Seit sechs Jahren steht er fast jeden Dienstag – außer er hat einen wichtigen Privattermin – von 8 bis 11 Uhr auf dem Parkplatz und sammelt Papier. Wobei das Wort sammeln ein großzügiger Begriff ist. Der 72-Jährige schaut, dass das Altpapier im Container landet, er ist behilflich beim Hineinstauchen und er ist vor allem ein sympathischer Ansprechpartner. Roland Schäuble engagiert sich ehrenamtlich im Quartier und das macht ihm großen Spaß. „Der Container hier in der Siedlung ist so praktisch und der Herr Schäuble ist sehr hilfsbereit. Und manchmal bekomm ich von anderen Papier-Bringern Zeitschriften“, schwärmt eine ältere Dame. Sie wohnt nicht weit weg vom Paulussaal und transportiert das Altpapier in einer Schachtel auf dem Gepäckträger ihres Fahrrades zur Sammelstelle.
Die Altpapiersammelstelle ist für ein paar Frauen und einen Mann so etwas wie eine Illustrierten-Börse. „Jeder von ihnen bringt Freizeit-Revue, Gala, Lisa & Co. fein sortiert vom anderen Papier mit und sie tauschen untereinander die Heftchen aus“, erzählt Roland Schäuble. Auch er wirft gerne ein paar Blicke in die Klatsch-Lektüre, feine Kochrezepte haben es ihm angetan. Zu den ganz frühen Kunden zählt Harald Baumgartner aus Karsau. „Ich komme jeden Dienstag. Ich entsorge mein Papier am liebsten hier, die Blaue Tonne brauch ich nicht.“
Inzwischen ist es kurz nach zehn Uhr und durch das Kommen und Gehen ist viel Bewegung rund um den Container. Ein Mann zieht seinen Reisekoffer hinter sich her, ein anderer schiebt einen Schubkarren vor sich her, eine ältere Dame benutzt ihren Rollator als Transportmittel für Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Prospekte. Horst Homberger erzählt: „Ich sammle Gratiszeitschriften und Werbung, die aus den Briefkästen fallen. Die gebe ich dann jede Woche hier ab.“
Edelgar Müller erzählt davon, dass sie sich mit dem Nachbarn alle zwei Wochen mit der Papierentsorgung abwechselt. Und ein Mann aus der Müßmattstraße gesteht lachend: „Ich bin auch jeden Dienstag hier, daheim ist nämlich Rauchverbot.“ Roland Schäuble hilft zügig, eigentlich hat er die ganzen drei Stunden immer etwas zu tun. Ist mal etwas Kartonage in der Lieferung dabei, so nimmt er sie mit nach Hause, um sie dann auf dem Werkhof zu entsorgen. Auch gut erhaltene Bücher sortiert er aus und gibt sie an die Arbeiterwohlfahrt weiter. Es ist eine gemütliche Atmosphäre im Freien, egal ob die Sonne scheint oder nicht. Manche Leute sind flugs wieder weg, für andere ist es ein Treffpunkt.
Annahme an der Papiersammelstelle Blauenstraße auf dem Parkplatz Paulussaal ist immer am Dienstag von 8 bis 11 Uhr.