Schopfheim Auch wenn am Zeitplan immer wieder herumgedoktert wird: Ende des Jahres 2026 oder aber Anfang 2027 wird das Lörracher Zentralklinikum fertiggestellt sein und die in Schopfheim verbliebenen Krankenhaus-Abteilungen Innere Medizin, Diabetologie und Plastische Chirurgie/Handchirurgie übersiedeln. Im Gegenzug geht das Grundstück des Kreiskrankenhaus Schopfheim entschädigungslos in den Besitz der Stadt Schopfheim zurück. Schon länger stellen sich zwei Fragen: Wie geht es mit dem Areal als Ganzes weiter? Und: Was wird aus dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) der Kreiskliniken, das im Krankenhaus untergebracht ist? Dieses wurde 2009 eingerichtet. Das Team um die Ärzte Elias Berning und Andreas Köppen-Castrop stellt seitdem die ambulante chirurgische und unfallchirurgisch-orthopädische Versorgung im Großraum Schopfheim sicher. Die Stadt habe von der Kreiskliniken GmbH nach wie vor das „klare Signal, dass es in Schopfheim bleiben soll“, sagt Bürgermeister Dirk Harscher. Die Frage ist aber: wo?

Seit 2018 haben Stadt und Gemeinderat Pläne für ein Quartier entwickelt, in das auch das MVZ umziehen hätte können: Auf dem Kohlengässle-Areal, also dem derzeit als Parkplatz genutzten Gelände an der Hebelstraße südlich des Bahnübergangs. Ende März 2023 wurden die drei städtischen Grundstücke (zusammen 3560 Quadratratmeter) zum Verkauf ausgeschrieben. Es handelt sich dabei um ein Konzeptverfahren. Die Stadt verlangt einen Festpreis (1,2 Millionen Euro) und ein Bebauungs- und Nutzungskonzept. Vorgabe war, dass hier nicht nur Wohnungen entstehen, sondern auch Räume für ein medizinisches Versorgungsangebot – nicht zuletzt für das MVZ – und ergänzende gewerbliche Angebote. Das Problem: Obwohl sich die Fertigstellung des Zentralklinikums Lörrach immer weiter nach hinten verschiebt – ursprünglich hieß es 2025 – besteht laut Bürgermeister Dirk Harscher Gewissheit, dass der Schopfheimer Plan zeitlich nicht aufgeht. Harscher: „Das wir mit Sicherheit nicht klappen.“ Zwar hätten Interessenten angeklopft, es habe auch Gespräche gegeben. Letztlich aber liegt der Stadt bis heute kein Angebot vor. Selbst wenn sich in nächster Zeit etwas tun sollte, würde es nicht mehr reichen.

Dass hier bisher wie etwa auch für die zum Verkauf stehende Ex-Hebelschule kein Angebot abgegeben wurde, liegt aus Sicht von Harscher und dem Technischen Beigeordneten Thomas Schmitz an den nach wie vor schwierigen Rahmenbedingungen für Bauträger (Zinsen, Baupreise, Konjunktur, Inflation). Darauf weist auch Schmitz hin: „Das hemmt im Moment die gesamte Stadtentwicklung.“

Harscher ist sich sicher, dass sich gerade auch wegen der „sensationell guten Lage“ im Zentrum und dazu nahe beim Bahnhof „2017 oder 2018 Investoren sich um das Areal geprügelt hätten.“ Doch jetzt sei die Situation eine andere. Bester Beweis dafür sei die andere, südliche Hälfte des Kohlengässle-Quartiers, die nicht der Stadt gehört. Hier plant der Eigentümer, ein Investor, Wohnbebauung. Dieser hätte „ohne große Auflagen längst loslegen können. Da sieht man, wie kompliziert das Umfeld nach wie vor ist“, so Harscher.

Andererseits gibt es zumindest einen hoffnungsvollen Aspekt: Die mit der Ausschreibung verbundene Angebotsfrist ist abgelaufen. Das eröffnet der Stadt neue Optionen. Harscher: „Wir können jetzt das Verfahren lockerer angehen“. Schmitz erläutert den Hintergrund: Die Ausschreibung umfasste einen klaren Anforderungskatalog. Unter anderem war darin auch genau aufgeführt, wie welche Nutzung für das Auswahlverfahren bepunktet wird. Weil aber innerhalb der Frist kein Angebot eingegangen ist, „sind wir formal gesehen aus diesem Konzeptvergabeverfahren raus. Dann ändert sich das Vergaberecht und wir sind nicht mehr so streng gebunden an die Vorgaben, die wir dort gemacht haben.“ Heißt konkret: Die Stadt ist jetzt auch offen für Ideen, die von der Ausschreibung abweichen.

Geplant sei, die Ausschreibung abzuwandeln – wobei da aber noch der Gemeinderat zustimmen muss. Überhaupt werde dieser trotzdem nach wie vor das letzte Wort haben, wenn es um die Frage gehe, wer am Ende den Zuschlag bekommt, stellt Schmitz klar. Auch etwas anderes macht Harscher Hoffnung: Die Entwicklung in Gündenhausen, wo ein kleines Gesundheitszentrum entstanden ist mit Dialyse, Diabetologie und der Frauengesundheitspraxis. „Das zeigt: Wenn Flächen zur Verfügung stehen, kann auch jetzt etwas entstehen.“

Es gebe schon lange Vorüberlegungen, was aus dem Krankenhaus-Areal werden könnte. Die Bandbreite reicht laut Harscher von Wohnbebauung bis Pflegeheim. Auch ein Teilerhalt gilt als mögliche Option. Um in dieser Frage voranzukommen, war nun im Herbst vergangenen Jahres ein Arbeitskreis „Neuplanung Krankenhausareal“ ins Leben gerufen worden. Das MVZ spiele da eine wichtige Rolle. Kann dieses zumindest für eine Übergangszeit noch im Gebäude bleiben? Findet sich alternativ dazu ein anderer „temporärer Standort“ – vielleicht auch in einer „Ecke auf dem Areal, die sich vorziehen lässt?“ All dies seien Fragen, die derzeit erörtert würden. Zudem sei die Stadt auch da in enger Abstimmung mit den Kreiskliniken GmbH, aber auch mit MVZ-Leiter Elias Berning. Schmitz berichtet, dass im Arbeitskreis zuletzt „verschiedene Optionen des weiteren Vorgehens erörtert“ worden seien. Möglicherweise finde sich auf dem Areal selbst „eine Alternative für einen Interimszeitraum.“

„Wir müssen da noch weitere Beratungen abwarten und können dem nicht vorweggreifen.“ Sowohl im Arbeitskreis wie dann auch im Gemeinderat seien ohnehin dann erst noch Beschlüsse zu fassen. Ziel sei aber auf jeden Fall, „baurechtlich bereit zu sein für eine neue Nutzung, sobald das Krankenhaus ausgezogen ist.“