Schopfheim – Nach der 20-prozentigen Mieterhöhung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus des Evangelischen Sozialwerks Wiesental (ESW) kehrt keine Ruhe. Eine Bewohnerin nahm jetzt die Mieterhöhung zum Anlass, ihr Appartement zum Februar zu kündigen. Auch andere Mieter und Angehörige sind erbost wegen der kräftigen Erhöhung der Kaltmiete, die kurz vor Weihnachten in den Briefkästen der ersten Mieter lag.

Es sei der Stil, der sie befremde, sagen die Bewohner. Immer wieder verweisen sie mündlich wie schriftlich auf den christlich-sozialen Charakter des Hauses. Bereits in einem ersten Schreiben an die betroffenen Parteien hatte der neue Geschäftsführer Matthias Lang mit juristischen Konsequenzen im Falle von Widerstand gedroht. Dieser fiel nun überaus heftig aus. Das Evangelische Sozialwerk Wiesental sah sich mit Vergleichen von „Miethaien und Heuschrecken“ konfrontiert. In Folgeschreiben wies die Geschäftsführung darauf hin, dass auch ein christlich-sozial geführtes Haus betriebswirtschaftlichen Zwängen unterliege. Lang erklärte, dass Nachfinanzierungen bei der Fertigstellung des Neubaus vor fünf Jahren die Mieterhöhung für die acht Erstmieter erforderlich mache. Die Miete steigt von 16 auf 19,20 Euro je Quadratmeter. In der Begründung werden drei Vergleichsmieten aufgeführt, alle mit einem Quadratmeterpreis von 19,20 Euro – aus demselben Haus stammend, was gesetzlich zulässig ist.

Von den Betroffenen und deren Angehörigen wird dies dennoch als „perfide“ angesehen. Sie argumentieren, dass in einem anderen Seniorenheim in Schopfheim lediglich neun Euro Miete je Quadratmeter verlangt werden. Geschäftsführer Lang hält dagegen, dass er wiederum noch teurere Häuser am Oberrhein kenne. Die ESW-Geschäftsführung hatte darauf hingewiesen, dass Angebote wie Konzerte, Vorträge und Vorlesungen zum Service-Paket im Dietrich-Bonhoeffer-Haus gehören. Bewohner stellten fest, dass diese Angebote in den vergangenen Wochen zugenommen haben. Sie berichten aber auch, dass die Teilnehmerzahlen an den Veranstaltungen seit der Mieterhöhung deutlich zurückgegangen seien.

Die Stimmung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus sei aktuell auf einem Tiefpunkt. „Wir fühlen uns nicht mehr wohl hier“, heißt es in Erklärungen von Bewohnern, die gerade die frühere positive Atmosphäre geschätzt hätten. Neben der Verteuerung von teilweise 250¦Euro sei es die atmosphärische Störung im Haus, die manche zum Umdenken oder gar zum Umziehen bewege.

Weitere Bewohner sagen, dass auch sie diesen Schritt erwägen, zumal nicht bekannt ist, ob noch weitere Erhöhungen folgen. Angehörige fragten: „Vermietet das ESW nur noch an reiche Rentner?“ Sie halten die Mieterhöhung für „skandalös“. Die Angehörigen der Erstmieter haben sich mit der Sache noch nicht abgefunden. „Es ist schlimm, dass es alte Menschen trifft, die sich nicht wehren können.“