Es soll vor 25 Jahren viele gegeben haben, die den Bedarf für ein Frauenhaus im Landkreis Waldshut anzweifelten. Sie wurden eines Besseren belehrt: Häusliche Gewalt gegen Frauen, meist von Ehemännern oder Partnern, gibt es auch hier. „Und sie hat nicht abgenommen“, sagt Eva-Maria Zuber, Vorsitzende des Vereins Frauen- und Kinderschutzhaus Kreis Waldshut.
Zwei neue Beraterinnen
Neben dem Frauenhaus, in dem auch die Kinder der betreffenden Frauen unterkommen, unterhält der Verein die Beratungsstelle Courage. Sie ist im Mai 2017 von Räumen im Waldshuter Scheffelhof nach Lauchringen ins Ärztehaus II gezogen. Dort sind zwei neue Mitarbeiterinnen tätig: Die Diplom-Soziologin Marlies Sonntag ist neue Geschäftsführerin. Sie hat viele Jahre beim Leipziger Verein Frauen für Frauen und im Cuxhavener Frauenschutzhaus gearbeitet. Neue Beraterin ist Ann-Dorothee Zühlke, eine diplomierte Kunst-Therapeutin.
Geheimer Standort manchen schon bekannt
Das Frauenhaus des Vereins, dessen sechs Plätze so gut wie immer überbelegt sind, befindet sich seit 25 Jahren am gleichen Ort. Durch die lange Zeit wissen einige, wo es sich befindet. „Es stehen immer mal wieder Männer vor der Tür“, erzählt Christine Schulz, die als Sozialpädagogin im Haus arbeitet. Die Polizei sei aber immer schnell vor Ort. Auch die Nachbarschaft wisse über das Haus Bescheid und würde Verdächtiges sofort melden.
Suche nach eigener Wohnung als Problem
Die Lösung eines der größten Probleme, mit denen das Frauenhaus zu kämpfen hat, liegt nicht in seiner Hand. Frauen, die häusliche Gewalterfahrungen soweit verarbeitet haben, dass sie das Frauenhaus verlassen und ein neues Leben in Angriff nehmen können, brauchen eine eigene Wohnung. Viele sind aber finanziell nicht gut gestellt und leben zunächst von Hartz IV. Das heißt, sie brauchen günstigen Wohnraum und der ist kaum zu finden.
Notruftelefon für schnelle Hilfe
Der dritte Pfeiler der Arbeit des Vereins Frauen- und Kinderschutzhaus Kreis Waldshut beruht auf ehrenamtlichem Engagement. Ehrenamtliche betreuen das Notruftelefon, auf dem Frauen jeden Tag rund um die Uhr anrufen können. Alle Notruffrauen haben ein Auto, sodass Frauen auch kurzfristig abgeholt und ins Frauenhaus gefahren werden können. Aktuell sind es zwölf Notruffrauen, weitere werden gesucht. Sich im Frauenhaus oder bei der Beratungsstelle frühzeitig zu melden, bevor die Gewalt eskaliert, ist die Bitte des Teams an betroffene Frauen und auch an deren Angehörige. „Es gibt Frühwarnzeichen, zum Beispiel, wenn ein Mann die Frau von ihren Freunden und ihrer Familie isoliert oder er Kontrolle über ihre Finanzen ausübt“, sagt Geschäftsführerin Marlies Sonntag.
Termine, Zahlen und Kontaktmöglichkeit
- 27. September, 19.30 Uhr im Café Stellwerk in Waldshut: Infoveranstaltung für Frauen, die sich für das Ehrenamt „Notruffrauen“ interessieren. Stabile Gesundheit und ein eigenes Auto sind Voraussetzung.
- 24. November: Fest zum 25-jährigen Bestehen des Frauenhauses und zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November).
- Finanzierung: Arbeit und Angebote des Vereins Frauen- und Kinder-schutzhaus Kreis Waldshut werden finanziert vom Kreis und über Landeszuschüsse, zudem ist er auf Spenden angewiesen (Sparkasse Hochrhein, IBAN DE87 684522900003375375,
BIC SKHRDE6WXXX. - Zahlen: 2017 fanden 29 Frauen – die meisten zwischen 30 und 40 Jahre alt – und 38 Kinder im Frauenhaus des Landkreises Waldshut Zuflucht vor häuslicher Gewalt, 21 von ihnen kamen aus dem Landkreis. Das Haus war im Schnitt zu 129,7 Prozent belegt. Zehn Frauen wurden über das Notruftelefon aufgenommen. In der Beratungsstelle Courage wurden 433 Beratungsgespräche mit betroffenen Frauen, Angehörigen und Fachstellen geführt.
- Kontakt: Beratungsstelle Courage und Geschäftsstelle in Lauchringen, Hauptstraße 42 (Ärztehaus II), Telefon 07741/808 22 77, E-Mail (courage@frauenhaus-wt.de); Frauenhaus Kreis Waldshut, Telefon 07751/35 53, E-Mail (in-fo@frauenhaus-wt.de); Notruftelefon 07751/35 53.