Sie locken mit supergünstigen Angeboten, fischen perfide Passwörter ab oder gaukeln die große Liebe vor: Betrüger werden immer einfallsreicher und nutzen immer mehr auch die künstliche Intelligenz. Wie man die Maschen von Betrügern erkennt, erklärt Kriminalobermeister Frank Erny regelmäßig in Vorträgen und Schulungen. Kürzlich schulte er 40 Zuhörer in einer Veranstaltung des Gesundheitsnetzwerks ZipHo in Jestetten. „Die Betrugsfälle sind in letzter Zeit sehr gestiegen“, erklärt er.

Wo lauern überall im Internet überall Betrugsfallen?

Betrüger versuchen laut Erny über Onlineshops, mittels Abo-Fallen, Finanzbetrug oder Phising an das Geld ihrer Opfer zu gelangen.

Knapp 40 Interessierte ließen sich von Kriminalobermeister Frank Erny über Betrugsmaschen im Internet informieren. „Die Betrüger werden ...
Knapp 40 Interessierte ließen sich von Kriminalobermeister Frank Erny über Betrugsmaschen im Internet informieren. „Die Betrüger werden immer einfallsreicher und nutzen immer mehr auch die künstliche Intelligenz, KI.“ | Bild: Rotraud Opfermann

Der Kriminalobermeister betont sehr häufig, dass man stets sehr vorsichtig sein soll. Das Erkennen eines Betrugs ist sehr schwierig und wird wohl immer eine Herausforderung bleiben.

Phishing, Smishing, Vishing und Quishing

  • Was ist die Masche? Beim Phishing (Spam-E-Mails mit gefälschtem Absender), Smishing (Betrug per SMS), Vishing (Phishing am Telefon), und Quishing (Betrug per QR-Code) handelt sich hierbei fast immer um finanziellen Betrug. Sensible Daten werden „abgefischt“, über Mail, über SMS, über Stimmaufnahmen und auch über QR-Codes, die vom Betrugsopfer abgescannt wurden.
  • Wo kommt sie vor? Dieses Arten des Datenklaus werden vor allem bei falschen Jobangeboten angewandt. Ein sehr angenehmes Jobangebot, mit Home-Office, wenig Aufwand und weiteren Annehmlichkeiten, ein Job, der leicht und für jedermann machbar aussieht – das sollte sofort hellhörig machen.
  • Vorsicht: Bei solchen Betrügereien besteht sogar die Möglichkeit, sich selbst strafbar zu machen. Beispielsweise der Geldwäsche. Erny nennt das Beispiel: Ein angeblicher Arbeitgeber überweist einen hohen Geldbetrag auf das private Konto des Arbeitnehmers und weist an, das Geld in Einzelbeträgen auf verschiedene Konten zu überweisen. Bei so einer Tätigkeit macht sich der „Jobber“ strafbar der Geldwäsche.
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Wie erkennt man Fakeshops?

Auch mit Hilfe von Fakeshops versuchen Betrüger, ihren Opfern viel Geld aus der Tasche zu ziehen.

