Die Volksbank Hochrhein verzeichnet für das zweite Corona-Jahr Zuwachs in allen Bereichen. „Unser Geschäftsmodell hat sich in der Krise mehr als bewährt“, erklärt Vorstand Thomas Hintermeier nicht ohne Stolz bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das Jahr 2021. Die Bilanzsumme der Genossenschaftsbank mit Sitz in der Waldshuter Bismarckstraße ist gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro gestiegen.
Gewachsen ist auch das betreute Kundenvolumen. Dieses stieg um 8,5 Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro. Die Entwicklung sei vor allem auf hohe Zuwächse von Geldanlagen im Wertpapierbereich zurückzuführen. „Die Kunden haben genug von den Nullzinsen und haben sich nach anderen Anlagemöglichkeiten umgeschaut“, berichtet Stefan Aust, der seit 1. Januar mit Thomas Hintermeier den Vorstand bildet. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Ritz hatte die Volksbank Hochrhein zum Jahreswechsel verlassen und ist in den Ruhestand getreten.
Von einem „sehr strammen Wachstum“ spricht Aust, was die Entwicklung des Kreditgeschäfts betrifft. 2021 wurden neue Kredite in Höhe von rund 200 Millionen Euro vergeben. Dies sei ein neuer Höchstwert. Hintermeier betont, dass die Kredite fast ausschließlich im Geschäftsgebiet der Volksbank eingesetzt werden. „Regionalität und Nähe“ stehen bei uns im Mittelpunkt“, erklärt er.
Während der Corona-Krise versteht sich das Kreditinstitut Hintermeier zufolge verstärkt als „Lösungs- und Ideengeber“ – vor allem für Kunden aus Branchen, die besonders stark von der Pandemie gebeutelt sind wie beispielsweise Einzelhändler und Gastronomen. So habe die Volksbank während des ersten und zweiten Lockdowns eigens ein Team aufgestellt, das sich im engen Austausch mit Steuerberatern um die Belange der betroffenen Kunden kümmerte.

„Wir haben bei verschiedenen Kunden gesehen, dass sie mehrere Monate auf Corona-Hilfen warten mussten“, berichtet Hintermeier. Diese Zeitspanne habe die Bank überbrückt, indem sie für die Kunden beispielsweise Tilgungen aussetzte oder laufende Kredite erhöhte. Lange Wartezeiten habe es dabei nicht gegeben. „Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir binnen 24 Stunden eine Entscheidung treffen“, erklärt der Vorstand. „Damit der Kunde den Kopf frei bekommt und nicht noch die Bank im Nacken hat“, fügt Thomas Hintermeier hinzu.
Filialen in Schluchsee und Birkendorf schließen
Die Volksbank Hochrhein setzt also auf Kundennähe, plant aber gleichzeitig die Schließung von Filialen. Wie passt das zusammen? Aust und Hintermeier bestätigen im Gespräch mit dieser Zeitung, dass im Laufe des Jahres 2022 die Filiale in Schluchsee geschlossen und der Standort in Birkendorf in eine Selbstbedienungsfiliale (SB) umgewandelt wird.
Zudem löst die Volksbank die SB-Standorte in der Waldshuter Kaiserstraße sowie in Altenburg und Höchenschwand auf. Als Grund nennen die Vorstände das veränderte Kundenverhalten. „Der Bargeldbezug an der Kasse und am Automaten hat sich jedes Jahr reduziert. Und nicht erst seit Corona“, weiß Hintermeier. Mittlerweile würden zudem zwei Drittel aller Kontoinhaber das sogenannte Online-Banking nutzen.

Dies habe zur Folge, dass an den genannten Standorten teilweise nur sechs Transaktionen innerhalb von drei Stunden getätigt werden. „Diese Standorte sind wirtschaftlich nicht mehr zu betreiben“, erklärt Stefan Aust den Grund für die Schließung. „Uns ist wichtig, dass wir unser Geschäftsgebiet in der Fläche bedienen“, betont Thomas Hintermeier.
Auch nach der Schließung der Standorte sollen die Kunden in weniger als 15 Fahrminuten die nächste Geschäftsstelle erreichen können. Wer künftig also kein Bargeld mehr in Höchenschwand und Altenburg bekommt, könne auf St. Blasien und Grafenhausen beziehungsweise Jestetten ausweichen. „Wir wollen unsere Kunden auch weiterhin gut und zuverlässig beraten“, erklärt Aust. Beratungen seien unabhängig von den Schalteröffnungszeiten mit Terminvereinbarung jederzeit in der nächstgelegenen Filiale möglich. Trotz der Schließung von Standorten, „gibt es keine betriebsbedingten Kündigungen“, stellt Thomas Hintermeier klar.
In wenigen Wochen bezieht die Volksbank Hochrhein ihr neu erbautes Geschäftsgebäude an der Tiengener Hauptstraße. Für Anfang April ist eine Eröffnungsfeier in kleinem Rahmen geplant. Ein Tag der offenen Tür für die Bevölkerung ist laut Hintermeier angesichts der aktuellen Corona-Lage nicht verantwortbar.