Selten war im Murger Gemeinderat so heftig diskutiert worden als vor vier Jahren zur Frage, ob die Treppe Murgtal/Kirchstraße saniert werden soll oder nicht. Seitdem hing die Treppe in der Warteschleife, bekommt jetzt aber endgültig Aufwind. Da die Treppe in das Projekt Premiumwanderweg „Murgtalpfad“ eingebunden wurde, winken satte Fördergelder. Montagabend brachte der Gemeinderat die Sanierung auf den Weg. Gleichzeitig wird der Fußweg längs des Murgbachs zwischen Treppe und Fähristeg wieder hergestellt.

Federführend bei der neuen Gesamtkonzeption „Murgtalpfad“ ist die Gemeinde Herrischried. Das Konzept sieht fünf Teilbereiche vor, in Teil 5 ist die Treppenanlage Murgtal/Kirchstraße in Murg zur Förderung angemeldet. Diese soll bei 60 Prozent liegen, was vom Naturpark Südschwarzwald auch bereits bestätigt wurde. Damit ändert sich die finanzielle Ausgangssituation komplett.

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Denn seinerzeit waren die Sanierungskosten für die Treppe mit knapp über 100.000 Euro veranschlagt worden, was dem dem Murger Gemeinderat 2019 zu hoch war. Mit einem „Nicht notwendig“ und einer Stimme Mehrheit war damals die Sanierung abgelehnt worden.

Nur einer blieb beim Nein

Bei einem kategorischen „Nicht notwendig“ verblieb am Montagabend lediglich Ortsvorsteher Roland Baumgartner (FW). Der Rat schlug zwar eine Alternativroute ohne Treppe und Murgtal auf befestigten Straßen vor, zu der Bürgermeister Adrian Schmidle allerdings anmerkte, dass es für das Zertifikat „Premiumwanderweg“ eine bestimmte Länge an unbefestigtem Weg brauche. Außerdem sei die Konzeption bereits abgesegnet.

Ist der Fußweg am Murgbach sicher?

Ortsvorsteherin Edith Becker (FW) fürchtete ihrerseits um die Sicherheit der Kinder längs eines Fußwegs am Murgbach: „Da geht es das Loch runter, da müssen wir über kurz oder lang einen Zaun hinmachen.“ Ratskollege Detlef Rüdiger (SPD) sah das anders: „Dann dürften Kinder auch am Rhein nicht spazieren.“ Rat Klaus Bossert (Die Grünen) merkte an: „Das ist kein stichhaltiges Argument. Schüler waren auf der Treppe und am Murgbach jahrelang unterwegs, und es ist nie etwas passiert.“

Kirchstraße ist zu gefährlich

Um den Aspekt „Sicherheit“ ging es auch anderen Räten. Allerdings aus anderer Perspektive. Sie hatten die Engstelle in der Kirchstraße vor Augen, die kaum Gehweg hat, und wo Lkws wie auch Pkws gerne sehr flott unterwegs sind. Es seien dort durch den neuen Kindergarten und das neue Baugebiet mehr Kinder unterwegs, merkte Rat Herbert Steinmeier (SPD). Auch Rat Georg Kirschbaum (SPD) stellte den Sicherheitsaspekt in den Vordergrund: „Wir sollten das angehen.“

Murgtalpfad war mal: Seitdem die Treppe vom Murgbach zur Kirchstraße gesperrt ist, wandert auch niemand mehr auf dem Fußweg.
Murgtalpfad war mal: Seitdem die Treppe vom Murgbach zur Kirchstraße gesperrt ist, wandert auch niemand mehr auf dem Fußweg. | Bild: Chymo, Brigitte

Rat Hans-Jürgen Bäumle (CDU) erinnerte daran, dass der Murgtalpfad seinerzeit mit EU-Geldern realisiert worden war: „Es wäre schade, diese Fördergelder abzuschreiben.“ Keine Mehrheit fand der Vorschlag von Rat Stefan Ganser (FW) über Treppensanierung und Instandsetzung Fußweg getrennt abzustimmen. Eines ohne das andere sei unsinnig, so der Tenor. 14 Räte stimmten schließlich bei einem Nein und einer Enthaltung mit Ja. Zusammen mit der Treppe wird auch der inzwischen teilweise verwucherte und abgerutschte Fußweg bis zur Fähribrücke wieder instandgesetzt. Die jeweiligen Ausschreibungen werden umgehend vorbereitet.

Zur Vorgeschichte

Die Treppe Murgtal/Kirchstraße wurde 2001 als Bestandteil des Murgtalpfads errichtet. Der Gemeinderat lehnte im September 2019 aus Kostengründen eine Sanierung ab. Nachdem Bürger den Erhalt der Treppe forderten, beriet der Gemeinderat im Oktober 2019 erneut über eine Sanierung ohne eine Entscheidung zu fällen. Grund für die Sanierung ist die Standsicherheit der Brücke. Inzwischen liegen die Fundamente frei. Die Treppe war eine beliebte und wichtige Wander- und Schulwegeverbindung und ist seit dem Bau des Kindergartens In der Mühle gesperrt.