Schopfheim Es sind sehr gemischte Gefühle, mit denen Fritz Trefzger in diesen Tagen durch sein Café und seine Backstube im Pflughof geht. Der Inhaber des gleichnamigen Cafés und damit Chef von einer der beiden letzten Schopfheimer Familienbäckereien, hat das Geschäft in zweiter Generation fortgeführt und zu dem entwickelt, was es heute ist. Der 69-Jährige steht seit dem Teenageralter am Ofen, hat das Handwerk verinnerlicht – er ist Ehrenobermeister der Bäckerinnung – und hängt natürlich an seiner Bäckerei, an den Mitarbeitern, an den Stammkunden.
„Das ist schon heftig“, sagt Trefzger. Er hat seine Arbeit und seine Bäckerei so verinnerlicht, dass er sich nicht so recht an den Gedanken gewöhnen mag, dass schon in wenigen Tagen Schluss ist. Umso mehr war es sein größter Wunsch, dass er sein Lebenswerk in zuverlässige Hände geben kann. Und da wiederum hellt sich sein Gesicht auf, Trefzger beginnt geradezu zu schwärmen. „Obwohl er der jüngste von allen war, die sich hier vorgestellt haben, habe ich bei ihm das beste Gefühl“, sagt Trefzger. Daneben sitzt Bennett Scheibler und lächelt etwas verlegen. 24 Jahre ist der Nachfolger des 69-jährigen Ehrenobermeisters jung. Wie Fritz Trefzger über seinen Nachfolger spricht, kommt einem Ritterschlag gleich. „Er hat einfach ein Gespür für das Handwerk und weiß genau, was er macht“, sagt Trefzger. „Das ist das Wichtigste. Ich weiß, dass alles funktioniert, dass er es im Griff hat, dass die Kunden zufrieden bleiben und die Stadt ihre Bäckerei behält.“ Sieben Familienbäckereien zählt Trefzger auf, die es vor 20¦Jahren noch gab: „Vetter, Bender, Bienoth, Probst, Fischer, Adolph und wir.“ Zwei davon sind übrig, die letztgenannten, Trefzger und Adolph, dessen Backstube in Rufweite vom Café Trefzger liegt.
Das soll auch auf absehbare Zeit so bleiben, doch eines wird sich ändern: Der Name Trefzger wird nach mehr als 70¦Jahren verschwinden. „Scheiblerei“ wird Bennett Scheibler das Café im Schopfheimer Pflughof dann nennen. Er sei gekommen, um zu bleiben, sagt der Bäcker- und Konditormeister, der auch in diesem Profil exakt den Vorstellungen von Fritz Trefzger entspricht. Scheibler, gebürtiger Niedersachse, ist in Steinen-Schlächtenhaus aufgewachsen und kennt die Region inzwischen nicht nur aus dem Alltag, sondern auch aus der Ausbildung, die er unter anderem in Lörrach, Freiburg und Bad Säckingen absolvierte.
„Ich war jetzt auch länger auf der Suche nach einem geeigneten Betrieb“, sagt Bennett Scheibler. Der neue Chef wird das Konzept und auch das Sortiment weitgehend übernehmen und punktuell anpassen. „In Küche und Konditorei wird sich sicher etwas ändern, aber vieles bleibt. Selbst die Pfefferseelen wird es weitergeben“, kündigt er an. Auch das 15-köpfige Team wird Scheibler übernehmen. Unter Regie von Fritz Trefzger wird das Café am Ostersamstag, 19.¦ April, zum letzten Mal geöffnet sein. Am 1.¦Mai übernimmt der 24-jährige Nachfolger, ab Mitte Mai wird das Café für eine gründliche Renovierung vorerst geschlossen sein.