Wer durch die Laufenburger Altstadt schlendert, entdeckt dort in der Hauptstraße ein aufwendig gestaltetes Schaufenster. Es zeigt einen Mann im bunten Gwändle der Laufenburger Narro-Altfischerzunft und eine Schneiderin, die an der Fertigstellung seiner Hose arbeitet. „De Ernscht wartet ganz bibberig uf‘s neui Narrogwändli“, kommentiert ein Schild die Szene.

Was es damit auf sich hat erklärt die mittlerweile pensionierte Besitzerin des Geschäfts, die Raumausstattermeisterin Barbara Rueb, im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Sie gewährt dabei Einblicke in die lange Fasnachtshistorie ihrer Familie rund um Götti Rueb.

Barbara Rueb hat ihrem Vater das Gwändle zwei Jahre vor dessen Tod geschneidert

„Die Figur soll meinen Vater, Ernst Rueb, darstellen“, erklärt sie. Der Narro, den die Figur trägt, habe sie ihm zwei Jahre vor seinem Tod im Jahr 1980 selbst geschneidert. Auch die Trommel, die im Schaufenster zu sehen ist, gehörte einst Ernst Rueb. Im Mund hat er die für ihn typische Zigarre. „Er war ein begeisterter Narrone und konnte es damals kaum abwarten mit seinem neuen Gwändle zur Tschättermusik zu gehen“, erzählt Rueb. Während seine Hose noch geschneidert wurde, war er schon bereit zur Fasnacht aufzubrechen – diese Szene stellt Rueb nun in ihrem Schaufenster nach.

Ernst Rueb wartet ungeduldig auf den Start der Laufenburger Fasnacht – und auf die Hose seines Gwändles. Sowohl Plätzle-Häs als auch Hut ...
Ernst Rueb wartet ungeduldig auf den Start der Laufenburger Fasnacht – und auf die Hose seines Gwändles. Sowohl Plätzle-Häs als auch Hut und Trommel sind original. | Bild: Julius Berchtold
Eine Schneiderin fertigt eine zum Gwändle der Narro-Altfischerzunft passende Hose an. Tatsächlich schneiderte Barbara Rueb die Hose im ...
Eine Schneiderin fertigt eine zum Gwändle der Narro-Altfischerzunft passende Hose an. Tatsächlich schneiderte Barbara Rueb die Hose im Jahr 1978 für ihren Vater. | Bild: Julius Berchtold

„Das war eine stundenlange Arbeit“, kommentiert sie die im Schaufenster aufgebaute Szenerie, doch es habe sich gelohnt. Viele Fußgänger erfreuten sich am bunten Schaufenster und den vielen Details, wie den originalen russischen Stickereien an den Manschetten des Narros.

Zu jeder Fasnacht getaltet die Raumausstatterin aufwendig ein Schaufenster

„Ich gestalte jedes Jahr zur Fasnacht ein spezielles Schaufenster, das macht mir Spaß“, erzählt Barbara Rueb. Dieses Jahr sei die Resonanz aber besonders groß. „Viele bleiben stehen und machen Fotos!“ Denn immerhin sei ihr Vater in Laufenburg gerade unter Fasnächtlern kein ganz unbekannter – genau wie die gesamte Familie Rueb.

„Auch von meinem Großvater und Ur-Großvater weiß ich, dass sie von Anfang an bei der Altfischerzunft dabei waren und beide über viele Jahrzehnte dasselbe Narro getragen haben“, erklärt Rueb. Doch auch zuvor schon waren die Ruebs in der Fasnacht aktiv.

Historisches Gwändle: Zur Zeit des Barock kamen die Narronen etwas anders daher als heute.
Historisches Gwändle: Zur Zeit des Barock kamen die Narronen etwas anders daher als heute. | Bild: Julius Berchtold

„Seit dem 17. Jahrhundert gibt es Ruebs in Laufenburg“, erzählt die 78-Jährige und präsentiert einen bunten Narro aus der Zeit des Barock. Die Plätzli waren damals noch ungeordnet auf dem Gewand verteilt und aus Kostengründen statt aus Filz aus alten Stoffen ausgeschnitten. „Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Narro von meinem Ur-Ur-Ur-Großvater getragen wurde“, erzählt Rueb über das historische Gewand.

Auch der für viele Laufenburger legendäre „Götti Rueb“ ist Teil der großen Familie. „Luschtig isch der Götti Rueb, wenn er Samba tanze tuet“: Dieser Narrenvers wird noch heute am Fasnachtsdienstag beim Narrolaufen von den Kindern und Jugendlichen vielmals gerufen. „Ich kann bestätigen, dass er ein lebenslustiger Mann war“, sagt Rueb und erzählt einige Anekdoten von früheren Narrentreffen. Auch er, der mit echtem Namen Adolf Rueb heißt, war bis zu seinem Tod im Jahr 1967 ein begeisterter Narrone. Bis heute ist er in Laufenburg bei klein und groß bekannt.

An Fasnacht geboren und späteren Mann kennengelernt

Auch Barbara Rueb selbst hat die Fasnacht im Blut. Nicht nur wurde sie vor gut 78 Jahren ausgerechnet am Fasnachtsdienstag beim Narrolaufen geboren. Auch ihren Mann Martin Blümcke lernte sie im Jahr 1977 bei der Laufenburger Fasnacht kennen, als dieser das Geschehen als Reporter des SWR begleitete. Während eines Interviews Blümckes mit Vater Ernst Rueb sahen sie sich zum ersten Mal.

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„Wir sind uns dann bei den verschiedenen Veranstaltungen immer wieder über den Weg gelaufen, irgendwann hat er mich eingeladen und wir haben getanzt bis zum nächsten Morgen“, erinnert sich Barbara Rueb zurück. „In unserer ganzen Familie ging es immer bunt zu, wenn Fasnacht war“, erzählt sie. Bis heute genießt sie das fröhliche Treiben bei den Umzügen durch die Laufenburger Altstadt, auch wenn sie es sich aufgrund der Lautstärke mittlerweile lieber nur noch durch das Fenster anschaut.