Die Ehemaligen der Junggesellenschaft 1468 in Waldshut sind seit 75 Jahren eine feste Organisation. Während die Junggesellen, die ihre Ursprünge auf die Befreiung der Stadt von Schweizer Belagerern im Jahr 1468 zurückführen und das Traditionsleben mit dem jährlichen Höhepunkt der Waldshuter Chilbi pflegen, kümmern sich die Ehemaligen speziell um die historische Bausubstanz der Stadt.

Verantwortlich widmen sich die ehemaligen Gesellen um drei Kleinode, an deren Rettung vor der Zerstörung sie im 20. Jahrhundert unmittelbar beteiligt waren. Bei der Jubiläumsfeier in der Stadtscheuer hatte Zunftmeister Joachim Schneider Grund zum Dank nach vielen Seiten. Hervorgehoben ist dabei die Rolle des jüngst verstorbenen Ehren-Zunftmeisters Heinrich Dold, der mit seinen Verbindungen zur Denkmalbehörde nicht nur die Grundlagen für die Restaurierung geschichtsträchtiger Bausubstanz legte, sondern als Zimmerermeister auch, zusammen mit vielen Zunftbrüdern, tausende Stunden Arbeitsdienst leistete.

In der unteren Rheinstraße erstand in den Siebzigern aus alten Mauern die Spitalkapelle, ein Kleinod und für viele Innenstadtbesucher ein Ort des Innehaltens. Otto Marder wacht seit Jahrzehnten ehrenamtlich über den Zustand der sakralen Räume. Im Innenhof des Haberer-Hauses, heute ein von der Caritas betriebenes Pflegeheim, restaurierten die Ehemaligen den südwestlichen Eckturm der mittelalterlichen Verteidigungsanlage. Die Vereinigung hat auf diesem Areal Verpflichtungen gegenüber der Diözese bis zum Jahr 2046, so Schneider.

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Ein herausragendes Zeugnis der alten Waldstadt-Herrlichkeit ist die „Herrenstube“ im dritten Obergeschoss des Hauses „Zum Wilden Mann“ in der Kaiserstraße. Sie ist seit der Wiederherstellung 1980 als Zunftstube die Heimat der Ehemaligen, wird aber auch für festliche Anlässe vermietet. Möglich machte dies der früh verstorbene Eigentümer des „Wilden Mann“, Manfred Eschbach, Unternehmer, Kulturmäzen und Ehemaliger. Über den Prunksaal wacht heute die Manfred-Eschbach-Stiftung, für deren Vorstand Thomas Pfeiffer aus der Hand des Zunftmeisters ein Portrait-Foto des Förderers entgegennahm.

Das Foto des Förderers Manfred Eschbach in Hand von Zunftmeister Joachim Schneider (rechts), daneben Vize Gerd Jacobshagen.
Das Foto des Förderers Manfred Eschbach in Hand von Zunftmeister Joachim Schneider (rechts), daneben Vize Gerd Jacobshagen. | Bild: Ehemalige der Junggesellenschaft

Festredner bei Gründung 14 Jahre alt

Spannung und humoristische Würze brachte als Festredner der Zeitzeuge und Ehemalige Klaus Dietsche in die gut besetzte Stadtscheuer. Gründungsmitglieder der Ehemaligen von 1948 leben nicht mehr. Der Festredner war damals 14 Jahre alt und seit zwei Jahren beim Chilbiumzug mit den aktiven Junggesellen als Bockbub unterwegs. Der 89-Jährige erwähnte schriftliche Hinweise auf eine frühe, noch lockere Verbindung zwischen ehemaligen (wegen Ehe oder altershalber ausgeschiedenen) Junggesellen und der aktiven Zunft lange vor der offiziellen Gründung der Ehemaligen 1948.

Als Sohn des ersten Nachkriegsbürgermeisters Hermann Dietsche war er nah am Geschehen, als das Zunftleben von den französischen Besatzungstruppen nach und nach wieder genehmigt wurde. Bald schon gab es wieder große Chilbiumzüge und Chilbitanz auch ohne Festbändel, 1948 ein Heimatfest mit der ganz neuen D-Mark-Währung. Zur Gründung der Ehemaligen kamen stolze 34 Ex-Junggesellen. Die wären in den 70- Jahren fast heimatlos geworden, weil die Zunftstube im Bilgerbräu nicht mehr zur Verfügung stand.

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