Fast 40 Jahre lang war das Café „Verkehrt“ im Murger Ortsteil Oberhof ein wichtiger Ort für Musik- und Kleinkunstveranstaltungen. Nun ist Schluss. Am Samstag, 26. November, wird es in dem seit 1983 bestehenden „Café“ das letzte Konzert geben. Die für Dezember geplanten Veranstaltungen wurden bereits abgesagt. Seit 1985 nutzt die Hotzenwälder Kleinkunstbühne (HKKB) das Café für ihr Programm. Das Aus des Cafés setzt deshalb auch ein dickes Fragezeichen hinter den Fortbestand der HKKB.
„Ende Konzerte + Kleinkunst im Café Verkehrt“, heißt es auf der Homepage der Musik- und Kleinkunstbühne für den 1. Dezember, 0 Uhr. Peter Maier, Vorstandsmitglied im HKKB und Eigentümer des Café „Verkehrt“, bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Es werden dort dann definitiv keine Konzerte mehr stattfinden.“
Sommerwind und Dampfkapelle
Deren hat es im Lauf der vergangenen Jahrzehnte hier viele gegeben, darunter durchaus großartige. Billy Cobham spielte schon im Café, immer wieder Stiller Haas und Jürgen Waidele‘s Conversation, Klaus „Major“ Heuser mit Band. In der Reihe „Blues Café“ waren ab 2015 internationale Top-Bands dieses Genres zu hören, ab 2016 die Künstler von „Stimmen on Tour“.
2011 erwirbt Peter Maier das Café
Möglich gemacht hat dies zusammen mit vielen anderen Musik- und Kulturenthusiasten Peter Maier. Der Laufenburger hatte 2011 den ehemaligen Gasthof „Löwen“ samt Café „Verkehrt“ erworben. Der bekennende Musikfan wollte damals sowohl den Fortbestand der zwischenzeitlich kriselnden Kulturbühne wie auch des Dorfgasthofs sichern, sah aber auch in beiden unternehmerisches Potential.

Maier richtete zusätzlich einen Biergarten, eine Eisdiele und ein kleines Hotel mit 25 Betten ein, die alle unter dem durch die Kulturveranstaltungen eingeführten Namen „Verkehrt“ firmierten. Unter seiner Regie fanden im Café so viele Musikveranstaltungen statt wie seit den Anfangsjahren nicht mehr. Teils fungierte Maier selbst als Veranstalter, teils die HKKB.
Wie bereits 2011 angekündigt, wollte Maier seinen Gastro- und Veranstaltungskomplex nach zehn Jahren gerne wieder abgeben. Doch machte ihm die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Im Juli 2021 übernahm schließlich doch eine Pächterin – mit der Option, zu erwerben. Doch statt zu kaufen, kündigte sie nun.
Deshalb erwägt Maier neue Optionen für die Immobilie. Im bisherigen Hotel etwa könnte eine Alters-WG eingerichtet werden, so eine seiner Ideen: „Jeder hätte dort ein eigenes Zimmer, dazu gäbe es Gemeinschaftsräume.“ In den hohen Räumen des Cafés könnte ein Wohn-Loft oder ein Arbeitsstudio eingerichtet werden.
Ob er Gaststätte und Hotel für eine Übergangszeit noch einmal selbst betreiben wird, hat Maier noch nicht entschieden. Definitiv scheint derzeit nur das Aus für das Café als Musik- und Kleinkunstbühne. Diese wäre nur dann vom Tisch, würde sich in allernächster Zeit doch noch ein Käufer finden, der den gesamten übernähme und den Betrieb fortführte. Diese Option erscheint aber als sehr unwahrscheinlich.
Für die HKKB bedeutet dies, dass sie sich Gedanken darüber machen muss, ob und wo sie ihr Veranstaltungsprogramm fortsetzen soll. „Man muss den Verein nicht zwingend auflösen“, sagt Marion Diemer, die zusammen mit Kurt Zimmermann und Peter Maier den Vorstand des Vereins bildet.
Veranstaltungen an wechselnden Orten seien aber nicht nur mit sehr viel mehr Aufwand verbunden als im Café als fester Veranstaltungsstätte, so Diemer. Es sei auch mit sehr viel mehr finanziellen Kosten zu rechnen, die der Verein dann tragen müsste. Außerdem würde sicherlich die in fast vier Jahrzehnten liebgewonnene Atmosphäre des Cafés fehlen.
Auch der Vorstand der HKKB hört auf
Neben dem bald geschlossenen Café „Verkehrt“ hat die HKKB noch ein weiteres Problem. Das Vorstandstrio hatte bei seiner Wahl 2019 erklärt, nur eine Amtsperiode absolvieren zu wollen. Diemer: „Es müssten jetzt eigentlich mal Jüngere nachkommen. Aber die sehe ich bisher nicht.“
Wie es bei der HKKB weitergeht – ob mit neuem, jüngerem Vorstand an wechselnden Veranstaltungsorten, oder ob sich der Verein nach dann 38 Jahren auflöst, sollen die etwa 65 Mitglieder auf einer Hauptversammlung entscheiden. Diese werde voraussichtlich im Februar stattfinden, sagt Diemer.