Peter Rosa

Waldshut-Tiengen – Deutschland bibbert. In den vergangenen Tagen erlebte vor allem Südbaden eine Frostperiode, wie schon lange nicht mehr. So rutschten die Temperaturen auch in Waldshut-Tiengen auf zweistellige Minuswerte ab. Seit gestern wird die Kälte zusätzlich durch Schnee und vereiste Straßen ergänzt. Erschwerte Bedingungen für alle Arbeiten, die im Freien erledigt werden, sowie jene, die sie ausführen. „Es ist hart, draußen zu arbeiten“, bestätigt Bernd Kramm, Leiter der Stadtgärtnerei. Normalerweise werden Ende Februar bereits Bäume gepflanzt. Das muss noch bis nächste Woche warten.

„Bis Ende Februar war der städtische Baubetriebshof noch mit Baumfällarbeiten beschäftigt, gestern war dann wieder Winterdienst angesagt“, berichtet auch Bruno Dörflinger, stellvertretender Leiter des Baubetriebshofs. Der Müll wird aufgrund der Kälte auch nicht weniger. Thomas Buchwald von der Stadtreinigung verlässt sich bei seinen Touren durch die Stadt auf gute Arbeitskleidung und ausreichende Bewegung. „Die letzten drei Tage waren schon hart, aber heute ist es trotz Schnee zumindest wieder etwas angenehmer“, sagt er. Welche Schutzkleidung, bei welchen Temperaturen zu nutzen ist, regelt übrigens die Unfallverhütungsvorschrift. Seit gestern sind auch Polizei und Abschleppunternehmer vermehrt gefragt. Durch die ergiebigen Schneefälle kam es gestern im Landkreis zu zahlreichen glättebedingten Verkehrsunfällen (siehe nebenstehenden Text).

Tiefbauarbeiten mussten hingegen gänzlich eingestellt werden. Der Boden ist überall hart gefroren. Gleiches gilt für die Bausubstanz: Rohre, Leitungen, Kabel und Dichtungen – das Material ist bei dieser Kälte spröde und bruchanfällig. Selbst Beton bindet bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nicht richtig ab. Die Verlegung der Pflastersteine vor dem Waldshuter Rathaus weilt ebenfalls in Zwangspause – nur wenige Wochen vor der Fertigstellung der Wallstraßensanierung. Andernfalls könnte es hier später zu Senkungen kommen, sagt Alfred Kaiser, Geschäftsführer der ausführenden Firma.

Besonders hart trifft die Kälte Obdachlose. Momentan erlebt das Haus Benedikt, eine Einrichtung der Wohnungslosenhilfe Waldshut in Schmitzingen, einen großen Ansturm. „Unsere 20 Plätze sind voll belegt“, sagt Leiter Sotiris-Aki Kiokpasoglou. Von einer "spektakulären Situation" möchte er aber nicht sprechen. Alljährlich komme es in solchen Kälteperioden zur erhöhten Nachfrage nach wärmenden vier Wänden und einem Dach über dem Kopf. Die Zusammenarbeit mit Polizei und Behörden funktioniere ebenfalls gut. Für viele Menschen jeden Alters führt der Weg hierher. Offene Unterkünfte gibt es in der Stadt zwar keine, die Mitarbeiterinnen von der AGJ Wärmestube organisieren Unterkünfte mit den Obdachlosen nach Bedarf.

Der Landkreis rutscht zur Arbeit

Am Donnerstag ereigneten sich im Landkreis Waldshut elf Verkehrsunfälle, im Kanton Aargau nahm die Polizei 20 Unfälle auf.

  • Kreis Waldshut: Die Unfälle standen laut Polizeisprecher Mathias Albicker im Zusammenhang mit den winterglatten Straßen. In allen Fällen war demach nur Sachschaden zu beklagen, Personen wurde keine verletzt. Die Unfallorte verteilten sich auf den gesamten Kreis. Behinderungen durch liegengebliebene Lastwagen gab es auf der B 518 zwischen Wehr und Schopfheim und auf der B 500. Am Ortsausgang von Waldshut wurde ein Lastwagen auf einen Parkplatz gelotst, damit der Fahrzeugverkehr wieder fließen konnte. Gegen Mittag normalisierte sich die Verkehrssituation wieder.
  • Kanton Aargau: Wegen Schnee auf der Fahrbahn mussten sich Autofahrer auch auf Straßen im Aargau in Geduld üben. Laut "Aargauer Zeitung" sind der Kantonspolizei Aargau am Donnerstagmorgen 20 Unfälle gemeldet worden. Zum Großteil waren es Auffahrunfälle. Auf der A 1 in Richtung Zürich kam es zwischen Baden-West und dem Baregg-Tunnel zu Stau. Wie die Kantonspolizei auf Anfrage mitteilte, kam es dort zwischen Baden und Neuenhof gegen 10 Uhr zu einer Auffahrkollision. Auch auf der A 3 zwischen Brugg und der Verzweigung Birrfeld kam es zu einer Überlastung des Verkehrs. Busse, die in der Region Baden-Wettingen verkehren, blieben gestern Morgen liegen oder hatten bis zu einer Stunde Verspätung. Den Bussen machten vor allem die tiefen Temperaturen zu schaffen. "Der neue Schneefall gefriert sofort", sagt Christian Bernhard, Betriebsdisponent der Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen. Die Folge seien glatte Straßen.
Uthe Martin