„Am 22. Februar haben wir unser Zuhause verloren, zum Glück jedoch nicht unsere Familie“, sagt Markus Jehlin. Mitten in Hänner zerstörte damals ein gewaltiges Feuer das traditionsreiche Sägewerk und auch historische Wohnhaus seiner Familie. Als die Menschen gerettet waren blieb nach der Katastrophe die Frage: Was wird aus dem seit vielen Generationen hier ansässigen Sägewerksbetrieb? Es wird am bisherigen Standort nicht neu aufgebaut, bleibt aber am Ort, sagt Markus Jehlin jetzt.
„Wir haben das Sägewerk Bachmutter in Hänner gekauft und werden dort zu Beginn des Jahres 2025 mit dem notwendigen Umbau beginnen, um die behördlichen Auflagen zu erfüllen. Die notwendigen neuen Produktionsanlagen haben aktuelle gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und die Kosten hierfür müssen immer wieder mit der Versicherung abgestimmt werden“, erklärt Eigner Markus Jehlin über die Zukunft seines Betriebs.

Bis Mitte oder Ende 2026 werde es daher noch mit einer Ersatzproduktion am bisherigen Standort weitergehen, auch aufgrund der Lieferzeiten von über einem Jahr für die neuen Maschinen. „Es ist wichtig, dass wir in dieser Übergangszeit weiter am Markt sind, um Verträge zu erfüllen und Aufträge unserer Kundschaft ausführen“, erklärt der Unternehmer, der mit der Trockenhalle sowie der Lager- und Fahrzeughalle am bisherigen Unternehmensstandort bleiben wird. Nach Monaten harter Arbeit kann Jehlin den Blick nach vorne für die Familie neue ausrichten: „Wir sehen optimistisch in die Zukunft – wir sind nicht am Boden“, hält er mit Nachdruck fest.

Was in jener Nacht auf den 22. Februar wirklich geschah, wurde der fünfköpfigen Familie erst in der folgenden Zeit bewusst: Das Feuer hat auch all das vernichtet, woran ihre Erinnerungen und Gefühle geknüpft waren. Sei es das Gesellenstück des Großvaters von Jehlin, die Spielsachen der Kinder oder die auf Bildern festgehaltenen glücklichen Momente der vergangenen Jahre – nichts ist erhalten geblieben. „Die Polizei hat mir nach dem Brand wegen der Einsturzgefahr des Gebäudes sogar verboten, meine Arbeitsschuhe von der Eingangstüre zu holen – es ging einfach alles verloren“, erklärt Jehlin.

Für seine Frau Cornelia Jehlin bedeutet der Verlust bis heute einen schmerzhaften Prozess: „Von Jahreszeit zu Jahreszeit wird mir immer mehr bewusst, was wir verloren haben. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit spüre ich das sehr stark.“ Auch die drei schulpflichtigen Kinder sprächen immer wieder von dem, was geschehen sei und wie es weiter gehen werde, ergänzt sie: „Es war für die Kinder ein schweres Ereignis. Sie gehen damit anders um als Erwachsene und sprechen immer wieder davon.“
Dank an viele Helfer in schwerer Zeit
Um so dankbarer ist die Familie für die Hilfe aus der Bevölkerung. „Damit hätten wir nicht gerechnet. Es gab so vieles für uns zu tun, ohne dieser Hilfsbereitschaft hätten wir das nicht geschafft. Es waren ganz wichtige Freundschaftsdienste dabei, durch welche auch unsere Kinder wieder in den Alltag zurückfanden“, meint Jehlin.
„Auch der Kinder wegen habe ich nie daran gezweifelt, weiterzumachen. Mir war klar, dass der viele Generationen alte Familienbetrieb von mir nicht aufgelöst wird und dabei wurde ich von meiner Familie unterstützt“, führt er weiter aus.

Rasch sei er in den erhaltenen Betriebsgebäuden daran gegangen, eine Ersatzproduktion einzurichten, um zumindest im kleinen Stil die Kundschaft weiter bedienen und das Unternehmen erhalten zu können. In Trockenkammer, Lager- und Fahrzeughalle habe er nach sechs Monaten die Arbeit wieder aufnehmen können, „denn für ein Unternehmen ist es existenziell wichtig, bestehende Verträge weiter erfüllen zu können“, so Jehlin.
Brandursache konnte nicht ermittelt werden
Parallel sei von Brandsachverständigen in dieser Zeit nach der Brandursache gesucht worden. „Es wurde alles gewissenhaft untersucht, doch es wurde keine konkrete Ursache gefunden. Es gab keinen Elektroschaden, keinen Defekt an einer Maschine oder Anlage, alle Sicherheitsbestimmungen waren erfüllt worden. Die Brandursache ist zwar ein technischer Defekt, doch der unmittelbare Auslöser des Unglücks wird unbekannt bleiben, da die Suche nach der Brandursache abgeschlossen ist“, führt Jehlin aus.

Erst danach sei die Entsorgung der Brandruine möglich gewesen. „Unser Zuhause für mehrere Generationen, das gesamte Sägewerk mit allen Maschinen und dem kompletten Werkzeug waren hiervon betroffen.“ Anschließend sei er mit den verschiedensten Behörden an den Wiederaufbau gegangen. Ob Bauamt, Wasserwirtschaftsamt oder Straßenbaubehörde – um ein neues Wohnhaus an der alten Stelle errichten zu können, „habe alles seinen gewohnten Gang gehen müssen, zum Beispiel, um die modernen Umweltschutzvorschriften zu erfüllen“, erläutert Jehlin.
Besondere Bedeutung komme bis heute der Schadensabwicklung mit der Versicherung zu. „Wie viel die Versicherung tatsächlich bezahlt, ist bis heute noch nicht klar, es gab bisher nur Teilzahlungen. Deshalb kann auch bis heute nicht gesagt werden, um welche Schadenssumme es bei dem Brand geht, das wissen wir erst, wenn alles neu auf- und umgebaut ist“, erklärt Jehlin.