An Ostern treffen sich rund 20 Teams und 100 Hunde des Schlittenhundeverbands Baden-Württemberg (SSBW) wieder in Todtmoos-Schwarzenbach. Der Vorstand wird gewählt. Und einer hat seinen Posten jetzt schon sicher: Niki Jesberger.

Der 49-jährige Tierschutzbeauftragte des SSBW ist in der gesamten deutschen Husky-Szene ein Begriff. Denn er ist verantwortlich dafür, dass es den Tieren beim Training und vor allem bei offiziellen Rennen gut geht. Gleichzeitig ist er ein wichtiger Ansprechpartner für Themen rund um Hygiene, Pflege, Transport sowie Erster Hilfe bei Verwundungen.

Leistungssteigernde Substanzen gibt es auch im Tiersport

Fakt ist: Nicht nur in der Bundesliga, sondern auch im Hundesport geht es ums Siegen, um die besten Plätze. Das gilt für das unter fünf Kilometer lange Dryland-Rennen im Oktober 2024 in Todtmoos genauso wie für das Iditarod-Rennen in Alaska jeden März, das mit 1600 Kilometern längste Hundeschlittenrennen der Welt.

Doch ob die Tiere wenige Minuten unterwegs sind oder über neun Tage wie in Alaska, klar ist: Menschen dopen freiwillig, Hunde machen das nicht. Und schon deshalb versteht Jesberger mit so etwas gar keinen Spaß. Zudem ist die Zugabe leistungsstärkender Substanzen ein Verstoß gegen Paragraf 3 des Tierschutzgesetzes.

Dopingmittel von Cortison bis Ibuprofen

Ob Schlittenhunde oder auch Windhunde, die Mittel zu mehr Leistung nutzen die meisten im Hundesport nicht, aber die Liste ist lang: Bronchodilatatoren für die Lunge, Cortison für den Fettstoffwechsel, Pülverchen zum Muskelaufbau, Hormone für das Wachstum.

Lewin Jesberger, Sohn von Niki Jesberger, beim Dryland-Rennen.
Lewin Jesberger, Sohn von Niki Jesberger, beim Dryland-Rennen. | Bild: Tobias Büscher

Und ein Mittel ist besonders auffällig: Ibuprofen. Das betäubt die Schmerzen der Pfoten, ohne die Rennleistung zu schmälern. Die Huskys sollen schließlich über 40 Stundenkilometer auf die Piste bringen, daher scheint die Verlockung groß.

Doch im Hundeverband SSBW sind solche Vergehen verpönt. Vor allem das leicht toxisch wirkende Ibuprofen. Eine hohe Dosierung, so das Tierärztliche Gesundheitszentrum Peckelsheim gegenüber unserer Zeitung, kann bei sehr kleinen Hunden und Katzen sogar sogar tödlich sein.

Peta kritisiert die Hunderennen scharf

Ein Verband in Deutschland will solche Hunderennen nicht nur wegen der Dopinggefahr gleich ganz verbieten: Peta, also die Tierschutzorganisation, die kürzlich für Aufsehen sorgte, weil sie Tierfiguren in Kinderkarussells kritisierte.

Auf Anfrage schreibt Peta-Mitarbeiterin Annika Lewald: „Für Rennen wie in Todtmoos werden die Hunde oft stundenlang in engen Boxen transportiert, was für sie regelmäßig Stress bedeutet. Egal, wie lange die Rennen sind, es geht im sogenannten Schlittenhundesport um den Profit, der mit den Hunden generiert werden kann. Die Bedürfnisse der Tiere stehen immer hinten an.“

Verein weist Kritik zurück

Das sieht der Schlittenhundeverband natürlich anders. „Wir betreuen unsere Tiere fast ausnahmslos sehr gut. Und die Kritik an uns fußt oft schlicht auf Unwissen,“ sagt Jesberger, der mit seiner Frau Andrea und den Kindern mit 16 Alaskan Huskys und skandinavischen Hounds im Saarland lebt. Und auf den Profit angesprochen: „Profit mit was denn bitte? Es gibt bei den Rennen in Todtmoos für die Sieger keinen Cent Geld, sondern Pokale, Urkunden und Tierfutter.“

Er selbst zahlt eigenen Angaben zufolge für seine Vierbeiner im Jahr über 6000 Euro allein an Futter, Arztbesuchen, Versicherungen und Hundesteuer, die es übrigens zwar auch in der Schweiz gibt, nicht aber in Spanien, Italien und auch Frankreich.

Dopingkontrollen im Hundesport

Jesberger, der auch als Rennrichter im Einsatz ist, kontrolliert den Umgang mit den Hunden nicht nur, er führt auch Protokoll während und nach den Rennen und achtet darauf, dass alle Hunde ordnungsgemäß geimpft sind.

Bei der Dopingkontrolle, sagt er, wird bei Urinproben der Tiere schon ab und an festgestellt, dass unerlaubte Mittel eingenommen wurden. „Das passiert schon mal, doch genau das führt zum Ausschluss kommender Rennen.“

Jubiläum in Todtmoos

Das Todtmooser Hunderennen hat nächstes Jahr 50-jähriges Jubiläum. Und wer die Musher (Hundesportler) jetzt schon an Ostern in Todtmoos besucht, trifft sicher auch den Alaskan Husky Mustang, einen der stärksten und kuscheligsten Hunde im Team Niki.

Huskys in Todtmoos-Schwarzenbach. Bild: Tobias Büscher
Huskys in Todtmoos-Schwarzenbach. Bild: Tobias Büscher | Bild: Tobias Büscher

Übrigens: Der Mann ist zwar schon seit über 30 Jahren im Hundesport. Doch als Kind hatte er nur ein einziges Haustier: ein Meerschweinchen.