St. Blasien – Der Zugang zur Groll- und Schmollbank – sie wurde einst in der Einzahl benannt, bestand aber aus zwei Bänken – soll kurz beschrieben werden, auch wenn der Wegvollzug sich nicht mehr lohnt, da das Angebot unter anderem durch höhere Gewalt entfernt wurde. Vom Ortszentrum St. Blasiens aus ging man den früheren Schulberg hinauf (jetzt der Weg zum Seniorenheim und zum Betreuten Wohnen) bis auf den Philosophenweg. Dort angekommen, sofort rechts bis zum östlichen Teil des Wegs und dann scharf links auf die Bötzbergstraße. Nach kurzem Aufstieg wird rechter Hand der Zugang zum inzwischen von der Natur beanspruchten Waldweg erreicht. Er führt zur Windbergbrücke.
Nur wenige Meter nach dem Waldeinstieg erhebt sich noch immer steil über der Bötzbergstraße ein kleines Plateau für das erwähnte Bankpaar. Nirgends ist festgehalten, wann diese lustige „Erfindung“ entstanden ist und schon gar nicht ist der einfallsreiche Namensgeber auszumachen. Die vielen jahrzehntelangen Beschreibungen vom tröstlichen Blick auf das Städtchen und den versöhnenden Dom belegen zumindest, dass die zwei Ruhebänke vor vielen Jahrzehnten hier oben, auf einer kleinen Hangnase, aufgestellt worden waren, zu einer Zeit also mit mäßig aufgewachsenem Wald. Wären die Bänke jetzt noch an ihrem Platz, wären die grollenden und schmollenden Benutzer aber auf sich gestellt. Denn jegliche Tal- und Stadtsicht ist heute verwehrt. Ein Hangrutsch nach einem verheerenden Unwetter hat vor bald 30 Jahren die Entscheidung bestärkt, auf eine Erneuerung der Bankanlage zu verzichten, da die ursprüngliche Schönheit des Plätzchens und seiner Aussicht nicht mehr existiert.
Der schmale Abstand zwischen den zwei Bänken erlaubte eine rasche Versöhnung der Grollenden und Schmollenden. Nun ist von keinem Freundschafts-, Liebes- oder Ehepaar bekannt, dass es im Fall einer Krise je hier hochgestiegen wäre zu diesem „herrlichen Aussichtspunkt“ (so urteilte der Autor und Heimathistoriker Bernhard Steinert 1987), um anfänglich noch zu schmollen und dann miteinander eine vom Waldesrauschen umschmeichelte Versöhnung zu feiern.
Die Anlage war einst dem kurörtlichen Wege- und Erholungsnetz geschuldet, der Name unstrittig eine anziehungskräftige Idee. Doch nicht alles, was einmal verlockend und aufheiternd in der Kurortumgebung präsentiert wurde, kann wiederhergestellt und nachgemacht werden. Wer wirklich nach Grollen und Schmollen den Ausgleich und die Harmonie sucht, kann an der verbliebenen Waldstelle der einst angebotenen Versöhnungsbänke gedenken.