Rheinfelden Im Herbst soll in Rheinfelden wieder ein Jugendparlament (Jupa) gewählt werden. Das Jupa hatte es zuvor mehr als 20 Jahre gebeben, bis das Projekt 2017 an mangelndem Interesse der Jugendlichen gescheitert war. Nico Kiefer, der bislang letzte Jupa-Vorsitzende, spricht im Interview über die Hürden und Chancen des Neustarts.
Herr Kiefer, was hat Sie als Jugendlicher motiviert, fürs Jupa zu kandidieren?
Nico Kiefer: Wir haben uns damals mit den Jusos im Jugendparlament vorgestellt. Daraufhin wurde ich gefragt, ob ich nicht auch selber mal kandidieren möchte. Ich war schon damals ein politisch interessierter Mensch. Da war es für mich dann logisch, dass ich mitmache. Da ich als SPD-Mitglied schon ein bisschen Sitzungs- und Gremienerfahrung hatte, hat es sich dann auch angeboten, Jupa-Vorsitzender zu werden. Es hat mir schon immer viel Spaß gemacht, Ideen unter die Leute bringen. Das Jupa war aus der heutigen Sicht eine tolle Übung fürs spätere Leben.
Wieso ist das Rheinfelder Jugendparlament damals gescheitert?
Nico Kiefer: Die Sitzungen wurden immer weniger besucht. Am Ende haben sich nicht mehr genug Kandidierende für die Wahlen gefunden. Die Wahlen wurden zweimal verschoben. Sie sind dann auch im zweiten Anlauf gescheitert. Das war das endgültige Aus.
Woran lag das?
Nico Kiefer: Die Entwicklung hat sicher schon ein paar Jahre zuvor angefangen. Man hatte vor allem versucht, die Kandidatenliste zu füllen und dafür hauptsächlich Werbung im Jugendzentrum gemacht. Aber das Jugendzentrum steht eigentlich für ein ganz anderes Programm. Als Jupa-Mitglied sollte man Verantwortung übernehmen und Politik machen. Man ist eben nicht nur Teil einer Partyorganisation. Das war vielen Jugendlichen bei ihrer Kandidatur nicht so ganz klar. Man hat da eine falsche Erwartungshaltung geschaffen. Außerdem hat es an einer guten Durchmischung gefehlt, was die Ortsteile anbelangt. Es ist allerdings in Rheinfelden auch wirklich schwierig, ein Jugendparlament zu haben, das sich nicht nur aus Jugendlichen aus der Kernstadt zusammensetzt. Zudem gab es natürlich auch immer mal wieder Streit. Debatte muss man eben erst lernen.
Was war Ihr persönlicher Höhepunkt in Ihrer Jupa-Zeit?
Nico Kiefer: Als junger Mensch war es für mich sicher ein Highlight, starke Anknüpfungspunkte zur Stadtverwaltung zu haben. Wir durften im Sitzungssaal tagen, wo auch der Gemeinderat tagt. Das ist eine sehr schöne Form, dass man nicht einfach irgendwo im Stuhlkreis sitzt, sondern einen angemessenen Rahmen hat. In dem Alter ist einem das vielleicht noch gar nicht so bewusst, dass es etwas besonders ist, dass der OB die Sitzungen besucht und einem zuhört.
Wofür braucht es eigentlich überhaupt ein Jugendparlament?
Nico Kiefer: Das Jupa ist zum einen ein Sprachrohr der Jugend. Aber man hat eben auch ein Ohr bei der Verwaltung, die normalerweise recht weit weg ist vom jugendlichen Leben. Jugendliche haben normalerweise eine schwache Stimme in der Politik. Gerade wenn man sich den Altersschnitt mancher Gremien anschaut, sind sie massiv unterrepräsentiert. Jugendliche sind auch demografisch in der Minderheit. Sie müssen der Mehrheit sagen „Stopp! Jetzt reicht es“, wenn ihre Interessen nicht beachtet werden. Das ist bei vielen Themen überfällig. Das Jugendparlament kann ein guter Einstieg dafür sein.
Welche Hoffnungen setzen Sie als kommunalpolitisch engagierter Erwachsener in den Neustart des Projekts?
Nico Kiefer: Ich würde den zukünftigen Jupa-Mitgliedern gerne mitgeben, welche große Chance sie haben. Es kann eine Grundsteinlegung sein für das Bewusstsein, wie bunt unsere Gesellschaft sein kann und wie gut wir diskutieren können. Und dass wir zu guten Ergebnissen kommen, wenn wir tolerant miteinander umgehen. Ich habe die Hoffnung, dass die Jugendlichen das im „Doing“ lernen. Das Jupa kann eine richtig tolle Möglichkeit sein, Gesellschaft zu üben, unseren Staatsaufbau von ganz unten kennenzulernen und vielleicht auch zu verstehen, warum Politik manchmal so kompliziert und schwierig ist.
Einige Jugendliche überlegen vielleicht gerade, ob Sie sich für die Wahl aufstellen lassen und einen Teil ihrer Freizeit fürs Jupa opfern wollen. Warum ist es sinnvoll, sich zu engagieren?
Nico Kiefer: Da gibt es zwei wichtige Punkte: Zum einen kann man im Jugendparlament konkrete Ziele vorantreiben und umsetzen. Der Vorsitzende des Jugendparlaments kann eine Stellungnahme im Gemeinderat zu Themen der Jugend abgeben oder sogar ein Thema auf die Tagesordnung setzen lassen, sodass sich der Rat damit befassen muss. Das kann schon mal ein Anstoß für größere Projekte sein. Zum anderen ist das Jupa auch eine gute Vorbereitung aufs spätere Leben. Im Berufsleben hilft es, wenn man gelernt hat, wie man andere von seiner Meinung überzeugt und Menschen motiviert und begeistert. Das muss man als Führungskraft in einem Unternehmen, aber genauso auch als Trainer in einem Sportverein können.
Welche Eigenschaften sollte man als Jupa-Kandidat mitbringen?
Nico Kiefer: Das Jupa braucht ein sehr buntes Team. Man braucht viele Ideen und diskutierfähige Jugendliche. Es braucht Leute, die auf Menschen zugehen können, die begeistern können. Aber genauso auch solche, die anpacken. Am Ende ist es also ein bisschen wie in einem Verein.
Fragen: Stefan Ammann