Schopfheim – 8 Uhr, das Thermometer zeigt fünf Grad minus. In Langenau herrscht noch Ruhe, nur in einer Halle auf dem ehemaligen Arlington-Gelände wird gewerkelt. Wo sonst der Duft nach Kaffee die Räume erfüllt, liegen nun Röhren und Geräte transportbereit, steht der große Röstofen auf einer Palette. Der Dikome-Kamerun-Verein zieht um. Die Zeit drängt, denn im März muss wieder geröstet werden, damit die Abnehmer des Glory-Halleluja-Kaffees Nachschub bekommen. „Es ist besser gegangen, als wir ursprünglich gedacht haben“, sagt Richard Renz, seit 17 Jahren Chef des Vereins. Bereits vergangene Woche haben Helfer die Anlage zerlegt. Millimeterarbeit war am Samstag gefragt, um den Ofen und die Rösttrommel zu verladen, das hohe Gefährt nach Fahrnau zu bringen und dort wieder abzuladen. Rund drei Tonnen mussten mit Staplern bewegt werden.
Seit 25 Jahren rösten die Schopfheimer Kaffeefreunde ihren Kaffee und leisten damit Entwicklungshilfe für kleine Kaffeebauern im tropischen Regenwald der Rumi-Berge in Kamerun. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass so ein nachhaltiges und ehrenamtliches Projekt seit 25 Jahren läuft“, sagt Renz. „Wenn wir aufgeben würden, sähe es für die Bauern in Kamerun schlecht aus.“ Ans Aufgeben denkt im Dikome-Verein aber niemand. 380 Mitglieder, verteilt in ganz Deutschland, unterstützen den Verein, über 40 Helfer sind jede Woche damit beschäftigt, die Kaffeebohnen zu rösten, abzuwiegen, zu verpacken, die Aufträge abzuarbeiten und die Technik in Schuss zu halten. „Das alles ohne Geld“, so der Vorsitzende. Viele Helfer sind lange dabei und haben inzwischen ein „fortgeschrittenes Alter“ erreicht. Daher freut man sich über weitere Engagierte.
Die Zahlen des Projekts sind beachtlich: 19.000 Tonnen Kaffee werden pro Jahr verkauft. Der Erlös kommt, nach Abzug der Transport- und Herstellungskosten, den Kaffeebauern zugute. Dabei mussten die Schopfheimer Kaffeeröster in letzter Zeit extrem gestiegene Kosten verkraften. Während früher das Kilo 80 Cent kostete, müssen die Kaffeeröster jetzt drei bis vier Euro bezahlen. Dazu kommt, dass der Verein Gewerbesteuer zahlt. In über zwanzig Jahren wurden laut Renz zudem mehr als eine Million Euro an Kaffeesteuern fällig.
Bisher war der Rohkaffee auf dem ehemaligen Arlington-Areal in Langenau aufbereitet worden. Nachdem die Räume gekündigt wurden, musste der Verein sich eine neue Unterkunft suchen. Fündig wurde er in der Grienmatt in Fahrnau in einem Gebäude der Baufirma Binder+Blum. In den nächsten Wochen müssen noch die Regale in der Halle montiert und 14 Tonnen Kaffee von Langenau antransportiert werden. Dieser Vorrat wird etwa bis Ende Mai reichen, dann hofft man, dass der nächste Container in Kamerun mit 18 Tonnen Kaffeebohnen gefüllt ist und verschifft werden kann.