In Corona-Zeiten sind Online-Tagungen nichts Ungewöhnliches. So tagten die Vertreter der 32 Kommunen des Landkreises Waldshut im „Zweckverbands Breitband“ auf Distanz. Wegen der anhaltenden Pandemie konnte der Verband mit seinem Vorsitzenden Landrat Martin Kistler weder einen Jahresabschluss noch einen Rechenschaftsbericht für 2020 vorlegen. Aus demselben Grund gibt es auch keinen Haushaltsplan 2022 und keine Festlegung der Umlage für die Gemeinden.
Winter bremst Arbeiten
Andreas Nauroth, Planer des Landkreises für das Backbone-Netz, erklärte, dass der Tiefbau weitestgehend abgeschlossen sei. Beim Bau des Backbones gebe es dennoch diverse „Baustellen“, die das zügige Vorankommen bremsen. Dies sei zum Teil der kalten Jahreszeit geschuldet. Das Einblasen von Glasfaserleitungen bei Frost sei kaum möglich, dies beträfe insbesondere die Höhenlagen, in denen der Frost solche Arbeiten verhindere. Beim Spleißen und Messen träten zudem immer wieder kleinere Schäden auf, die beseitigt werden müssen.
Ortsnetze auf unterschiedlichem Stand
Bei den Berichten aus den Kommunen wurde deutlich, dass die Ausgangssituation hinsichtlich des Bedarfs und des Ausbaus der Ortsnetze sehr unterschiedlich ist. Das Ortsnetz Stühlingen ist beispielsweise mit Ausnahme des Ortsteils Bettmaringen abgeschlossen. In anderen Städten und Gemeinden wird das Breitbandnetz in Kooperation mit anderen Betreibern ausgebaut.
Die Aktivitäten der Telekom, die seit einiger Zeit den Netzausbau in größeren Kommunen forciert, sieht der Landkreis positiv. In einer Stellungnahme aus dem Landratsamt heißt es: „Im Rahmen der Markterkundung wurde sowohl der Telekom als auch anderen Telekommunikationsunternehmen (TKU) jeweils rechtzeitig vor Ausbeginn von Ortsnetz beziehungsweis Backbone die Möglichkeit gegeben, ihren Ausbau mit einem konkreten Ausbauplan anzukündigen. Mittlerweile erfolgt in fast allen Zweckverbandsmitgliedern ein kommunaler Ausbau der Glasfaser – wenn in derzeit nicht förderfähigen Gebieten ein privatwirtschaftlicher Glasfaserausbau erfolgt, ist dies unabhängig vom ausbauenden TKU nur zu begrüßen.“
Telekom will beim schnellen Internet nachlegen
Größter Telekommunikationsanbieter in der Bundesrepublik ist die Deutsche Telekom, die rund 43 Prozent des gesamten Marktumsatzes erwirtschaftet, heißt es bei Statista (https://de.statista.com/). Auf Anfrage dieser Zeitung erklärt Unternehmenssprecher Hubertus Kischkewitz, dass es bei der Telekom aktuell keine Überlegungen gibt, das Glasfasernetz von Gemeinden im Kreis Waldshut gegen Entgelt zu nutzen.
Die Antworten der Telekom
Planauskünfte nehmen zu
Da es sich beim Backbone und den örtlichen Netzen um einen geförderten Glasfaser-Ausbau handelt, sei die Firma Stiegeler als Betreiber verpflichtet, interessierten Unternehmen den „open access“, also den freien und kostenlosen Zugang zu gewähren. Netzbetreiber dürfen für den Zugang allerdings Netzentgelte berechnen. Wie hoch diese ausfallen, müsse die Firma Stiegeler IT mit jeweiligen Interessenten vereinbaren. Diese Zahlen seien allerdings nicht öffentlich, heißt es aus dem Landratsamt.
In der Sitzung des Zweckverbandes wurde die Pricewaterhouse Coopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) vorgestellt. Das Unternehmen wird ab dem 1. Januar 2022 die Projektträgerschaft des Bundes übernehmen. Martin Boos ist Ansprechpartner und Fachberater der PwC für die Breitbandförderung in Stuttgart.
Die Verbandsmitglieder wurden in der Sitzung zudem darüber informiert, dass sich der Landkreis dazu entschlossen habe, die Planauskunft momentan der Firma Regiodata aus Lörrach zu übertragen. Die Anzahl der Planauskünfte für den Backbone hätten stark zugenommen, aktuell bearbeite ausschließlich Andreas Nauroth diese Anfragen. Ein Zustand, der sich nun ändern wird.