Das Bild sieht nur auf den ersten Blick höchst vergnüglich aus: ein bunter Regenbogen und drei Figuren inmitten von weißen Wölkchen. Doch der Mann im Zentrum ist fast nackt. Er scheint zu schreien. Und trägt sein politisches Bekenntnis auf der Badehose: "Atomkraft? Nein Danke".
Der Maler Kolibri nennt sein ironisches Bild "Hurra wir leben immer noch". Es hängt im Foyer des Landratsamtes Waldshut im Rahmen der Ausstellung "Strahlende Zeiten" zusammen mit Arbeiten von anderen regionalen Künstlern: Anra, Sepp Briechle, Dora Freiermuth, Monika Herrmann-Schiel, Ruth Rüttinger, Bernd Salfner, Santhori, Peter Schütz, Daniel Waldner, Ilse Werner und Gillian White.

Mal hochpolitisch, mal ästhetisch, mal stimmungsvoll
Sie alle beschäftigen sich auf unterschiedlichste Weise mit den Gefühlen und Ängsten der Menschen gegenüber den nahe gelegenen drei Schweizer Atomkraftanlagen: mal hochpolitisch, mal ästhetisch, mal stimmungsvoll. Immer aber originell: als Zeichnung, als Gemälde, Fotografie, Skulptur oder als Installation.
Am verständlichsten ist die Botschaft sicherlich bei den Künstlerbrüdern Anra (Andreas und Ralph Hilbert): In ihrer Installation "Mensch fressen Erde" türmen sie zwei Giftfässer übereinander, auf denen ein Baby – geschmückt mit zerrissenen Landkarten und bewaffnet mit Messer und Gabel – auf einer Erdhalbkugel herumkrabbelt, "symbolisch für die unersättliche Gier der Menschheit nach Rohstoffen", so Anra.
Auch die Keramik "Turmbau zu Babel" von Ruth Rüttinger mit verschlungenen Wegen und schließlich der Einbahnstraße in die Öffnung des Kühlturms zeigt deutlich das Gefühl von Bedrohung. Rätselhafter dagegen der gezeichnete "Zauberlehrling" von Peter Schütz, der mit dem heißen Draht spielt. Wird er ihn beherrschen?
Unter Strom und aus Sand
Der Eisenplastiker Daniel Waldner setzt ebenfalls ein verkabeltes Rohr "unter Strom", aus dessen Ende gefährliche Drahtspiralen quellen. Eindrucksvoller ist allerdings sein aus Sand gebautes "Auslaufmodell" – eine fast harmlos anmutende Kernkraftanlage im Sandkasten.

Dramatischer sind natürlich die Totenköpfe in knallbunten Farben mit ihren radioaktiv strahlenden Augen (Santhori). Mit leisen Tönen warnt dagegen der Tiengener Künstler Bernd Salfner: Er malt eine ruhige Flusslandschaft mit dunklem Waldrand. Nur der Himmel dahinter leuchtet bedrohlich. Der beunruhigende Titel: "Papi, warum ist der Himmel so rot?"
Und schließlich sind da noch die künstlerisch ästhetischen Arbeiten – Holzskulpturen von Sepp Briechle ("Wolke", "Türme"), Bilder mit den symbolischen Zeichen für Kernkraft (Dora Freiermuth), Farbspiele von Ilse Werner und streng formale Arbeiten von Gillian White. Wie eine bedrohliche Fata Morgana schwebt schließlich ein Kühlturm durch die schönen Fotografien von Monika Herrmann-Schiel.
All diese unterschiedlichen Arbeiten regen zum Nachdenken an, mischen sich ein und beziehen Position. Das ist erfrischend neu an dieser Ausstellung, die von der Bürgerinitiative ZoA (Zukunft ohne Atom) initiiert wurde.
Die Ausstellung ist bis 25. Mai zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamts zu besichtigen. Am letzten Tag findet um 18 Uhr ein Künstlergespräch statt.