Dank der Überbrückungshilfen kommt das Kino Rheinflimmern auch finanziell durch den Lockdown. Bei einer Öffnung reichen die Zeitfenster womöglich nicht aus, um alle aufgeschobenen Filme zu spielen. Der seit November geltende Lockdown für kulturelle Einrichtungen wurde bis Ende Januar verlängert. „Im Moment droht kein finanzielles Debakel“, sagt Kinobetreiber Bernd Gschöpf.
„Überspitzt gesagt, hat man aber irgendwann ein finanzielles Debakel, wenn das Kino zwei Jahre zu ist.“ Gschöpf führt aus, dass die Finanzplanung für das Rheinflimmern den normalen Spielbetrieb ab September oder Oktober vorsieht. „Von daher haben wir noch keine Engpässe. Wenn es aber länger dauert, kommt es darauf an, wie viel Geld da ist und woher es kommt.“ Eine Vorausplanung ist angesichts der Corona-Pandemie nur schwer möglich. In den vergangenen Jahren hat Gschöpf hohe Investitionen in das Rheinflimmern getätigt: Säle und Sanitäranlagen renoviert, bessere Projektoren und größere Leinwände installiert, die Tontechnik aufgerüstet und den Thekenbereich erneuert. Die Maßnahmen hält er immer noch für richtig. Für ihn stellt sich eher die Frage, wie er weitere geplante Investitionen umsetzen kann. „Das große Problem ist der fehlende Umsatz 2020, da wir unser Eigenkapital zur Kostendeckung einsetzen.“
Freude über Fördermittel
Positiv ist, dass das Kino nicht durch das Förderraster fällt und Geschöpf zahlreiche Mittel beantragen konnte. Auch die November-Hilfe und die Überbrückungshilfe II wird er über den Steuerberater nun beantragen. Nachteilig betrachtet er, dass bisher nur die Hälfte der beantragten Gelder geflossen sind. „Ich verstehe, warum das über Steuerberater gemacht werden muss, aber die Bearbeitung dauert zu lange.“
Bei den Überbrückungshilfen rechnet er mit mindestens sechs Wochen Bearbeitungszeit. Schnell hingegen kam die Abschlagszahlung auf die November-Hilfe, nach fünf Tagen ging schon das Geld ein. Bernd Gschöpf möchte sich aber gegen den Eindruck wehren, dass die Branche (zu) viel Geld bekäme. Nur 90 Prozent der umlagefähigen Fixkosten werden erstattet und auch Fördergelder sind an reguläre Fördergrundsätze gebunden. „Das bedeutet, man bekommt nicht unbedingt die Gelder, die man bräuchte, um die Kosten zu decken.“
Vertrauen in die Filmfreunde
Gschöpf geht davon aus, dass die Besucher wieder ins Kino kommen, wenn es möglich ist. Mit einer Facebook-Kampagne will er auch dafür werben. Da ein Öffnungstermin aber noch nicht feststeht, kann er derzeit nicht sagen, welche Filme dann gespielt werden. „Starttermine sind zwar schon geplant, aber es ist unsicher, ob die gehalten werden können. Ein Bond-Film wird erst kommen, wenn die Kinos wieder geöffnet haben“, sagt Gschöpf. „Das kommt auch darauf an, ob Kinos in anderen Ländern öffnen können.“ Es gibt auch eine Reihe deutscher Filme, die beim Kinopublikum gut ankommen dürften, allerdings kann er nicht einschätzen, ob die Verleiher einen längeren Lockdown noch durchhalten. Warner etwa hat seine Filme in den USA beim Sender HBO herausgebracht. „Ich erachte die Aktion von Warner mit HBO in den Staaten aber nur als temporär, wenn die Kinos dort wieder offen sind, laufen die Filme auch wieder in die Kinos.“
Für den deutschen Kinomarkt wurde noch kein Film gestrichen, nur die Starttermine verschoben. „Das Problem ist eher, dass wir nicht genug Zeitfenster haben, alle Filme zu spielen, wenn wir wieder öffnen dürfen.“ Online-Streamingdienste bereiten Gschöpf nur geringe Sorgen. Diese seien nicht so beliebt, wie den Kunden glauben gemacht werden soll. „Disney+ schreibt trotz des exklusiven Mulan-Angebots rote Zahlen und schon nach einer Woche lief der Film bei anderen Anbietern. Auf Netflix verschwindet man in einem Nirwana von Filmen und findet nicht, was man sehen will. Wenn man alle guten Filme sehen will, bräuchte man vier oder fünf Anbieter. Ich glaube nicht, dass das für uns eine Konkurrenz darstellt. Es ist schon so, dass die Leute große Filme im Kino sehen wollen.“
Die Zusammenarbeit mit dem Verein Stadtkino, dem seit Oktober Frank Philipps vorsitzt, soll bei der Öffnung wieder fortgesetzt werden. „Im Moment können weder wir noch der Verein etwas machen, aber es ist so, dass wir die Reihe ‚Unser Film‘ wieder aufleben lassen wollen.“
Gschöpf hofft, dass die Pandemie-Situation sich bessert. Wichtig sei es, dass die Leute die AHA-Regeln auch zu Hause einhalten. „Es nützt ja nichts die Kinos zu schließen und zehn Leute hocken beim Kumpel auf dem Sofa, schauen einen Film und stecken sich gegenseitig an.“ Ebenso wenig nütze es, wenn die Kinos öffnen dürften, während Handel und Gastronomie noch geschlossen sind, da die Attraktivität der Innenstadt durch das Zusammenspiel aller entsteht.