Sie gehört mit Sicherheit zu einer der markantesten Erscheinungen des Ühlinger Ortsbildes, die mächtige Buche in der Hauptstraße am Rande des Mehrgenerationenparks. Doch die Tage des rund 180 Jahre alten Baumes sind gezählt, denn die Blutbuche muss in den nächsten Tagen gefällt werden, auch aus Gründen der Verkehrssicherheit.

Es war der mächtigen Blutbuche (Fagus sylvatica var. Purpurea) schon im Frühjahr anzusehen, der Austrieb des Blattwerkes ließ zu wünschen übrig. Der Zustand hat sich seit der letzten Beurteilung im März 2018 zunehmend verschlechtert, in diesem Jahr dann erheblich.

Bis in die Baumkrone so gut wie kahl ist der mächtige Baum.
Bis in die Baumkrone so gut wie kahl ist der mächtige Baum. | Bild: Werner Steinhart

Der Leiter der Stadtgärtnerei Waldshut-Tiengen, Bernd Kramm, der den Zustand des Baumes beurteilte, sieht diese Verschlechterung einerseits in den Tiefbauarbeiten in den vergangenen Jahren im Zuge der Ortskernsanierung Ühlingens, andererseits durch die verschärfte Situation der beiden trockenen Sommer 2019 und 2020.

Was vor rund 180 Jahren geschah

Um 1840 wurde die Buche in Ühlingen gesetzt. Im Laufe ihres Lebens veränderte sich die Gesellschaft rasant: 1840 wurde der elektrische Fahrzeugantrieb, 1845 der Luftreifen erfunden. 1848 begann die Deutsche Revolution. Als Charles Darwin 1859 seine Evolutionstheorie „Über die Entstehung der Arten“ veröffentlicht, war die Buche längst fest in Ühlingen verwurzelt.

Viele Krankheitszeichen

Was in den vergangenen Jahren ein mächtiger schattenspendender Baum war mit seinen prägnanten dunkelroten Blättern, zeigt sich heute nur mehr als „Gerippe“. So ist der Blattaustrieb sehr schütter und die Belaubung teilweise vertrocknet und zahlreiche Feinäste sind inzwischen abgestorben. Ein weiteres bedenkliches Zeichen ist die abblätternde Rinde am Stammfuß und teilweise sogar am Stamm.

Holzmehl am Fuß der Blutbuche und Bohrlöcher weisen auf ein holzzersetzendes Insekt hin, vermutlich der Buchen-Prachtkäfer.
Holzmehl am Fuß der Blutbuche und Bohrlöcher weisen auf ein holzzersetzendes Insekt hin, vermutlich der Buchen-Prachtkäfer. | Bild: Werner Steinhart

Zu erkennen sind auch mehrere Bohrlöcher mit einem drei Millimeter messendem Durchmesser. Diese könnten, so die Meinung von Bernd Kramm, vom Buchen-Prachtkäfer verursacht worden sein. Dass ein holzzersetzendes Insekt schon im Baum ist, dafür spricht auch das Holzmehl am Fuß des Baumes.

Baum soll ersetzt werden

Für den Fachmann steht fest, dass der Baum leider langfristig nicht erhalten werden kann. Ein Rückschnitt wäre zwar möglich. Da Buchen allerdings zu den schlecht abschottenden Baumarten zählen und kaum aus dem alten Holz austreiben, ist eine Erholung unwahrscheinlich.

Deutlich zu sehen ist die abplatzende Rinde am Stammfuß der Blutbuche.
Deutlich zu sehen ist die abplatzende Rinde am Stammfuß der Blutbuche. | Bild: Werner Steinhart

„Da Buchen dazu neigen, abzubrechen und wir bereits in der Vergangenheit Äste auf der Straße hatten, möchten wir das Risiko minimieren und noch vor dem Winter tätig werden“, betont Bürgermeister Tobias Gantert. Geplant ist, dass der Baum gefällt und durch einen neuen Baum ersetzt wird. Dass auf alle Fälle ein neuer Baum gepflanzt werden muss, dafür plädiert auch der Ühlinger Ortschaftsrat. „Wir waren bestrebt, den Baum zu erhalten“, sagt Ortsvorsteher Klaus Müller. Er sieht aber auch die Realität: „Wir bedauern es sehr, dass der Baum entfernt werden muss.“

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