Schopfheim – Die Sicherheitsvorkehrungen für die Fasnachtsumzüge werden gerade in vielen Kommunen erhöht. Auslöser sind die jüngsten Amok-Fahrten in München und Magdeburg. Auch in Schopfheim wurde jetzt das Sicherheitskonzept für den großen Umzug, bei dem am Fasnachtssonntag in der Regel 2000 bis 3000 Zuschauer die Strecke säumen, nochmal auf den Prüfstand gestellt. Alle Beteiligten – die Stadt, die Narrenzunft als Veranstalter und die Polizei in beratender Funktion – seien sich einig gewesen: „Jetzt muss sich was tun.“ So fasste am Freitag Cornelia Claßen (Ordnungsamt) bei einem Pressegespräch zusammen mit Bürgermeister Dirk Harscher und Oberzunftmeister Frank Pfeiffer die jüngste Entwicklung zusammen. Ziel war es, aufzuklären, was hinter einem Hilferuf steckte, den die Narrenzunft als Veranstalter am Donnerstagabend veröffentlicht hatte. Darin hatte die Narrenzunft geschrieben, dass sie dringend 15 schwere Fahrzeuge inklusive Fahrer benötige.

Noch bei der ersten Besprechung im Januar hatten die Verantwortlichen keinen Grund gesehen, die Schutzvorkehrungen zu erhöhen, erzählt Claßen. „Dazwischen aber lagen jetzt weitere Ereignisse wie die Amokfahrt in München.“ Die Gefahr sei zwar noch „immer abstrakt. Aber sie wird greifbar. Nichts zu tun wäre einfach fatal.“ Das Problem: Von „oben“ gebe es keine klaren Anweisungen. „Wir werden da alleine gelassen.“ Eben weil es keine klaren Empfehlungen von Bundes- oder Landesebene gebe, gehe Schopfheim jetzt einen Weg, „den auch viele andere Kommunen gehen“. Die wichtigsten Zufahrten entlang der Umzugsstrecke sollen durch schwere Fahrzeuge geschützt werden. Stadt, Polizei, Bauhof, Feuerwehr und Narrenzunft haben dazu am Donnerstag die Umzugsstrecke unter die Lupe genommen. Es werden zwölf Fahrzeuge benötigt – Lkw oder große Traktoren, oder aber Traktoren mit Zusatzgewicht.

Frank Pfeiffer stellt klar: „Zwölf sind das absolute Minimum.“ Dann könnte der Umzug auf der gewohnten Strecke stattfinden – also von der Stadthalle über die Hauptstraße bis in Schlattholz und wieder zurück. Wobei Pfeiffer ausdrücklich betont: Nicht nur Fahrzeuge werden benötigt, sondern auch Fahrer, die drei bis vier Stunden beim Fahrzeug bleiben. Denn: Sollte ein Rettungseinsatz erforderlich sein, müssen die Fahrzeuge kurzfristig weggefahren werden können, damit Rettungsfahrzeuge durchkommen. Daher seien auch feste Blockaden etwa aus Beton keine Option.

Die Schwierigkeit: Zwar findet der Umzug erst am 2. März statt, also in etwas mehr als einer Woche. Bis Montagvormittag aber braucht die Narrenzunft als Veranstalter Klarheit, wie viele Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Je nachdem, wie viele es sind, wird dann entschieden, ob der Umzug in bisheriger Form stattfinden kann oder ob die Strecke verkürzt werden muss. Pfeiffer: „Unser Problem ist, dass wir in Schopfheim zwei Mal die Hauptstraße benutzten und dazu eine längere Schlaufe nehmen müssen, damit der vordere Teil des Umzugs nicht an der Kreuzung Hebelstraße/Hauptstraße auf den laufenden Umzug trifft.“ Deshalb führt die Route auch bis in die Statthalterstraße im Schlattholz und von dort über die Roggenbachstraße zurück. Würde der Umzug schon in der Himmelreichstraße wenden, wäre das zu kurz.

