David Rutschmann

Der Geruch von Diesel lag unverkennbar in der Luft, als sich zahlreiche Bürgermeister, Politiker und Unternehmer in der Werkhalle der Südbadenbus GmbH (SBG) an der Waldshuter Robert-Gerwig-Straße einfanden. Wo sonst die roten SBG-Busse repariert und gewartet werden, waren nun Bierbänke platziert worden. Grund zum Feiern gab der neue Wasserstoffbus der SBG, der vor der Werkhalle die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Das Bus-Modell passt zur Landschaft

Das Busunternehmen hat das Modell der portugiesischen Firma Caetano für vier Wochen Testbetrieb bestellt. „H2 Citygold“ heißt das Modell und der Name zeigt schon, dass der Bus eigentlich für den Stadtverkehr gedacht ist. „Wir konnten mit diesem Projekt beweisen, dass der Wasserstoffbus auch die bergige Topografie am Hochrhein meistern kann. Wir haben ihn im Linienverkehr bis St. Blasien eingesetzt“, sagte SBG-Geschäftsführer Christian Hertel bei der Vorstellung des Projekts.

Wasserstoffbus in Waldshut Video: David Rutschmann

Ein kleiner grüner Aufkleber auf der Frontseite des Busses macht darauf aufmerksam, dass dieser Bus mit Wasserstoff angetrieben wird. „Wasserstoff rein, Wasser raus“ steht auf Englisch auf dem blau-weißen Bus. Und tatsächlich, bei einer Test-Busfahrt, der für die Anwesenden auf den Aarberg organisiert wurde, läuft einmal ein Wassertropfen die Scheibe herunter.

Im Innern des Busses: blaue Sitze und interessierte Fahrgäste.
Im Innern des Busses: blaue Sitze und interessierte Fahrgäste. | Bild: David Rutschmann

Der Wasserstofftank von Toyota befindet sich hinten auf dem Dach des Busses. Er besteht aus fünf 312-Liter-Gasflaschen und ist laut Hersteller innert neun Minuten komplett aufgefüllt. Die Reichweite beträgt mit einer vollen Ladung bis zu 350 Kilometer. Eine Brennstoffzelle auf dem Dach erzeugt dann elektrische Energie, welche den Bus antreibt. Statt CO2 stößt der Bus also nur Wasserdampf aus.

So erleben Fahrgäste die Fahrt

Von diesem ganzen Prozess bekommen die Fahrgäste nichts mit: Das Fahrerlebnis unterscheidet sich nicht zu dem in einem herkömmlichen Bus. Der Wasserstoffbus ist ohne stotternden Motor jedoch leiser, das lauteste Geräusch ist das Surren der Klimaanlage.

Kameras ersetzen bei dem Bus die Seitenspiegel.
Kameras ersetzen bei dem Bus die Seitenspiegel. | Bild: David Rutschmann

Den größten Unterschied merkt sowieso der Busfahrer. Der Wasserstoffbus gleitet über die Straße, von Ruckeln kann keine Rede sein. Sprünge nach vorne macht der Bus lediglich technologisch: Statt Außenspiegeln sind Kameras an den Seiten der Busse angebracht, die dem Busfahrer im „Cockpit“ über großzügige Displays angezeigt werden. „Das war am Anfang eine Umstellung, aber mittlerweile bin ich begeistert“, sagt Jens Tredup. Zusammen mit drei weiteren SBG-Busfahrern erhielt er eine Schulung, um den Bus manövrieren zu können.

Busfahrer Jens Tredup ist begeistert von dem Wasserstoffbus. Vorne rechts ist der Bildschirm zu erkennen, der Tredup die Kameraufnahmen ...
Busfahrer Jens Tredup ist begeistert von dem Wasserstoffbus. Vorne rechts ist der Bildschirm zu erkennen, der Tredup die Kameraufnahmen der „Außenspiegel“ zeigt. | Bild: David Rutschmann

Länger als vier Wochen kann der Bus erstmal nicht in der Region unterwegs sein. Doch nicht etwa, weil die SBG eine schlechte Bilanz ziehe – sie zeigt sich nach den ersten Erfahrungen vollends zufrieden.

