB-Filiale ist bis auf Weiteres außer Betrieb. Kunden müssen sich noch gedulden, bis sie wieder Geld und Kontoauszüge ziehen können. Riesterer: „Es kommt ein neuer Automat. Aber bis das Gerät da ist, dauert es noch eine Weile.“ Er versichert: Die Sparkasse wolle an den Standorten festhalten. „Wir wollen unseren Kunden weiterhin diesen Service bieten.“
Die Geräte seien auf einem guten Stand, versichert Riesterer. Das zeige die Tatsache, dass die Täter den Automaten in Berau nicht öffnen konnten. Man habe in diesem Bereich viel investiert. Indes sei die Sparkasse schon in Kontakt mit der Polizei. Gemeinsam werde man alle Möglichkeiten prüfen.
Das ist der Stand der Ermittlungen zur Tat in Berau
Noch gebe es zur „skrupellosen Tat“ in Berau keine nennenswerten Entwicklungen, wie Johannes Saiger von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Freiburg auf SÜDKURIER-Nachfrage sagt: „Die Untersuchungen laufen, es werden noch Spuren ausgewertet.“
Die Polizei verschärft den Druck auf die Verbrecher und kündigt intensive Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Straftaten an. Ziel ist, die Verbrecher zu schnappen und Vorkehrungen gegen Angriffe auf Geldautomaten zu treffen.
Landeskriminalamt und Präsidium kooperieren
In einer gemeinsamen Pressemitteilung informieren Landeskriminalamt Baden-Württemberg und Polizeipräsidium Freiburg zur aktuellen Serie von Sprengungen von Geldautomaten.
So viele Sprengungen gab‘s schon im Südwesten
„Das Sprengen von Geldausgabeautomaten (GAA) ist seit wenigen Jahren ein Kriminalitätsphänomen, das den klassischen Banküberfall nahezu abgelöst hat“, heißt es darin. 2024 hätten sich in Baden-Württemberg bisher 19 sogenannter GAA-Sprengungen ereignet. Allein zehn innerhalb von kürzester Zeit im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Freiburg. Wozu auch der Fall in Berau zählt.
Die Polizei reagiert – und das massiv. Das Landeskriminalamt (LKA) und Polizeipräsidium Freiburg haben eine Ermittlungskooperation gebildet. Beim LKA liefen bereits landesweit alle wichtigen Informationen zu diesem Kriminalitätsphänomen zusammen.
Das LKA führt die Ermittlungen zentral
„Das LKA fungiert hier nicht nur als Ansprechstelle, sondern führt die täter- und strukturbezogenen Ermittlungen zentral und kooperiert dabei auch eng mit nationalen und internationalen Partnern“, wird LKA-Präsident Andreas Stenger zitiert. Nur so könne diesem Phänomen adäquat begegnet und mögliche Tatzusammenhänge und Tätergruppierungen identifiziert werden.
Spezialeinheiten sollen bei der Aufklärung helfen
Die Ermittlungen sind langwierig, heißt es weiter. Regelmäßig würden alle verdeckten und offenen strafprozessualen und kriminaltechnischen Möglichkeiten ausgeschöpft. „Zur Aufklärung der Fälle werden zudem auch Spezialeinheiten hinzugezogen, um den professionell agierenden Täterbanden das Handwerk zu legen.“
Verstärkte Streifenfahrten rundum die Automaten
Das Polizeipräsidium Freiburg setzt nachts verstärkt Streifen ein, die im Bereich der Geldautomaten kontrollieren. Die Abteilung Einsatz des Präsidiums unterstützt die Maßnahmen mit einem Polizeihubschrauber. Der stehe zu bestimmten Zeiten im Einsatzgebiet zur Verfügung.

Auch das Polizeirevier Waldshut-Tiengen bezieht die Bereiche, wo Geldautomaten stehen, mit in den Streifendienst ein, wie Johannes Saiger von der Pressestelle in Freiburg bestätigt. Was jedoch bei so einem weitläufigen Gebiet wie im Landkreis Waldshut zuweilen nicht so einfach sei.
Tatanreize müssen reduziert werden
Solche Verbrechen sollen vorweg schon erschwert werden, Tatanreize sollen auf ein Minimum reduziert werden. Experten der Landesprävention und des Polizeipräsidiums Freiburg analysieren, entwickeln Konzepte.
In Zusammenarbeit mit den Banken
Zum Schutz der Geldautomaten werden schon konkrete Beratungs- und Präventionsmaßnahmen umgesetzt. In der Mitteilung heißt es: „Die Umsetzung der Empfehlungen in konkrete Sicherungsmaßnahmen kann nur im Zusammenwirken mit den Banken erzielt werden.“
Einige Beispiele für Sicherungsmaßnahmen
Die Polizei stützt sich auf Erfahrungen und zeigt Beispiele von Maßnahmen, die Taten verhindern und Tatanreize massiv reduzieren könnten: Einfärbesysteme, nächtliche Schließungen der Räume, bauliche und elektronische Sicherungseinrichtungen oder die nächtliche Leerung der Automaten.
„Die Prävention und die Ermittlungen im Kontext der Angriffe und Sprengungen auf Geldautomaten sind sehr komplex“, wird Matthias Zeiser, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Freiburg, zitiert, „wir haben die Zusammenarbeit mit den Banken weiter intensiviert.“ Der Schutz der Menschen, die Prävention sowie die Ermittlungen und Aufklärung der Sprengungen hätten für die Polizei hohe Priorität.
2023 gab‘s eine Reihe von Sprengungen, auch in der grenznahen Schweiz:
Mit Sprengstoff zum großen Geld? Schon wieder fliegen Bankautomaten in die Luft