Wegen der Corona-Pandemie war der Recyclinghof in der Werderstraße für drei Wochen geschlossen. Als er dann wieder öffnete, war die Situation mitunter chaotisch. Das zumindest erzählen Leser, die sich an die Zeitung gewendet haben. Aktuell scheint sich die Situation aber wieder zu normalisieren.
In einem Schreiben an die Redaktion beklagt etwa Leserin Irmengard Lützelberger einen „unzumutbarer Zustand am Receyclinghof Werderstraße“. Da der Recyclinghof nur von der Mouscron-Allee aus angefahren werden darf, käme es zu gefährlichen Wendemanövern auf der Kreuzung der Werderstraße zur Mouscron-Allee und es bilde sich ein Rückstau, der auch die Einfahrt der danebenliegenden Gärtnerei blockiere. Sie kritisiert, dass der Hof nur an zwei Vormittagen und zwei Nachmittagen geöffnet hat und verlangt zusätzliche Öffnungszeiten, um den Bürgern ein umweltfreundliches Wiederverwerten statt einer „wilden Müllentsorgung“ zu ermöglichen.
Der Wunsch nach längeren Öffnungszeiten wurde an die Abfallwirtschaft Lörrach für mehrere Recyclinghöfe herangetragen, bestätigt Johannes Steffan, kommissarischer Leiter der Abteilung Entsorgung und Logistik. „Spontane Änderungen der Öffnungszeiten sind nicht so einfach möglich, da allen unseren Recyclinghöfen Bau- und Betriebsgenehmigungen zugrunde liegen, in denen die Öffnungszeiten festgelegt sind“, erklärt Steffan. Bei einer Verlängerung der Öffnungszeiten müssten die Genehmigungen angepasst werden, wofür in einem längeren Prozess die Umweltanforderungen neu bewertet werden müssten.
Längere Öffnungszeiten würden außerdem zusätzliche Kosten bedeuten, die der Abfallwirtschaft schon durch Corona-bedingte Maßnahmen entstehen. „Als Abfallwirtschaftsbetrieb bewegen wir uns immer in einem Spannungsfeld zwischen Kundenorientierung und stabilen Abfallgebühren“, sagt Steffan. Zudem müsste dafür neues Personal ausgebildet oder angestellt werden, was auch nicht problemlos möglich sei. „Wir müssen die Container auch entleeren. Das kann man nicht spät oder früh machen“, sagt Iwan Weber, Disponent beim Recyclingunternehmen Remondis. Längere Öffnungszeiten würden nicht viel nutzen, da es auch Zeiträume gibt, in denen kaum Kunden den Hof anfahren, meint Weber. Seit Montag dieser Woche habe sich die Situation zudem wieder normalisiert. Als ein Reporter am Donnerstagvormittag vor Ort war, musste niemand warten. Es hätten sogar mehr Personen auf den Hof gedurft. „So lange die Leute daheim waren, sind sie mit allen Kleinigkeiten gekommen“, sagt Weber.
Steffan erklärt, dass die Recyclinghöfe für drei Wochen schließen mussten, weil so ein großer Andrang herrschte und keine Abstandsregeln eingehalten wurden. Nach der Wiedereröffnung kam es erneut zu einem Andrang, ebenso in den Pfingstferien. „An allen Recyclinghöfen kam es in machen Wochen zu Stoßzeiten. Das lässt sich mit den Regeln nicht vermeiden.“
Auf dem Recyclinghof gilt eine Mund- Nasenschutz-Pflicht und ein Abstandsgebot von zwei Metern. Der Einlass von Personen wurde daher auf zehn Pkw begrenzt und die Zufahrt nur aus Richtung der Mouscron-Allee erlaubt, damit alle Kunden in einer Wartereihe stehen, erklärt Steffan. Auch Fußgänger und Radfahrer müssen sich einreihen, das kontrolliert ein Mitarbeiter. Anstelle von drei Mitarbeitern sind in der Werderstraße nun vier im Einsatz, was vorher nur an Wochenenden der Fall war. Zu Rückstaus kam es vor allem in der „heißen Corona-Phase“ und während der Ferien, so Steffan.
Bei der Abnahme gibt es keine Einschränkungen. Die Öffnungszeiten wurden nicht reduziert. „Annahme und Transportlogistik funktionieren, Absteuerung, Entsorgungs- und Wiederverwertungsketten ebenfalls“, sagt Steffan und Weber ergänzt: „Wir sind übervoll.“ Die Wertstoffe werden zwar abgeholt, teilweise komme es zu Verspätungen, Engpässe habe es aber keine gegeben.
„Wir bitten unsere Kunden, Abfälle zunächst zu Hause zu sammeln und die Recyclinghöfe erst aufzusuchen, wenn eine größere Menge vorhanden ist“, so Steffan. Er rät auch dazu, vorübergehend andere Entsorgungswege etwa für Altglas oder Elektroschrott zu nutzen, sowie Sperrmüll und Altholz abholen zu lassen.