Dora Schöls

Die Sozialstation der Caritas in Rheinfelden funktioniert auch unter Corona-Bedingungen – jedenfalls in Teilen. Das wurde beim Besuch der Frauenunion in dieser Woche deutlich. Die CDU-Frauen, die bei ihrer Zuhör-Tour auch den Kindergarten St. Michael und das Familienzentrum besuchen, wollen hören, wie es den Einrichtungen geht: „Und fragen, wie wir unterstützen können“, sagte Cornelia Rösner.

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Der ambulante Pflegedienst der Sozialstation sei in Rheinfelden aufgrund von Corona nicht reduziert worden, sagte Leiterin Stephanie Grün. Die Versorgung könne weiter geleistet werden, allerdings hätten manche Pflegebedürftige die Besuche eingeschränkt, aus Angst vor Ansteckung. „Außer dass wir mehr auf die Schutzmontur achten, was zeitaufwendig ist, hat sich für uns nichts geändert.“ Nur das Essen auf Rädern habe zugenommen.

Schließung während des Lockdowns

Anders sieht es bei der Tagespflege aus, diese musste im Lockdown schließen. Zwar habe man im Juni wieder öffnen können, sagte Leiterin Inge Thoma. Aber nur mit der Hälfte der Gäste: 13 von 24 durften kommen. Diese seien in zwei Gruppen aufgeteilt, unter denen es keine Kontakte geben dürfe, auch nicht unter den jeweils zwei Pflegekräften. Hinzu kämen strenge Vorgaben. Bei jedem Gast müsse erst bei Abholung zuhause und dann bei Ankunft in der Tagespflege Fieber gemessen werden. In den Bussen habe man für 1500 Euro pro Stück Plexiglasscheiben eingebaut.

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Besonders schlimm für Thoma ist, dass eben die Hälfte der Gäste nicht kommen darf: Wer sich nicht an die Hygieneregeln halten könne, wer zu unruhig sei, müsse zuhause bleiben, um die anderen nicht zu gefährden. Die Not sei groß, die Warteliste lang. „Aber auch was das mit den Gästen und den Mitarbeitern macht, diese ständige Angst im Nacken: Wie geht es weiter? Das ist immens“, sagte Thoma.

„Wir kriegen das nur gemeinschaftlich hin“, sagte Rolf Steinegger, Geschäftsführer der Caritas Hochrhein. Wichtig sei ein gutes Netzwerk vor Ort. Finanziell schaffe die Sozialstation es durch das Jahr. Die Mindereinnahmen bekomme man alle durch den Rettungsschirm der Bundesregierung wieder rein, unbürokratisch und schnell. Auch die Kirchen und die Stadt ließen die Sozialstation nicht hängen.

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Die Caritas hatte die Stadt im Sommer gebeten, den Zuschuss zu erhöhen. Diese „sicher gerechtfertigte Bitte“ habe man mit Blick auf die Haushaltslage nicht erfüllen können, sagte Armin Zimmermann, Leiter des Amts für Familie, Jugend und Senioren. Die Sozialstation bekomme von der Stadt jährlich 45.000 Euro.

Im Gespräch mit der Frauenunion ging es auch grundsätzlich um die Situation der Pflege. Seit Einführung der Pflegeversicherung vor 25 Jahren, die den sehr guten Rechtsanspruch auf Pflege mit sich gebracht habe, so Steinegger, hätten sich inzwischen viele Anbieter vom Markt wieder verabschiedet. Für viele private Anbieter lohne es sich nicht. Es sei mittlerweile eine Frage der Daseinsvorsorge.

Bürokratie in der Kritik

Ärgerlich sei auch die komplizierte Bürokratie, die oftmals einer guten Pflege im Wege stehe und die in den vergangenen Jahren schlimmer geworden sei. Als Beispiel nannte Steinegger eine kinderlose Beamtin, die dement ist und daher ihre Rechnungen nicht mehr selbst einreichen kann – also bekomme sie das Geld nicht wieder. Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller fragte nach dem aktuellen Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (auch CDU), den Eigenanteil der Pflegebedürftigen auf 700 Euro im Monat zu deckeln und Pflegekräfte nach Tarif zu bezahlen. Das sei eine richtig gute Idee, sagte Steinegger.