Der Roman endet mit einem Happy End. Punkt. Zufrieden klappt man das Buch zu. Alles hat seine Ordnung. Soweit die Fiktion in dem Roman „Bleibst Du für immer?“

Denn das Happy End gehört in dem Buch zu den wenigen Wendungen, die Märchen geblieben sind. Das andere ist wahr. Der Roman „Bleibst Du für immer?“ beschreibt das Leben eines Mannes, der jahrelang für einen Escortservice gearbeitet hat – auch hier am Hochrhein. Er beschreibt das Leben eines Mannes für nur sehr befristete amouröse Stunden. Das Leben eines Mannes, der dennoch das eine sucht: Das Happy End in der Liebe.

Die Autorin heißt Isabella Anders. Der Name ist, sie vermuten es vielleicht, ein Pseudonym. Denn eigentlich wurde der Roman geschrieben von Sven, der Hauptfigur in dem Werk, der in Wahrheit auch nicht Sven heißt, sondern Achim.

Achim Herrmann ist der Echt-Name des Autors. Er lebt heute am Bodensee, war aber viele Jahre von 1993 bis 2003 auch am Hochrhein in Waldshut ansässig. Sein Roman verrät sehr viel Autobiographisches über ihn. In seinem Hauptberuf arbeitet der heute 53-Jährige seit 29 Jahren als Regionalleiter im Kundenservice des SÜDKURIER-Medienhauses.

Romanzen mit kurzem Verfallsdatum

Gleichzeitig gab es jene Phase in seinem Leben, in der Achim Herrmann alias Sven zu den begehrtesten Angeboten einer Escort Agentur in der Region zählte – im Nebenjob ein charmanter, lausbübischer Sunnyboy, dessen Romanzen ein extrem kurzes Verfallsdatum hatten und mit dem Aufwachen endeten.

Achim Hermann führte ein Parallel-Leben mit schnittigen Autos. Die Arbeitskollegen ahnten nichts von seinem Nebenjob.
Achim Hermann führte ein Parallel-Leben mit schnittigen Autos. Die Arbeitskollegen ahnten nichts von seinem Nebenjob. | Bild: Achim Herrmann

Der Autors sieht darin heute selbst eine Art Panzer, der ihn vor seinen eigenen Sehnsüchten, Träumen und auch vor seinen Pleiten schützen sollte – lieber ein Leben ohne enge Bindung, ohne große Gefühle und vor allem ohne Herzschmerz. Doch das änderte sich schlagartig, als er für Suse gebucht wird. Suse, so heißt in dem Buch jene Frau, die ihn emotional aus der Kurve trägt. Und genau hier steckt die eigentliche Geschichte in der Geschichte.

„Seit Jahren liegt mein angefangener Roman in einer Schublade“, erzählt Achim Herrmann. Als das Leben mit der Corona-Pandemie leiser wurde, habe er viel Zeit zum Nachdenken gehabt und auch sein Werk fertigstellen können. „Tatsächlich bin ich Sven,“ sagt Achim Herrmann, und dieser „Seelen-Striptease“, wie er es bezeichnet, sei nicht einfach gewesen. Deshalb wollte er zunächst unter dem Pseudonym Isabella Anders veröffentlichen. Aber das begeisterte und aufmunternde Echo von Freunden und Probelesern hätten ihn doch dazu bewogen, das Pseudonym zu öffnen.

Wie kann man unbemerkt ein Parallel-Leben führen?

Haben die Arbeitskollegen nichts von dem Nebenjob bemerkt? „Vielleicht hat es mal das eine oder andere Gerücht gegeben“, erinnert sich Achim Herrmann, „mancher war auch irritiert, wenn ich einmal mit meiner Corvette am Arbeitsplatz vorfuhr und später mit einem Jaguar.“ Letztlich habe man es doch wohl seiner Leidenschaft für schönes Blech zugeschrieben.

Aber nochmal zurück zu Suse: Eigentlich war es Suses Freundin, die den charmanten Sven für sie gebucht hatte – also einen Mann für ein paar Stunden voller Hingabe, Sorglosigkeit und Fröhlichkeit. Nur mit Suse wurde es anders, wurde es mehr als Flüchtigkeit. So führt uns die Begegnung dieser beiden letztlich zurück zur Titelfrage: „Bleibst Du für immer?“ Aber genau an diesem Punkt scheiden sich Autobiographie und Sehnsucht des Autors. Happy End im Buch. Und im Leben?