Schopfheim – Der Schopfheimer Bäckermeister Fritz Trefzger ist erleichtert: Nach langer und schwieriger Suche hat er einen Nachfolger für seine Bäckerei und Konditorei mit Café im Stadtzentrum gefunden. Bennet Scheibler, Bäcker und Konditor aus dem Steinener Ortsteil Schlächtenhaus-Hofen, wird die Bäckerei übernehmen.

Fritz Trefzger und seiner Ehefrau Christine haben längst das Rentenalter erreicht, der Chef – Ehrenobermeister der Bäckerinnung – steht mit 69 Jahren noch jede Nacht in der Backstube, setzt Teig an, formt Brezeln, gibt Brote in den Ofen. „Wir haben jemanden gefunden, der wirklich handfestes Interesse und nicht irgendwelche Phantom-Absichten hat“, sagt Trefzger. Für den Chef der – neben der benachbarten Bäckerei Adolph – letzten Familienbäckerei Schopfheims kam es nicht infrage, Backstube und Café an den meistbietenden Investor zu verkaufen. Das, so sagt er lachend, sei ihm von vielen nahegelegt worden. „Und wir hatten einen Investor da, der hätte alles gekauft. Wir hätten eine Riesensumme gehabt.“

Als vor Monaten Gerüchte die Runde machten, er schließe sein Geschäft, wiegelte er ab. „Es geht uns um die Stadt und die Kunden. Wenn ich die jeden Tag sehe, im Geschäft und an der Theke, dann ist das schon etwas Besonderes.“ Auch die teils langjährigen Mitarbeiter sollten nicht vor die Tür gesetzt werden. „Alle möchten bleiben, und alle können bleiben“, sagt der Noch-Chef. Formal wird Trefzger die Immobilie vermieten, Laufzeit vorerst zehn Jahre.

Im Bäckereihandwerk ist der Fachkräftemangel groß, die Arbeitszeiten sind hart, der Job anstrengend, die Anforderungen – auch bei der Bürokratie – sind hoch. Als Chef der Bäckerei muss nicht nur das Handwerk sitzen, sondern auch der kaufmännische Teil. Dann gibt es die Konkurrenz durch Backautomaten und Backtheken in Discountern und Supermarkt-Ketten sowie Bäckerei-Ketten. Trefzger ist trotzdem sicher: Qualität und Tradition haben Zukunft.

„Wir investieren lieber in eine junge Familie und in die Zukunft der Bäckerei“, sagt Trefzger über seinen Nachfolger Bennet Scheibler, und: „Ein Konditormeister, der alles mitbringt.“ Scheibler werde das Sortiment größtenteils übernehmen, auch Raritäten wie Pfefferseelen oder „Bandidos“. Die Stammkunden sollen einen sanften Übergang erleben, auch das Mittagstisch-Angebot soll es weiter geben – „was aber nicht heißt, dass es nichts Neues gibt“, so Christine Trefzger.

Café und Backstube werden renoviert und es gibt einen neuen Namen. Das bereitet Fritz Trefzger Wehmut: „Seit 71 Jahren trägt diese Bäckerei den Namen Trefzger, seit 1. April 1954.“ Trefzger backt in zweiter Generation. „Er leidet“, sagt seine Frau mit trockenem Humor zum Abschied vom Namen „Trefzger-Bäck“. Am Karsamstag wird die Bäckerei zum letzten Mal unter dem aktuellen Namen öffnen. „Ein kleines Fest wird es vielleicht geben“, sagt Trefzger, der schmunzelnd hinzufügt: „Wer noch Gutscheine hat, soll sie bis dahin einlösen. Sonst gibt‘s Kuddelmuddel.“