Schopfheim Es ist jetzt drei Monate her: Am 15. Dezember startete das neue ÖPNV-Angebot des Landkreises Lörrach und der Stadt Schopfheim: der On-Demand-Verkehr LöGo. Es handelt sich um Kleinbusse, die nicht nach Fahrplan fahren, sondern auf Bestellung. Am besten geht es per App über das Mobiltelefon, aber auch telefonisch ist eine Buchung möglich. Im Wiesental ergänzt und erweitert LöGo das bestehende Bus- und S-Bahn-Netz in den Randzeiten. In Schopfheim selbst ersetzt LöGo den Citybus. Damit sind jetzt Ortsteile an das ÖPNV-Netz angebunden, die zuvor nicht angefahren wurden. Das Schopfheimer LöGo-Angebot wird von der Stadt mit rund 400.000 Euro bezuschusst und ist deshalb auch zeitlich anders zugeschnitten als das LöGo-Angebot im Umkreis.

Wie fällt die Zwischenbilanz aus?„Es läuft super. Bisher geht alles ganz klar in die richtige Richtung: nach oben. Wir sind sehr zufrieden“, sagt Uwe Mühl, der im Auftrag der Südbaden-Bus GmbH den Linienverkehr im Kreis organisiert. Bisher nutzten 4885 Fahrgäste an 85 Betriebstagen LöGo – Tendenz steigend. Mitunter seien täglich schon an die 90 bis 100 Fahrgäste gezählt worden. In den Ferien ging die Nachfrage zwar etwas zurück, doch jetzt zeige die Kurve wieder nach oben. Die Erwartungen werden bislang deutlich übertroffen. Mühl: „Experten haben uns gesagt, dass täglich 20 bis 25 Fahrgäste nach vier Wochen schon sehr gut wären. Das hatten wir schon nach den ersten zwei Tagen.“ Beim Start gab es jedoch Kritik. Moniert wurden Probleme bei telefonischen Buchungen, aber auch das Fehlen von Haltestellen. Die Haltestellen sind fast alle virtuell, weil es sowohl mehr als 100 Ein- und Ausstiegspunkte gibt. Zuletzt war nach Nachbesserungen die Kritik schon leiser geworden – einige Haltestellen wurden hinzugefügt, Callcenter-Mitarbeiter nachgeschult.

In der jüngsten Sitzung des Schopfheimer Stadtseniorenrats flackerte nochmals Unmut auf. Anlass war, dass Vertreter der Senioren sich in dieser Woche mit Vertretern von Südbaden-Bus und Landratsamt zu einem Gespräch über LöGo trafen. Vorab wollte sich Seniorenrat-Sprecher Hannes Schneider nochmals umhören, wie Senioren das Angebot aktuell einschätzen. Der Tenor war zwiegespalten. Schneider selbst berichtete, dass es „mit der Telefonreservierung offenbar immer noch nicht richtig funktioniert“. Dagmar Stettner (Seniorenbüro) sieht das etwas anders. Dass Telefonbuchungen nicht funktionieren würden, stimme so pauschal nicht. Aber: „Es hängt immer mal wieder und es kann lange dauern.“

Auch wurde bemängelt, dass es mitunter schwierig sei, die Haltestelle zu erkennen. Einige Sitzungsteilnehmer monierten auch längere Wartezeiten auf den Bus. Andere indes berichteten von sehr guten Buchungserfahrungen – via App wie über Telefon. Von Peter Ulrich, Stadtrat und Kürnberger Ortsvorsteher, gab‘s einen Tipp: Wenn es wichtig ist, zu einer bestimmten Uhrzeit anzukommen, sei es das Beste, die gewünschte Ziel-Ankunftszeit anzugeben. Er habe dies so gemacht, um in Fahrnau rechtzeitig auf die S6 umsteigen zu können. „Das hat wunderbar geklappt.“ Nicht nur Senioren, auch Kürnberger Schüler würden LöGo nutzen. Gersbachs Ortsvorsteher Andres Falk wies erneut darauf hin, dass die Trennung in zwei Bereiche mit unterschiedlichen Betriebszeiten – LöGo Wiesental und LöGo Schopfheim – aus Gersbacher Sicht unglücklich sei, zumal sich beide Bereiche überlappen. So kommen Gersbacher etwa am Samstag zwar morgens mit LöGo nach Schopfheim, aber mittags nicht zurück, weil dann Feierabend ist für LöGo Schopfheim.

Uwe Mühl räumt ein, dass es trotz aller Nachbesserungen immer noch manches gebe, „wo wir noch nachjustieren können“. Aus seiner Sicht habe sich aber die Lage bei den Reklamationen „im Vergleich zum Anfang schon sehr beruhigt“. Grundsätzlich gelte: „Der On-Demand-Verkehr ist ein app-basiertes Angebot, das eine telefonische Buchung systembedingt eigentlich nicht vorsieht.“ Dies sei aber „schon von vorneherein klar gewesen und wurde auch so kommuniziert. Ebenso wurde kommuniziert, dass eine telefonische Buchung informativ nicht die Qualität einer App-Buchung erreichen kann, weil das System eben app-basiert ist.“ Abgesehen davon: Momentan machen laut Mühl telefonische Buchungen gerade mal drei Prozent aus. Und: Dass Telefonate lange dauern, liege mitunter daran, dass es nicht einfach sei, einem Anrufer die Lage der virtuellen Haltestelle am Telefon zu erklären. Hinzu komme: Mancher Anrufer spreche tiefstes Alemannisch, auch das könne zu Verständigungsproblemen führen, da das Callcenter in Dortmund sitzt. Was Gersbach angehe: Dazu könne er nichts sagen. Dies sei Sache von Stadt und Landkreis.

Mühl sieht eine andere Kritik auf LöGo anrollen: „Ich bin gespannt, wann uns der Erfolg einholt.“ Denn: Die Fahrzeugflotte ist beschränkt – derzeit sind es sechs rote Busse, die durchs Wiesental flitzen, sieben sind es, wenn im Somme die Busse durch neue E-Fahrzeuge ersetzt werden. Klar sei: „Je mehr Fahrgäste wir haben, desto länger kann die Wartezeit werden.“