Grafenhausen Wohin geht die Reise am Schlüchtsee? Wird sich das Naturschutzgebiet bis zu einer möglichen Dammsanierung verändern? Der Nabu-Ortsgruppe Grafenhausen bereitet die Entwicklung Sorgen. Sie fragen sich auch, ob sich ein jahrelanges Absenken des Wasserstands auf die Bestände von Tieren auswirken wird. Befürchtungen, dass die Nahrung für Pflanzen oder Tiere wie Insekten und Fledermäuse wegfallen könnte, sind groß. Auch Veränderungen bei speziellen Bestäubern von Pflanzen könnten sich dramatisch auf die Bestände auswirken.

Werner Messerschmid aus Knittlingen, der seit 40 Jahren als Feriengast nach Grafenhausen kommt und beim Tagfalter-Monitoring Flora und Fauna wissenschaftlich beobachtet, wertet die Veränderungen als Katastrophe. „Hier hat sich eine Naturwüste entwickelt“, bilanzierte der Schmetterlingsspezialist vor einem Jahr. Flora und Fauna drohten, aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die Blüten- und Blätterteppiche der Gelben Teichrose, die 1930 vom Schluchsee in den Schlüchtsee übergesiedelt wurden, gehören der Vergangenheit an. Zu diesem Thema informierte die Diplombiologin und Nabu-Schriftführerin Dorothée Kuhlmann. Aber sie habe Hoffnung, dass die Teichrose nicht für immer verschwunden sei.

Laut Messerschmid benötigen Tagfalter Feuchtigkeit und Pflanzen als Nahrung und zur Eiablage. Für ihn sei es unverantwortlich, dass dem Schlüchtsee und den Moorflächen das Wasser abgegraben werde. Seit 2010 habe er beim Tagfalter-Monitoring zwei Kilometer um den Schlüchtsee das Vorkommen von Tagfaltern digitalisiert. Dazu gehören der extrem seltene Hochmoorfalter und der Feurige Perlmuttfalter. „Auch der Trauermantel und der Gelbbindige Mohrenfalter Eriba meolans waren in dieser Oase für Tagfalter zu finden“, sagt der Schmetterlingsspezialist. Der Baumweißling aus Grafenhausen habe es sogar in das neue Tagfalterbuch im Ulmer Verlag geschafft.

Im Schlüchtsee ist das Baden derzeit verboten, ebenso der Rundgang um den See. Der Damm ist gesperrt. Vom Parkplatz aus können Besucher nur Kiosk und über den Schlühhüwanapfad das Heimatmuseum Hüsli, die Touristinfo und die Brauerei erreichen. Der Panoramaweg, der am Biberbiotop in Richtung Schlüchtseehof führt, ist gesperrt.

Naturschützer kritisierten, dass auf dem Schlüchtseedamm nie öffentlich über eine Tonnagen-Beschränkung diskutiert wurde. „Vor 200 Jahren gab es noch keine so schweren Fahrzeuge“, sagte Nabu-Vorsitzender Harald Nüssle. Gespannt ist der Nabu auf die Informationsveranstaltung am 23. Juni, 19 Uhr, im Vortragsraum des Schwarzwaldhauses der Sinne in Grafenhausen. Dabei sollen Experten erläutern, wie es weitergeht. Derzeit klären das Landratsamt Waldshut, das Regierungspräsidium Freiburg und die Gemeinde Sanierungsmaßnahmen ab.