Die Sommerferien stehen vor der Tür. Ferien nach einem ganz außergewöhnlichen Schuljahr. Es war geprägt von einer Pandemie, die für viele Familien mit Homeschooling und Online-Unterricht sowie sich immer wieder ändernden Regeln ungewohnter Stress bedeutete. Nun ist es vorbei. Dennoch bleiben viele Fragen offen – zur Bewertung der Schüler, dem Versetzen in die nächste Klasse und den Sommer-Lernbrücken. Der Lörrach Schulamtsleiter Hans-Joachim Friedemann gibt die wichtigsten Antworten. So, dass alle gut informiert in die wohlverdienten Ferien starten können.

Wie wird das Lernen zuhause bewertet?

Widersprüchliche Aussagen kursieren derzeit um die Bewertung der Schüler während des Homeschoolings. Also, ob die Aufgaben, die die Schüler während des Corona-Lockdowns zuhause erledigt hatten, bewertet werden oder nicht. Die einen sagen ja, die anderen nein. Hans-Joachim Friedemann, Leiter des Staatlichen Schulamts Lörrach, zuständig für die Landkreise Lörrach und Waldshut, schafft Klarheit. Die Leistungen im Fernunterricht werde man als Hausaufgaben ansehen, erklärt Friedemann. „Und diese werden in die Bewertung immer mit einbezogen“, so der Schulamtsleiter. Aber: „Klassenarbeiten dürfen nicht online geschrieben werden.“

Werden alle Schüler versetzt?

Und dann kursiert noch eine besonders bedeutende Frage in der Elternschaft:
„Kann mein Kind dieses Jahr sitzenbleiben?“ Klare Antwort von Friedemann: „Alle Schüler werden versetzt.“ Jedoch dürfen laut Friedemann Schüler das Schuljahr freiwillig wiederholen. Dazu sagt der Schulamtsleiter: „Davon wird hoffentlich sparsam Gebrauch gemacht. Wiederholungen strapazieren die Lehrerversorgung unnötig; sie führen nicht immer zum gewünschten Ergebnis; pädagogisch also zwiegespalten.“ In Absprache mit den Lehrern ist eine Wiederholung des Schuljahres also möglich, kann jedoch nicht vorgeschrieben werden.

Was passiert mit Schülern, die im Fernunterricht nicht gut erreicht wurden?

Auch für Schüler, die mit dem Fernunterricht nicht gut erreicht wurden, gebe es Angebote. Schüler mit hohem Nachholbedarf würden von den Klassenlehrern auf die Lernbrücken angesprochen. Dies sind Angebote in den Sommerferien. Zusätzlich gebe es zu Beginn des neuen Schuljahres eine Konsolidierungsphase, in denen der aktuelle Lernstand abgefragt und stabilisiert wird.

„Wiederholungen strapazieren die Lehrerversorgung unnötig; sie führen nicht immer zum gewünschten Ergebnis.“Schulamtsleiter ...
„Wiederholungen strapazieren die Lehrerversorgung unnötig; sie führen nicht immer zum gewünschten Ergebnis.“Schulamtsleiter Hans-Joachim Friedemann | Bild: privat

Welche Freiheiten haben die Lehrer bei der Bewertung der Schüler?

Können Lehrer den Schülern etwa einen Bonus geben wegen besonderem Fleiß während der Fernlern-Phase oder auch ein Auge zudrücken? „Einen Bonus gibt es nicht“, sagt Friedemann. Einen gewissen Spielraum hätten Lehrer allerdings bei der Bewertung einer Klassenarbeit, durch den Bewertungsmaßstab, wodurch die Arbeit etwa als leichter oder schwerer eingestuft werden könne.

Wie bindend ist der Lehrplan in diesem Corona-Schulhalbjahr?

„Das fragliche Schulhalbjahr sehen wir nicht als normal durchgeführt an“, sagt der Schulamtsleiter. So seien in den wenigen Phasen des Präsenzunterrichts für einzelne Klassen vor allem Basiskompetenzen in Schreiben, Lesen, Rechnen vermittelt worden, beziehungsweise seien die Schüler gezielt auf die Prüfungen vorbereitet worden. Friedemann: „Hierbei galt selbstverständlich immer der Bildungsplan als handlungsleitend.“ Den Lehrplan zwingend durchzuziehen, sei nicht das Ziel.

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Die Lernbrücken

Welches Lernangebot wird es in den Sommerferien geben?

„Lernbrücken“ in den letzten beiden Wochen der Sommerferien sollen laut Kultusministerium den Schülern ermöglichen, Stoff aufzuholen, Lerninhalte zu wiederholen und gezielt an Lernschwierigkeiten zu arbeiten. Friedemann sagt dazu: „Für unsere Sommer-Lernbrücken haben wir wiederum von unseren Schulen der Landkreise Lörrach und Waldshut sehr positive Rückmeldung vom Lehrpersonal erhalten, das sich freiwillig in den beiden letzten Ferienwochen auf die Lernbrücke stellen wird.“ Und weiter: „Wir haben flächen- und bedarfsdeckend Standorte an Schulen eingerichtet. Wenn an einem Schulstandort bspw. Schüler Bedarf haben, aber kein Personal zur Verfügung steht, helfen sich die Schulen gegenseitig aus, in dem sie Personal abgeben oder Schüler an der eigenen Lernbrücke aufnehmen.“ Die Organisation der Lernbrücken hätte ohne diese gute Solidarität zwischen den Schulen nicht geklappt, betont Friedemann. Er betont außerdem: „Wenn sich Schüler angemeldet haben, nehmen sie auch durchgängig verpflichtend in beiden Wochen teil.“

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