Als Fläche für den Bau des deutschen Atommüllendlagers kommt zunächst auch der Großraum Bonndorf-Stühlingen im nördlichen Kreis Waldshut in Frage. „Wir sind an dem Thema dran“, versicherte Landrat Martin Kistler den Kreisräten des Umweltausschusses – auch wenn nach der Veröffentlichung der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) klar war, dass es sich um eine erste, sehr grobe Vorauswahl, rein nach der Geologie der bundesdeutschen Regionen, handelt.
Nach dieser ersten Ausscheidung wären 54 Prozent der Fläche Deutschlands für ein Atomabfallendlager geeignet. Es sei aber schon „eine kleine Überraschung“ gewesen, dass auch das kristalline Wirtsgestein im Raum Bonndorf-Stühlingen-Wutach als mögliches Gebiet auftauchte, erklärte der Erste Landesbeamte und Umweltdezernent Jörg Gantzer, der sich beim Landkreis seit Jahren auch mit dem grenznah geplanten Atomlager der Schweizer befasst.
Teilnahme an Fachkonferenz
Gantzer wird am 17./18. Oktober an der ersten deutschen Fachkonferenz Teilgebiete teilnehmen, die bis zum Sommer 2021 die Gebiete für weitere Erkundungen eingrenzen soll. Nach streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten sollen in den folgenden Jahren Flächen für Flächen aussortiert, erst ganz am Ende der Standortsuche mindestens zwei Gebiete unterirdisch erkundet werden. Über den deutschen Standort will der Bundestag im Jahr 2031 entscheiden. Im Jahr 2051 wird das Lager die rund 1900 Behälter mit dem Atommüll aus deutschen Atomanlagen aufnehmen, so der Zeitplan.
Für den Landrat macht es in diesem frühen Stadium, in dem noch über die Hälfte des Bundesgebietes zur Disposition steht, „wenig Sinn, sich zu positionieren“. Er sehe sich nicht zu Schnellschüssen veranlasst. Außerdem habe der Landkreis Waldshut sehr gute Voraussetzungen, nachdem er sich seit langem mit der Standortsuche der Schweizer Nachbarn befasst, die ein Endlager für ihren Atomabfall in direkter Nähe der Waldshuter Kreisgrenze erwägen. Kistler erwägt, gemeinsam mit den ebenfalls betroffenen Nachbarkreisen Konstanz und Schwarzwald-Baar vorzugehen.