Murg Jeden Sommer muss in der Kläranlage ungenutztes Faulgas abgefackelt werden. Immer dann, wenn kein Faulgas für die Heizung benötigt wird. Von 78.000¦Kubikmetern Faulgas pro Jahr, werden so 20.500¦Kubikmeter einfach in die Luft geblasen. Dieses Vorgehen bereite Bauchschmerzen, so Philipp Gack von Weber-Ingenieure in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am Montagabend. Er erklärte auch gleich warum: Mit dem Gasüberschuss könnte ein Blockheizkraftwerk (BHKW) 123.000¦Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Diese Strommenge wiederum decke den Energiebedarf von sechs Einfamilienhäusern. Oder trage in der Kläranlage dazu bei, den Bezug von Fremdstrom weiter zu senken und damit Energiekosten zu sparen.

Das Thema BHKW für die Kläranlage Murg ist nicht neu. Erste Überlegungen stammen noch aus der Zeit vor der Jahrtausendwende. Es gab auch schon einige Studien. Sie kamen allesamt zu dem Ergebnis, dass ein Blockheizkraftwerk in der Murger Kläranlage, weil zu klein, nicht wirklich wirtschaftlich zu betreiben ist. Daran hat sich bis heute nichts geändert, so die Experten. „Richtig rechnen tut es sich nicht“, sagte auch Bürgermeister Adrian Schmidle. Aber: In Zeiten, in denen Gas knapp sei, ginge es letztlich um die Frage: „Wollen wir Strom selbst erzeugen oder nicht?“ Die Ratsrunde wollte und stimmte daher bei zwei Enthaltungen für den Bau eines Blockheizkraftwerks.

Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung bedeutsam sind die Kosten für das BHKW (320.000¦Euro) ebenso wie die Wartung (14.000¦Euro pro Jahr) und der Mehrbedarf an Erdgas (15.000¦Euro). Die Amortisationszeit beträgt damit zehn Jahre. Was Gemeinderat Herbert Steinmeier (SPD) nach der Betriebsdauer einer solchen Anlage fragen ließ. Zehn, zwölf oder auch 15¦Jahre, das sei unterschiedlich, so der Fachmann von Weber-Ingenieure. Er wies aber darauf hin, dass bei einer Erneuerung nicht alle Bestandteile ausgetauscht werden müssten. Auswirkungen auf die Abwassergebühren sind durch Investitionskosten für den Bau eines Blockheizkraftwerks nicht zu erwarten. Wie Rechnungsamtsleiterin Nicole Kammerer auf Nachfrage von Gemeinderat Stefan Ganser (Freie Wähler) erklärte, würden die Abschreibungen auf der Ausgabenseite durch die Einsparungen bei den Energiekosten ausgeglichen.

Weitere Pluspunkte für ein BHKW ergaben sich aus folgenden Tatsachen: Die Sanierung des Faulturms ist im Gange, und es ist davon auszugehen, dass damit zusätzlich Energie eingespart werden kann. Außerdem brauche es keine baulichen Veränderungen. Anstelle der bestehenden Heizungsanlage, die sowieso ausgetauscht werden müsste, findet das BHKW Platz. Zu guter Letzt ist da auch der ökologische Aspekt. „Wir investieren in die Zukunft“, sagte Klaus Bossert (Die Grünen). Für Rat Georg Kirschbaum (SPD) wiederum war klar: „Auf jeden Fall ist kein wirtschaftlicher Verlust zu erwarten.“