Schopfheim – Nach dem Regen in der vergangenen Woche ist der Eichener See wieder an der Oberfläche aufgetaucht – zwar in sehr überschaubarer Größe, aber immerhin. Dank der frostigen Temperaturen ist die Oberfläche zudem vereist. Auf Schildern weist die Stadt Schopfheim darauf hin, dass es aus Sicherheitsgründen untersagt ist, die Seeoberfläche zu betreten.
Dass sich der sagenumwobene See auf dem Dinkelberg gerne im Winter und Frühjahr blicken lässt, ist kein Zufall. Er hat er keinen Zulauf. Er speist sich ausschließlich aus Regen und/oder Schneeschmelze. Das Wasser sammelt sich unterirdisch in einer 40¦Meter tiefen Muschelkalk-Karstwanne. Da der karstige Untergrund des Dinkelbergs von Hohlräumen durchzogen ist, kann hier zwar kurzfristig viel Wasser einfließen, der Karst gibt das Wasser aber nur langsam wieder ab. Läuft die Wanne voll, tritt der See ab einem Wasserstand von etwa 39 bis 40¦Metern zutage.
Lange gab sein Ab- und Auftauchen Rätsel auf. Sagen ranken sich um ihn. Dazu kommt, dass mehrfach Menschen im See umgekommen sind. Darauf geht auch seine erste urkundliche Erwähnung zurück. So wird berichtet, dass 1771 fünf Menschen ertranken, als sie mit einem Boot kenterten. Als erste wissenschaftliche Beschreibung gilt ein Artikel des Karlsruher Naturwissenschaftlers Heinrich Sander, der im 18.¦Jahrhundert von diesem „merkwürdigen See“ berichtete. Es folgten danach weitere Untersuchungen, Berichte und Betrachtungen und wissenschaftliche Versuche, dem Rätsel auf die Spur zu kommen, etwa mit Färbemitteln. Letztlich brachten Untersuchungen des Geologischen Landesamts in den Jahren 1968 bis 1978 Gewissheit über das Erscheinen und Verschwinden des Sees.
Reinhard Fischbeck, Rudolf Hüttner und Werner Käß haben sich in einem 2016 erschienenen Artikel in der Zeitschriftenreihe der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg mit all diesen Betrachtungen beschäftigt. So waren anfangs in unterirdischen „Kalkgebirgen“ große Hohlräume vermutet worden, die als Wasserspeicher dienen und die bei starkem oder anhaltendem Regen den See speisen würden. Andere vermuteten, das Wasser des Sees stamme vom Berghang der Hohen Möhr.
Zwei Untersuchungen jähren sich in diesem Jahr. Im Jahr 1900 hatte Carl Brebeck aus Baden-Baden erstmals eine Seewasseranalyse erstellt, die noch im selben Jahr in den Monatsblättern des Schwarzwaldvereins erschien. Diese Messergebnisse deuteten schon damals darauf hin, dass das Seewasser angesichts seiner stofflichen Zusammensetzung nahezu ausschließlich aus Niederschlagswasser besteht und nicht aus Grundwasser – viele weitere Messungen bestätigten dies.
Vor genau 75 Jahren veröffentlichte dann Gustav Albiez, in einem Artikel in der Badischen Zeitung (Der Eichener See) die der Wahrheit schon sehr nahe kommende Theorie, dass wegen des geringen Kalkgehaltes des Seewassers das See-Einzugsgebiet auf die nähere Umgebung zu beschränken sei.