Zahlreiche Verhandlungen wurden im Jahr 2024 in Waldshut-Tiengen geführt. Einige sorgten bundesweit für Aufsehen. Ein Rückblick.

Jestetten: Urteil im Prozess um den getöteten Wildcamper

Das Jahr 2024 beginnt im Kreis Waldshut juristisch mit dem Urteil im Prozess des getöteten Wildcampers nahe Jestetten.

Es war das vorerst letzte Mal, als Justizbeamte Deniss M. am 25. Januar in den Saal des Landgerichts Waldshut-Tiengen brachten. Auf dem Gesicht des 39-jährigen Angeklagten zeigte sich ein leichtes Lächeln, während er in Fußfesseln an seinen Platz lief.

Ein Angeklagter wird in den Gerichtssaal des Landgericht Waldshut geführt. Der aus Lettland stammende Angeklagte (39) soll einen ...
Ein Angeklagter wird in den Gerichtssaal des Landgericht Waldshut geführt. Der aus Lettland stammende Angeklagte (39) soll einen 31-jährigen Schweizer an einer Badestelle mit einem Holzstück erschlagen haben. | Bild: Philipp von Ditfurth

Laut eigenem Geständnis hat er im Sommer 2023 einen 31 Jahre alten Mann aus St. Gallen an einer Badestelle am Rhein nahe Jestetten mit einem massiven Holzscheit erschlagen. Details blieben bis zuletzt ungeklärt.

Richter Martin Hauser verkündete das Urteil: Der lettische „Nichtbürger“ Deniss M. muss wegen Totschlags für 13 Jahre hinter Gitter. Die Vorstrafe des Angeklagten – er hatte in seiner Heimat einen Mord begangen – sei bei der Urteilsfindung „massiv ins Gewicht gefallen.“ Die Staatsanwaltschaft hatte 14 Jahre gefordert, die Verteidigung maximal 11 Jahre und sechs Monate. Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig.

Hohentengen-Lienheim: 19-Jähriger tötet seine Eltern und seinen Bruder

Der nächste aufsehenerregende Fall lässt nicht lange auf sich warten und erregt deutschlandweit Aufsehen.

Im Hohentengener Ortsteil Lienheim soll Anfang März 2024 ein 19-Jähriger seine Eltern und den Bruder getötet haben. Eine Schwester konnte schwerverletzt entkommen.

Spurensicherung nach der Familientragödie in Hohentengen-Lienheim, bei der drei Menschen ums Leben kamen.
Spurensicherung nach der Familientragödie in Hohentengen-Lienheim, bei der drei Menschen ums Leben kamen. | Bild: Baier, Markus

Nach fünf Prozesstagen wurde das Urteil gegen den 19-Jährigen gesprochen. Der Prozess brachte grausame Details an die Öffentlichkeit. Nicht schuldhaft muss der Täter jetzt seine wahnhafte Schizophrenie behandeln.

Ühlingen-Birkendorf: Arzt wird wegen Körperverletzung verurteilt

Ärzte haben in der Gesellschaft normalerweise ein hohes Ansehen. Doch auch sie sind nur Menschen, wie ein Fall aus Ühlingen zeigt.

Der in der Region bekannte Mediziner hat sich nämlich der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht. Das Amtsgericht Waldshut-Tiengen verurteilte den Arzt zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten auf Bewährung. Er muss die Kosten des Verfahrens tragen und dem Opfer seiner Attacke auch Schmerzensgeld in Höhe von 3000 Euro überweisen.

Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert und sprach von einer „Verschwörung“ gegen den Mediziner.

Rickenbach: Prozess um zerstückelte Leiche im Rhein

Knapp vier Monate lang galt er als vermisst, ehe Taucher Teile seiner Leiche bei Breisach entdeckten: Mahdi Bin Nasr wurde in Rickenbach erschossen, sein lebloser Körper zerstückelt und die Teile in die Strömung des Rheins geworfen.

Abgeschieden in Rickenbach im Hotzenwald: Hier wohnte Mahdi Bin Nasr zuletzt.
Abgeschieden in Rickenbach im Hotzenwald: Hier wohnte Mahdi Bin Nasr zuletzt. | Bild: Pascal Durain

Wenig später stellte sich ein Mann der Polizei. Der 58-Jährige wurde später nach mehreren Verhandlungstagen vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt.

Gegen das Urteil wurden allerdings Rechtsmittel eingelegt.

Bad Säckingen: Vater soll seine Tochter getötet haben

Noch bevor sich das Jahr 2024 dem Ende entgegen neigt, verhandelt das Landgericht einen letzten aufsehenerregenden Fall.

In der privaten Wohnung in Bad Säckingen soll ein 32-Jähriger ein sechs Wochen altes Mädchen am Arm durch die Luft geschleudert haben. Das Kind starb in Folge der schweren Verletzungen vier Wochen später im Spital. Der Fall beschäftigte die Justiz. Vor Gericht kamen erhebliche Zweifel an der Täterschaft des jungen Vaters auf.

Die Konsequenz: Der 32-Jährige wird freigesprochen und für die U-Haft auf Kosten der Staatskasse entschädigt. Das Urteil der Schwurgerichtskammer folgte weitgehend Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Am Ende war das Urteil keine Überraschung mehr.