Immerhin kann Pfeiffer teilweise bereits Entwarnung geben: Dass der Umzug komplett ausfällt, sei nicht zu befürchten. Es gebe schon „sechs, sieben“ Zusagen, darunter auch Busse. „Das reicht schon mal für eine Sparvariante.“ In diesem Fall würde der Umzug vom Kleinen Eck über die Pflugkurve am Marktplatz vorbei zur Stadthalle führen. „Das wäre halt der kürzeste Umzug, den es je gegeben hat“, so Pfeiffer. Ziemlich sicher sollte es aber auch für die längere Strecke reichen, zumal Bürgermeister Dirk Harscher Hilfe von der Stadt in Aussicht stellt. „Ich möchte die Zunft unterstützen, wo es nur geht. Mein Ziel und Wunsch ist es, dass der Umzug stattfinden kann wie geplant: auf ganzer Strecke.“ Wenn sich am Montag zeige, dass „noch irgendwas gebraucht wird, dann schauen wir, wie wir das hinbekommen“. Im Blick hat Harscher dabei den städtischen Bauhof. Harscher: „Wir werden die Narrenzunft nicht allein lassen.“

Fest steht bereits auch, dass der Nachtumzug am Rosenmontag stattfinden kann. Wegen der Streckenführung durch die verwinkelte Altstadt braucht es nur wenige Fahrzeuge zur Sicherung. Die Strecken für den Hemdglunki-Umzug am Schmutzige Dunnschdig und den Kinderumzug am Rosenmontag werden zudem verkürzt, der Kinderumzug wird am Anfang und am Ende je durch ein mitfahrendes größeres Fahrzeug gesichert. Pfeiffer: „Das ist traurig, aber es ist so.“ Für die Veranstaltungen in Fahrnau sieht die Stadt keinen Handlungsbedarf. Noch zu klären ist aber, inwiefern auch für den Buurefasnachtsumzug in Wiechs höhere Schutzvorkehrungen benötigt werden. Dazu werde am kommenden Dienstag ein „finales Gespräch“ stattfinden.

Harscher, Pfeiffer und Claßen weisen im Gespräch mehrfach darauf hin, dass das Ganze eine „Gratwanderung“ sei zwischen Sicherheit einerseits und einer möglichen Verunsicherung der Menschen andererseits. Auch diese erhöhten Schutzvorkehrungen könnten keine hundertprozentige Sicherheit garantieren. Um wirklich alle Risiken auszuschließen, müsste noch mehr getan werden, räumt Claßen ein. „Wir wollen aber auch nicht unnötig Besucher verunsichern. Es soll nicht so weit kommen, dass Menschen sagen, dass ich aus Angst nicht mehr hingehen.“ Für Harscher steht fest: „Jetzt nichts zu machen, würde uns auf die Füße fallen. Das wäre fahrlässig. Ich finde es dramatisch, dass wir jetzt solche Wege gehen müssen.“ Andererseits gelte es aber auch, grundsätzlich die Kirche im Dorf zu lassen und sich den Spaß und die und Unbeschwertheit am närrischen Feiern nicht nehmen zu lassen. Harscher ruft dazu auf, „ruhig und besonnen“ zu reagieren. „Ich freue mich auf die Kampagne“, stellt Harscher klar. Er selber werde selbstverständlich beim Umzug mitlaufen.

Für Frank Pfeiffer steht freilich fest: „Das, was wir jetzt machen, ist für mich persönlich als Fasnächtler das Maximum.“ Würden etwa, wie anderorts, mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten den Umzug sichern, „würde ich sagen: Ohne mich. Das wäre für mich das Ende des Fasnacht-Machens.“ Cornelia Claßen stellt allerdings klar, dass ein solches Szenario in Schopfheim „ nicht ansatzweise im Gespräch war“. Das bestätigt auch Polizeisprecher Thomas Batzel auf BZ-Nachfrage. „Das Polizeirevier Schopfheim hat für den Umzug den Kräftebedarf erhöht. Polizisten mit Maschinenpistolen sind am Umzugsweg nicht vorgesehen.“

Was am Freitag im Gespräch allerdings auch deutlich wurde: Nicht nur der Umzug am Sonntag ist betroffen, ja nicht einmal nur die Fasnacht. Im Grunde geht es um jede Veranstaltung mit großeren Menschenansammlungen. Sei es verkaufsoffene Sonntage, Städtlifest oder Sommersound. Über Veranstaltungen nach der Fasnacht werde sich die Stadt freilich erst nach der närrischen Kampagne Gedanken machen.