  • Der Preis ist zu verlockend: Einige Erkennungsmerkmale von Fakeshop sind beispielsweise ein sehr günstiger Preis für ein sonst teures Produkt. Hier sollte man sich fragen, warum dieser Händler dieses Produkt so günstig anbieten kann, die anderen nicht? Erny rät immer Preisvergleiche zu machen, auch wenn der rasche Kauf noch so verlockend ist.
Die Betrugsfälle sind laut Kriminalobermeister Frank Erny in der Vergangenheit stark gestiegen.
Die Betrugsfälle sind laut Kriminalobermeister Frank Erny in der Vergangenheit stark gestiegen. | Bild: Rotraud Opfermann
  • Kontrolle von Impressum oder AGB: Vor einem Kauf sollte man grundlegende Dinge überprüfen: Ist ein Impressum da? Wenn nicht – lieber Finger weg. Gibt es AGBs oder nicht? Wenn nicht – Finger weg. Auch die Kontrolle der AGBs, passen die Worte, die in den AGBs gewählt werden, zu den Produkten? Wenn in den AGBs von Dienstleistung geschrieben wird, es sich aber um Produkte handelt, die verkauft werden – ebenfalls Finger weg.
  • Zahlungsmittel: Ein weiterer Hinweis auf einen Fakeshop: Welche Zahlungsmittel gibt es? Gibt es sichere Bezahlmöglichkeiten? Zahlung auf Rechnung, per Paypal, per Kreditkarten? Wichtig ist, dass auf keinen Fall per Vorauskasse, per Überweisung bezahlt werden sollte. Bei manch einem Onlineshop ändern sich die Bezahloptionen auch erst auf dem Weg zur Kasse, dann sollte der Kauf abgebrochen werden, um nicht um sein Geld gebracht zu werden.
  • Dringende Zahlungen: Auch dringende Zahlungen oder eine schnelle Zahlungsaufforderung muss aufhorchen lassen. Erny weist darauf hin, dass Überweisungen nicht, oder nur in einem ganz kurzen Zeitfenster, zurückgeholt werden können. Hat man doch freiwillig bezahlt.
  • Zu gute Rezensionen: Weiter sind auch nur sehr gute Rezessionen verdächtig. Hier sollte man sich fragen: „Kann es sein, dass allen die Produkte gefallen haben, alles super war?“
  • Shops überprüfen: Bei Unsicherheiten kann die Verbraucherzentrale zurate gezogen werden, hier können Listen mit Fakeshops gefunden werden, beziehungsweise kann man den Shopnamen eingeben und erhält die Rückmeldung, ob er schon mal negativ aufgefallen ist, oder alles gut ist.
  • Firmensitz in Deutschland, in Europa oder im weiteren Ausland? Geforderte Überweisung auf ein Privatkonto? Auch eine Internetabfrage bringt Klarheit, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt.

Love Scam

Die Masche: Eine ganz große Betrugsszene ist auch „Love-Scam“. Dies bedeutet Liebesbetrug. Hier sind sehr häufig Frauen betroffen. Früher sprach man von Heiratsschwindlern.

So erkennt man Love Scam: Erny erklärt, wie man Anzeichen von Liebesbetrug erkennen kann. Der „neue“ Partner macht tolle und schmeichelnde Komplimente, kann sich aber nicht treffen, da er ganz wichtige Dinge im Ausland zu erledigen hat, die nicht aufgeschoben werden können, andererseits ist die Internetbekanntschaft jederzeit erreichbar und hat Zeit – hier kann etwas nicht stimmen.“

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  • Bei Geldforderung skeptisch werden: Meist wird nach einiger Zeit eine enge Bindung, wie Hochzeit, versprochen. Bevor dies aber geschehen kann, braucht der Zukünftige Geld – auch das sollte skeptisch machen. Alles, für das aus dem Ausland kommuniziert wird und es um Geldforderungen und Geldwünsche geht, sollte aufmerksam machen und hinterfragt werden.

Was kann ich selbst gegen einen Betrug tun?

Als letztes wichtiges Thema spricht Kriminalkommissar Frank Erny die Gestaltung von Passwörtern an und auch deren Ablagemöglichkeiten.

  • Das ist ein sicheres Passwort:Ein sicheres Passwort sollte mindestens aus zehn Zeichen bestehen und auf keinen Fall eine Zahlenfolge haben, oder ein Wort, das im Duden zu finden ist, bestehen. KI kann sehr schnell sämtliche „echten“ Wörter abchecken.
  • Ein sicheres Passwort muss aus Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen bestehen und sollte auf keinen Fall mit dem eigenen Namen, oder einem Familienmitglied in Zusammenhang stehen. Also auch keine Geburtsdaten oder Telefonnummern.
  • Ein Passwort für viele Portale sollte tunlichst vermieden werden. Jedes Portal muss ein eigenes Passwort haben. Wichtig ist nach Ernys Aussage auch, das Passwort regelmäßig zu ändern.
  • „Der beste Passwortsave ist wohl noch immer ein Blatt Papier an einer sicheren Stelle in den eigenen vier Wänden“, so Erny.

Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich Opfer von Betrügereien wurde?

Wer jemand auf eine dieser Betrugsmaschen hereingefallen ist, muss er unbedingt mit allen zur Verfügung stehenden Unterlagen und Kommunikationsverläufen zur Polizei und Anzeige erstatten. Kommunikation von Messengerverläufen am besten mittels Screenshot festhalten.

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Frank Erny betont, dass man keinesfalls aus Scham, einen erlittenen Betrug geheim halten solle. Die Polizei könne nur Aufklärung leisten, wenn sie möglichst von allen „Maschen“ Kenntnis erhält. Wegen Scham ist die Dunkelziffer besonders hoch. Erny: „Nicht der Betrogene muss sich schämen, sondern der Betrüger.“