Infrastruktur noch nicht bereit für Wasserstoff

Allerdings fehlt schlichtweg noch die Infrastruktur im Landkreis, um dauerhaft einen Wasserstoffbus zu betreiben. Einerseits fehlt in der auf Dieselbusse ausgelegten Werkhalle der SBG die Möglichkeit, den Bus zu warten. Weiterhin war es bereits beim Testbetrieb schwierig genug, eine geeignete Wasserstoff-Tankstelle zu finden – letztlich wurde die SBG in Ühlingen-Birkendorf bei der Gasversorgungs-Firma IGT fündig.

ÖPNV vor großen Herausforderungen

Und schließlich fehlt noch der Wasserstoff selbst. „Da haben Sie am Hochrhein mit den ganzen Wasserkraftwerken definitiv Potenzial, eigenen Wasserstoff herzustellen“, sagte zwar auch Christopher Vogelstätter vom Fraunhofer Institut, das sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat. In Grenzach-Wyhlen wird bereits mit einer Elektrolyse-Anlage Wasserstoff aus überschüssigem Strom gewonnen. Doch da die einzige Power-to-Gas-Anlage in der Region wegen einer Panne im Sommer derzeit keinen Wasserstoff produziert, musste die SBG das Gas für den Bus aus der Schweiz beziehen.

Hinzu kommt, dass Wasserstoff-Busse im Moment noch rund dreimal so viel kosten wie dieselbetriebene. Allerdings stehen zahlreiche Förderprogramme zur Verfügung, welche die SBG auch bereit ist, abzugreifen. Denn das Busunternehmen wäre auch bereit, in den Mitaufbau des Wasserstoff-Netzes in der Region zu investieren. Bis 2023 würde sich das Unternehmen gerne zehn Busse anschaffen, dazu muss es Tankstellen und eine neue Werkstatt geben. Perspektivisch sollen 24 weitere Busse, auch Gelenkbusse, gekauft werden.

Viel Zuspruch für das Projekt

Die öffentliche Vorstellung des Busses durfte vonseiten des Unternehmens auch als ein Signal an die Politik verstanden werden: Das Interesse an Wasserstoffantrieben ist auch im ländlichen Raum groß. Nicht umsonst war auch Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Landesverkehrsministerium, eingeladen worden. „Wasserstoff bietet große Chancen für die nachhaltige Mobilitätswende“, sagte der Grünen-Politiker. Dass er extra für eine kurze Testphase in den äußersten Süden des Ländles gereist war, bekräftigte sein Signal, dass ihm das Thema Wasserstoff enorm wichtig sei.

Landesverkehrs-Ministerialdirektor Berthold Frieß bei seiner Ansprache vor der Werkzeugwand in der SBG-Werkhalle in Waldshut.
Landesverkehrs-Ministerialdirektor Berthold Frieß bei seiner Ansprache vor der Werkzeugwand in der SBG-Werkhalle in Waldshut. | Bild: David Rutschmann

Auch der Waldshuter Landrat Martin Kistler freute sich sehr über die Testphase. „Wasserstoff wird im Echt-Verkehr gebraucht werden, die CO2-Neutralität im Verkehr erreichen wir nicht ohne diese Technologie“, sagte er. Den großen Vorteil im Vergleich zu Batterie-betriebenen Elektrobussen sieht der Landrat in der Reichweite, die den problemlosen Linienverkehr eines Wasserstoffbusses ermöglichen. Der Kostenfaktor sei derzeit noch ein Nachteil. An Ministerialdirektor Frieß gerichtet drückte er seine Hoffnung aus, dass die Wasserstoff-Offensive des Landes diesen Kostenfaktor abdämpfen könnte.

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