Schopfheim „Esoterik hat denkbar wenig mit uns zu tun“, sagt Peter Bauer. Allerdings, so sagt der 79-jährige frühere Landschaftsarchitekt, ein „spiritueller Aspekt“ sei schon einbezogen. Immer am ersten Freitag des Monats stehen er und mit ihm zwischen 15 und 25 Personen auf dem Marktplatz in Schopfheim, sie singen, reden und schweigen. „Mit der Erde stehen“, ist das Thema.

Dabei legen die Initiatoren Wert auf die Feststellung, dass die regelmäßigen Freitagstreffen keine „Demo“, sondern eine Mahnwache seien. Und der Stammkreis der Teilnehmer habe auch nichts mit abgehobenem Umweltaktivismus im Sinn. Vielmehr sind es überwiegend Männer und Frauen fortgeschrittenen Alters, die sich mit Blick auf ihre Kinder und Enkel Sorgen um den Zustand der Welt, der Umwelt und des Klimas machen. 2019 von Peter und Bärbel Bauer unter dem Eindruck der „Fridays for Future“- Aktionen angeregt, gehe es, so Bauer, in erster Linie darum, „uns selbst die Klima- und Umweltproblematik in zum Teil meditativer Form bewusst zu machen, und uns gedanklich auf die Missstände zu fokussieren und zu besinnen“.

Das könnte man doch auch im stillen Kämmerchen machen und muss dazu nicht auf dem Marktplatz stehen? Man suche bewusst die Öffentlichkeit, meint Bauer auf die Frage, das sei so gewollt. Es sei ihm und den übrigen Teilnehmern wichtig, nach außen zu zeigen, dass es Menschen gibt, die sich Sorgen machen. Dabei legt er auch Wert darauf, dass man keine rein politischen Botschaften vermitteln wolle. Vielmehr werde bei jedem Treffen versucht, mit kurzen Impulsreferaten Bewusstsein zu bilden, aktuelle Probleme aufzuzeigen. Die Themen-Palette reicht dabei von Philosophischem, wie dem Appell zur Genügsamkeit, über die Erfahrungen und Gedanken einer Forscherin am Südpol, über den Erdüberlastungstag, die ökologischen Fußabdrücke, bis hin zum wirtschaftlichen Stoffwechsel. Dabei befinde man sich oft auf einer Gratwanderung, berichtet auch Ralph Dantscher, der von Anfang an zu den Teilnehmern der Freitagstreffen gehört. Man wolle nicht nur den Blick auf Katastrophen richten.

„Mit der Erde stehen“ sei auch eine Selbstbesinnung, richte den Blick darauf, wo man selbst Rücksicht auf die Erde und die Mitwelt nehme, wo man sich für die Erhaltung des Planeten engagieren könne. Daher dienten die Treffen auch der eigenen seelischen Hygiene. Und vor allem, so Dantscher, der Frage „wie komme ich damit innerlich zurecht, dass wir die Welt zugrunde richten“. Er und vermutlich auch der Stammkreis der Teilnehmer habe mit den Mahnwachen einen Platz gefunden, um sich nicht ständig nur den Ängsten auszusetzen. Man wolle immer wieder innehalten, sich mit dem verletzten Planeten verbinden und „spüren, dass wir die Erde sind“. Damit das Ganze Hand und Fuß hat, trifft sich ein Kreis von acht Männern und Frauen regelmäßig, um die Treffen auf dem Marktplatz vor- und nachzubereiten. Dabei geht es nicht nur um Themen, sondern auch um Gemeinschaft. (twi)

Zum nächsten „Mit der Erde stehen“ laden die Initiatoren am Freitag, um 17 Uhr auf den Marktplatz in Schopfheim ein.