Beim Singen macht Petra Dorfmeister keiner etwas vor, die Katzenrölli kennen jede Ecke von Tiengen (und auch eine in Waldshut) und der Vorstand der Volksbank Hochrhein beweist auch in Boxhandschuhen Feingefühl: Das sind die wichtigsten Erkenntnisse des Ämter- und Behördenschließens der Bürger- und Narrenzunft Tiengen. Mit Narrenbolisei Oliver Stanik, Narrenmutter Petra und der Stadtmusik Tiengen an der Spitze, zogen die Narren am Montag von Amt zu Amt und nahmen die Macht an sich. Traditionell geschieht das am Fasnachtsmontag, denn: „Am Schmutzigen schließen kann ja jeder“, sagten Zunftmeister Tobias Fritz und sein Vorgänger Ralf Siebold unisono. Und Petra Dorfmeister freut sich indes, dass sie die einzige noch amtierende Bürgermeisterin ist, aber der Reihe nach.

Weil Tobias Fritz ohnehin schon an der ganzen Fasnacht den Ton angibt, überließ er es den einzelnen Zunftgruppen, sich für die Gastgeber kleine närrische Aufgaben zu überlegen. Die Katzenrölli sorgten sich sehr um das Wohl ihres Zunftmeisters, also trugen sie den Volksbank-Vorstandsmitgliedern auf, ihn mit Bier, Wurst und den Narrenzeitungen aus Waldshut und Tiengen zu versorgen.

Allerdings mussten die beiden dafür sperrige Boxhandschuhe anziehen. „Ich hab mir jetzt nichts zum Wechseln eingepackt“, rief Tobias Fritz mit leichter Panik, doch der Herr im Bademantel und die Frau im Hexenkostüm meisterten diese Aufgabe ganz bravourös und so ging der Zunftmeister gestärkt aus dieser Aufgabe heraus.
Deutlich mehr verlangten die Henker von ihren Auserwählten bei der Befreiung des Rathauses ab. Sie suchten „The Voice of Schlager“ und baten die Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister, Surianer Mike Schütz, Narrenrat Michael Ebner und Stadtmusiker Frank Brombacher ans Mikrofon.

Sie mussten sich der strengen Jury, bestehend aus dem Leiter der Henker Florian Steinhauser, OB Martin Gruner, Zunftmeister Tobias Fritz, Narrenmutter Susanne Franz, der Leiterin der Historischen Trachtengruppe, Beate Lehmann, und Narrenrichter Klaus-Dieter Ritz stellen. Am Anfang hatte die Jury einen anderen Favoriten, doch schließlich konnte sich die Chor-erfahrene Beigeordnete durchsetzen. Runde um Runde warf sie ihre Kontrahenten raus – auch weil sie sich im Hinblick auf Schlager sehr textsicher zeigte.

Dermaßen gestärkt lief die Beigeordnete bei der Schlüsselübergabe zur Höchstform auf. Nach dem Motto des Düengemer Obeds (Zauberwald) empfing Petra Dorfmeister die Zunftmitglieder als Hexe und musste erst ihre Kristallkugel kontaktieren: „Ich kann doch nicht einfach so mein Reich aufgeben?“, fragte sie etwas ratlos, während Zunftmeister Tobias Fritz wie gebannt an der Kristallkugel hing.

Nach vier Schlücken aus dem von ihrer Sekretärin Michaela Gertis gebrauten (gesunden) Hexen-Trunk war der Zunftmeister am Ziel und kann zumindest für zwei Tage den Schlüssel in seinen Händen halten.
In der Sparkasse waren die Schnurrewyber dran. Sie baten Regionaldirektor Thomas Alex und Silvia Knöpfle, Direktorin Privatkunden, gemeinsam mit Tobias Fritz, Henker Niklas Vonderach und Katzenrölli Leni Böttiger zum bekannten Spiel „Reise nach Jerusalem“.
Runde um Runde galt es, einen Gegenstand zu finden und auf dem Stuhl Platz zu nehmen. Den Sieg holten sich die Katzenröllis, ebenso wie die von der Sparkasse gestellte Aufgabe, prägnante Orte in der Stadt zu erkennen.

Zunftmeister Tobias Fritz ist am Ende zufrieden mit seinen Zunftmitgliedern: „Der Tag gehört uns allen. Ich finde es schade, wenn sich alles nur um den Zunftmeister dreht. Das bringt schließlich auch Abwechselung.“