Schopfheim Das neue Stück der Spielbühne Schopfheim feierte am Freitag Premiere. Das Publikum erlebte einen kurzweiligen Theaterabend mit leidenschaftlich agierenden Darstellern.
Kurzweiliger Theaterabend
„Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“, sagt der Esel zu Hund, Katze und Hahn im Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ der Brüder Grimm. Mit diesem Satz betitelte Martin Heckmanns ein von ihm verfasstes Singspiel, das im September 2022 im Staatstheater Kassel uraufgeführt wurde. Es handelt auf teils humorvolle, teils dramatische Weise von Ausbeutung, Widerstand und Solidarität: Vier unterdrückte Haustiere – Esel, Hund, Katze und Huhn – rebellieren gegen die Misshandlungen und Demütigungen durch ihre menschlichen Peiniger und tun sich auf der Suche nach einem würdevollen und selbstbestimmten Leben zusammen.
Die in ihrem sprachlichen Duktus an Brecht erinnernde Fabel voller latenter Sozialkritik ist bei aller Unterhaltsamkeit keine leicht verdauliche Kost. Ihrem Verhalten nach werden Menschen zu Tieren, Tiere zu Menschen. Vor allem die alle Hoffnung auf ein gutes Ende zunichtemachende Schlussszene unterläuft brachial die Erwartungen der Zuschauer.
Regisseur Arnd Heuwinkel ist es gelungen, das Sechs-Personen-Stück mit seiner unterschwellig marxistischen Botschaft in frappierender Direktheit gefällig, aber auch mit aktionsgeladener Energie auf die Bühne zu bringen. Die Handlung ist gespickt mit hintersinnigem Humor, der nie in effektheischenden oder gar platten Klamauk abgleitet. Sowohl Kostüme und Ausstattung von Antonia Tittel als auch der musikalische Einsatz von Beni Reimann tragen maßgeblich zu einem eindrucksvollen Theatererlebnis bei. Ausnahmslos alle Akteure der Spielbühne erzeugten mit ihrem mal heiterem, mal nachdenklichem, mal exzessivem Spiel ein Wechselbad der Gefühle. Marianne Tittel als herrische Müllerin und Boris Heilscher in der Rolle ihres Sohnes personifizierten genial zwei menschliche Ausbeuter. Die tierischen Protagonisten wurden von Nicole Keilbach-Schmittel (Esel), Markus Funk (Hund), Stephanie Böhringer (Katze) und Nele Hoge (Huhn) verkörpert.
Sie verliehen jedem Tier einen eigenen Charakter, was dazu beitrug, die Geschichte zu einer rührenden Erfahrung zu machen. Schauspielerisch war das eine große Leistung. Auch gesanglich traten die Akteure in Erscheinung, denn wie der Esel zuvor verkündete: „Wenn der Untergang droht, ist Übermut gefragt.“ Auch der Hund ermunterte zum Singen: „Kritik muss unterhaltsam sein, sonst will sie niemand hören.“
Publikum leidet mit
Von Beginn an folgten die Besucher dem im wahrsten Sinn fabelhaften Geschehen mit wach bleibendem Interesse. Es wurde gelacht und mitgelitten. Aufmerksam folgten die Zuschauer dem Geschehen. Immer wieder gab es Szenenapplaus. Das abrupte und drastische Ende sorgte für hörbare mitleidige Ausrufe in den Besucherreihen. Letztlich bewies der lang anhaltende Schlussapplaus, wie sehr das neueste Stück im Repertoire der Spielbühne das Publikum zu beeindrucken vermochte.
Noch beim Verlassen des Schopfheimer Museums sprachen viele Besucher über das soeben Erlebte.