Rheinfelden Ingo Kitzmann hat schon den Linzgau-Shuttle am Bodensee mitgestaltet und einigen weiteren Bürgerbus-Projekten auf die Beine geholfen. Nun will er auch in Rheinfelden tätig sein und stellt erst mal klar: „Bürgerbus“ ist juristisch gesehen das falsche Wort, es ist eigentlich ein sozialer Fahrdienst, der in Rheinfelden entstehen soll. Das war auch schon in der Sitzung des Sozialausschusses vor der Sommerpause deutlich gemacht worden. Ein Bürgerbus hätte nach den aktuellen Regeln zu viel Aufwand bedeutet.

Aber ganz ohne juristische Feinheiten geht es auch beim sozialen Fahrdienst, den ein gemeinnütziger Verein betreibt, nicht. Denn zwei Drittel der Passagiere müssten bestimmten Kriterien entsprechen, damit der Fahrdienst die Gemeinnützigkeitsregelung erfüllt. Dazu gehören unter anderem Armut, ein Alter über 75 Jahre oder eine Schwerbehinderung. In der Praxis sei dies aber kein Problem, sagt Kitzmann im Gespräch mit der Redaktion. Beim Linzgau-Shuttle treffe eines der Kriterien auf 80 Prozent der Fahrgäste zu. Ein sozialer Fahrdienst könne die Passagiere auch nach Lörrach ins Krankenhaus, zum Landratsamt oder zu einem Arzt in einer anderen Gemeinde bringen.

Was braucht es in Rheinfelden, damit der Bürgerbus – respektive soziale Fahrdienst – gelingt? Fahrer, Disponenten und einen Vorstand für den dazugehörigen Verein, sagt Ingo Kitzmann im Gespräch weiter. Diese sollen sich im besten Fall bei einer Infoveranstaltung am Mittwoch, 17. September, ab 18 Uhr in der Alban-Spitz-Halle in Rheinfelden-Minseln finden. Dabei werden auch Kitzmann selbst und weitere Aktive des Linzgau-Shuttles den Interessierten Rede und Antwort stehen.

Für einen Bus bräuchte es zehn Fahrer, fünf Ersatzfahrer und etwa sieben bis acht Disponenten. Dann hätte jeder Fahrer und jeder Disponent pro Woche eine Schicht. Bei zwei Fahrzeugen stiegen die Zahlen entsprechend, aber auch Abendschichten rückten dann in den Bereich des Möglichen, um Leute zu Konzerten oder anderen Veranstaltungen zu bringen. Vielleicht interessiere ja die Veranstaltung auch den Fahrer, dann ergänze sich dies gut. Dasselbe gelte auch für Gottesdienste am Wochenende. Mit zwei Bussen ließe sich auf jeden Fall in Rheinfelden sehr viel machen, betont Kitzmann.

Die Rolle des Disponenten dürfe dabei nicht unterschätzt werden, sagt der Experte. Diese nehmen die Anrufe der Fahrgäste an, schauten, welche Termine und Fahrten möglich seien und legen dann die Route der Fahrer fest. Auch fragen sie, wer etwa mit dem Rollator unterwegs ist oder andere Hilfe benötigt, damit auch dies in der Planung berücksichtigt wird. Unterstützt werden könnten die Disponenten dabei von einer Software, die sich schon beim Linzgau-Shuttle bewährt habe, erzählt Kitzmann. Für die Anpassung der Software auf die Stadt Rheinfelden wäre es daher hilfreich, einen computeraffinen Helfer für den Verein zu gewinnen.

Die Rheinfelder Fahrer und Disponenten würden auch an den Bodensee eingeladen, um den Linzgau-Shuttle – immerhin der größte soziale Fahrdienst in Baden-Württemberg – in Aktion zu erleben. Dieses Angebot sei zuletzt sehr gewachsen, verbinde eine Reihe von Gemeinden und verfüge auch über mehrere Fahrzeuge, so Kitzmann. Und dann gelte es, in Rheinfelden dann neue Mitglieder über Erfolge beim Start zu gewinnen. „Am Anfang braucht es ein Fahrzeug, und dann muss gefahren werden“, stellt Kitzmann klar. Zuvor müsse aber noch der dazugehörige Verein gegründet werden. Das könnte im Frühjahr passieren, dann könnten rund um Pfingsten die ersten Fahrgäste einsteigen.

Am liebsten wäre es ihm, wenn auch Schwörstadt schon von Anfang an mit vertreten wäre, sagt Ingo Kitzmann. Zumindest sollte man es im Hinterkopf behalten – genauso wie auch die Schweizer Schwesterstadt Rheinfelden. Kitzmann selbst befasst sich seit dem Jahr 2011 mit verschiedenen Mobilitätsmodellen. Damals war der Dozent für Wirtschaftsingenieurwesen mit Studenten ein Mobilitätsprojekt angegangen, wie er sagt – ein Thema, dem er sich bis heute widmet.

Die Info-Veranstaltung zum Bürgerbus findet am Mittwoch, 17. September, 18 Uhr, in der Alban-Spitz-Halle in Minseln statt.