Schopfheim – Bereits seit 16 Jahren engagiert sich der Förderverein „Madagaskar Schul- und Kinderbücher“ in dem afrikanischen Inselstaat. Die Schopfheimer Initiative startete mit sieben Gründungsmitgliedern, inzwischen sind es 27. Doch immer noch ist der Verein wenig bekannt. Wohl auch, weil der Vorsitzende, Klaus-Christian Küspert, in Wunsiedel (Bayern) wohnt, die Mitglieder über ganz Baden-Württemberg verstreut sind und zum Teil sogar im Ausland leben.
Gegründet wurde der Förderverein von Hubert Kienzler aus Schopfheim, heute Schatzmeister des Vereins, und Klaus-Christian Küspert. Gemeinsam haben sie die Insel Madagaskar bereits bereist und so die Bedeutung des Bücherprojekts für die madagassischen Kinder und Jugendlichen vor Ort erlebt. In unzähligen Bildern und kleinen Filmen hat Küspert die Freude der Kinder und Jugendlichen über die Bücher des Fördervereins festgehalten.
Per Video-Chat berichtet Klaus-Christian Küspert bei der diesjährigen Hauptversammlung, wie alles begann: Küspert arbeitete mehrere Jahre auf Madagaskar, lebte dort mit seiner Frau und drei Kindern. 2007 erhielt der Hochschullehrer eine Anfrage von der Universität Stavanger in Norwegen, ob er jemanden auf Madagaskar kenne, der Kinderbücher auf Madagassisch verfassen könne. Der Hintergrund: Auf Madagaskar ist die Amtssprache französisch, auch an den Schulen wird in dieser Sprache unterrichtet. „Und das, obwohl auf Madagaskar nur wenige wirklich Französisch sprechen.“
Das Buchprojekt war von der Universität Stavanger auf drei Jahre befristet. Aufgrund guter Kontakte zu jungen Madagassen hatte, fand Küspert rasch ein kleines Team, das mit Freude Texte schrieb und die Bücher illustrierte. Zwischen 2007 und 2009 wurden drei Kinderbücher geschaffen – etwas bis dahin Unbekanntes, die kostenlos an Kinder und Schulen verteilt wurden.
Herausgegeben wurden die Bücher von einem eigens für das Buchprojekt gegründeten „Non-Profit“-Verlag namens Vakoka Vakiteny, was so viel wie „der Schatz des Lesens“ bedeutet. Und genau das sei auch das Ziel des Projekts: „Die Kinder sollen Freude am Lesen entwickeln. Dazu tragen schöne, liebevoll gestaltete Bücher bei, die in ihrer Muttersprache verfasst sind und etwas mit ihrer Kultur und Lebensweise zu tun haben. Bücher von jungen Madagassen für junge Madagassen.“
Die Idee: Die Kinder sollen zunächst ihre Freude am Lesen und Geschichten erzählen entdecken. Dadurch sollen sie lernen, auch ihre eigene Kultur und ihre einmalig schöne Natur stärker zu schätzen. So könnten sie später dabei mithelfen, beides zu erhalten, erklären Klaus-Christian Küspert und Hubert Kienzler. Da es auf Madagaskar keine Kinderbücher gebe, seien die Bücher in ihrer eigenen Sprache für die Kinder wahrlich ein kleiner Schatz.
Die Finanzierung aus Norwegen endete 2009. Das kindgerechte Projekt war aber bereits sehr populär und man wünschte sich sehnlichst eine Fortsetzung. So kam es zur Gründung des Fördervereins in Schopfheim. Küspert ist gebürtiger Bayer, Schopfheim und Umgebung kennt er aber gut. Seine Frau stammt aus Inzlingen bei Lörrach, er hat in Freiburg studiert.
In den vergangenen 16 Jahren erschienen im Verlag Vakoka Vakiteny insgesamt 22 Buchtitel. Sämtliche 39.000 Exemplare wurden gratis verteilt. Dies war nur durch die Unterstützung des Schopfheimer Fördervereins möglich. Wichtig sei auch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und den Schulen.
So unterstützt der Förderverein eine madagassische Lehrerin mit einem bescheidenen, aber fairen Budget. Sie soll den Lehrern ergänzend zu den Kinderbüchern pädagogische Schulungen für Literatur in der Landessprache anbieten und interessierte Jugendliche für Kurse im Illustrieren und kreativen Schreiben gewinnen. Die Lehrkräfte sind begeistert von der Initiative, zumal die Bücher nicht nur die Lesefreude wecken, sondern auch Verständnis für Demokratie und Gleichberechtigung fördern. Alles wird von idealistischen Madagassen gemacht.
Damit es möglich wird, jährlich 5000 bis 6000 Euro für Madagaskar aufzubringen – für Sonderaktionen auch schon mal ein wenig mehr –, bemühen sich die Mitglieder um großzügige Sponsoren.Es sei wichtig, dass die Mitglieder hinter dem Projekt stehen, denn der Jahresbeitrag von 25 Euro würde diesen Betrag nicht decken, so Küspert. „Jeder Euro fließt ungekürzt nach Madagaskar“. Als eine Schule in Antsirabe, südlich der Hauptstadt Antananarivo, an ihn herantrat und anfragte, ob man dabei helfen könne, eine kleine Schulbibliothek zu bauen, war der Förderverein dazu bereit. Die erste Schulbibliothek kostete insgesamt 5000 Euro und wurde 2022 fertiggestellt.
Das Besondere: Ein begabter junger Madagasse hat sowohl die Innenräume als auch das Gebäude selbst mit wunderschönen Bildern von Kinderbuchfiguren von Vakoka Vakiteny bemalt. 2023 wurde dann mit viel Eigenleistung eine zweite, etwas größere Bibliothek westlich von Antsirabe auf dem Land gebaut. Beide Einrichtungen kämen sehr gut an.
Küspert ist regelmäßig auf Madagaskar. Er hat dort persönliche Kontakte, eine seiner beiden Töchter hat den Leiter des Kinderbuchverlags geheiratet. Er freut sich, hin und wieder Rückmeldungen zu erhalten. So hat ein junger Mann, der 2007 begeistert vom Projekt war und die ersten beiden Bücher gratis illustrierte, inzwischen Grafik-Design studiert und eine eigene gut laufende Firma gegründet.
Wer Mitglied werden will, kann sich an klaus.christian.kuspert@gmail.com wenden. Spenden unter dem Stichwort an den Förderverein Madagaskar Schul- und Kinderbücher, IBAN: DE16 683 515 57000 3077286 (Sparkasse Schopfheim-Zell), BIC: SOLADES1SFH