Frau Schippmann, macht Ihnen der Job noch Spaß oder haben Sie bedingt durch die Krise und die gewaltigen Herausforderungen, was den städtischen Haushalt anbelangt, eigentlich keine Lust mehr?
(lacht) Ich habe sogar sehr großen Spaß an meinem Job! Ich arbeite mit einem jungen, motivierten Team zusammen, das macht Freude. Die Herausforderungen machen mir in gewissem Sinne Spaß, auch wenn die Situation für die Stadt natürlich keine Einfache ist. Ich komme wirklich jeden Tag mit Lust und Laune ins Büro.
Der Rahmen ist hinlänglich bekannt, im Ergebnishaushalt klafft ein Loch von acht Millionen Euro, die liquiden Mittel sind abgeschmolzen. Gemeinderat und Verwaltung haben einen Sparhaushalt verabschiedet, der sich auf wenige Investitionen beschränkt. Wird das reichen, um durch die Krise zu kommen?
Wir sind in einem guten Fahrwasser, können aber sicher kein Signal der Entspannung geben. Denn wir wissen nicht, was uns durch die Krise noch erwartet. Kommt es wieder zu Schließungen? Wie wirkt sich das zum Beispiel auf die Vergnügungssteuer aus oder auf die Unternehmen? Das müssen wir im Blick behalten, ebenso wie die beschlossenen Sparziele.
Ist der Zwang zu sparen denn bei allen angekommen?
Ich denke schon, dass es den Mitarbeitenden und dem Gemeinderat bewusst ist. Gerade in den Ämtern haben wir durchaus über Einzelposten von 100 Euro diskutiert, das zeigt die Tragweite. Auch die Haushaltsdiskussionen im Gemeinderat fand ich größtenteils sehr konstruktiv.
Aus dem Gemeinderat kamen auch Vorschläge zur Ertüchtigung des Haushaltes, etwa die Einführung einer Pferdesteuer. Sie haben mehrfach erläutert, warum eine solche Abgabe aus Ihrer Sicht keinen Sinn ergibt.
In der Abwägung haben Kosten und Nutzen in keinem vernünftigen Verhältnis gestanden – auch wenn mir bei einem Spaziergang auf dem Dinkelberg neulich tatsächlich aufgefallen ist, wie viele Pferdeäpfel herumliegen (lacht). Es ging ja nicht darum, einfach abzulehnen, sondern darzustellen, warum eine solche Abgabe das Problem nicht löst.
Das hat auch personelle Ressourcen gebunden, die Sie für andere Projekte brauchen. Womit beschäftigt sich die Kämmerei aktuell?
Wir setzen zum einen die Dinge um, welche vom Gemeinderat beschlossen wurden: Die Einführung der Zweitwohnungssteuer oder auch die Umstellung der Hebesätze bei der Grundsteuer. Das ist nicht mit einem Klick in einem Programm erledigt. Zum anderen arbeiten wir aber auch an grundsätzlichen Veränderungen oder Verbesserungen.
Können Sie das konkretisieren?
Zum Beispiel möchten wir das Haushaltberichtswesen anpassen. Bislang wird noch zu sehr auf einzelne Posten oder Budgets geschaut, so, wie es die Kameralistik vorsah. Nach der doppischen Haushaltsführung geht es aber darum, das Gesamtbudget zu betrachten. Da gibt es noch Luft nach oben.
Sehen Sie weiteres Verbesserungspotenzial?
Das sieht man als Ausstehende, denke ich, immer, ohne das Bestehende infrage stellen zu wollen. Ich gebe zum Beispiel Impulse für Fördermittel und Zuschussprogramme, um zu sehen, wo die Stadt noch profitieren kann. Auch die Aufstellung einer Richtlinie zur Geldanlage, die kürzlich im Gemeinderat vorgestellt wurde, gab es in der Verwaltung noch nicht.
Bedingt durch die Corona-Pandemie konnten Sie Rheinfelden vielleicht nicht so kennenlernen, wie das eigentlich nach einem Jahr üblich wäre. Haben Sie dennoch das Gefühl, in der Stadt angekommen zu sein?
Corona hat es nicht einfach gemacht, das stimmt. So ein Umzug unter Pandemiebedingungen ist schon eine Herausforderung. Auch der normale Arbeitsalltag fehlt natürlich, da viele Mitarbeitende im Homeoffice sind. Aber alles in allem kann ich sagen, dass ich angekommen bin.