Keine Frage, Ostereier müssen bemalt, gefärbt oder sonstwie verziert sein. Doch auf welche Weise das geschieht, bleibt der Phantasie jedes Einzelnen überlassen. Dass dem Einfallsreichtum außer der Form des Objekts keine Grenzen gesetzt sind, zeigen die vier Kreationen, die hier vorgestellt werden. Profilierte Künstler aus der Region, alle bekannt auch von Ausstellungen in Waldshut-Tiengen, haben auf Einladung dieser Zeitung ihre ganz eigenen Ideen realisiert. In alphabetischer Reihenfolge präsentieren wir die Arbeiten von Anra (Lottstetten), Josef Briechle (Waldshut-Tiengen), Santhori (Bad Zurzach/Schweiz) und Peter Schütz (Görwihl).

Das Künstlerduo Anra, die Zwillingsbrüder Andreas und Ralph Hilbert aus Lottstetten, versieht viele seiner Arbeiten mit der selbst ersonnenen filigranen Geheimschrift „Codex A N R A“. Die beiden über ihren Beitrag: „Wir haben schon auf allen möglichen Untergründen und Gegenständen gearbeitet und in minuziöser Feinarbeit Oberflächen mit Tausenden von einzelnen Schriftzeichen versehen. Aber bis dato tatsächlich zum ersten Mal ein Osterei. Der Codex A N R A ist fragmenthaft übersetzbar und lässt so auch Spielraum für Interpretationen. Wir sehen diesen Codex als Botschaften des Lichts, der in diesen Zeiten neue Hoffnung für die Zukunft bringt.“

Josef Briechle, Bildhauer und Maler aus Waldshut-Tiengen, hat ebenfalls seinen charakteristischen Stil eingebracht und dabei gleich zwei Eier aus Holz gestaltet. Eines der beiden stellen wir hier vor. Mit etwa 14 Zentimetern Höhe und sieben Zentimetern Durchmesser hat es schon Schwanenei-Format. Der Künstler unter Bezug auf die Corona-Krise: „Mit dem Kreuz als christlichem Symbol steht es für Ostern und Hoffnung für die Zukunft.“ Die zweite Kreation ist dunkel gehalten und steht damit auf andere Weise für das gegenwärtige Tief.

Santhori, Künstler aus dem schweizerischen Bad Zurzach, verwendet bei seinen Bildern und Skulpturen stets die Farben rot, grün, gelb und blau. Diesem Prinzip ist er auch bei seiner Osterei-Schöpfung treu geblieben. Bei seinem Objekt hat auch er sich von der allgegenwärtigen Corona-Krise inspirieren lassen und meint: „Home Office ist für mich kein Problem. Wenn man von zu Hause aus jemandem eine Freude bereiten darf, ist der Respekt vor der unangenehmen Situation gewährleistet. Bald darf man wieder küssen, aber mit Respekt.“

Peter Schütz, Maler aus Görwihl, erfindet sich stets neu. Dies bescheinigte dem Künstler einmal bei einer Ausstellung im Schlosskeller Tiengen der frühere städtische Kulturreferent Hartmut Schölch. Schütz sagt über seine Arbeit: „Das Ei – selbst ausgeblasen, von Hand bemalt – hat den Titel `Hasenträger´. Darauf befinden sich zwei schwarze Figuren, die in ihren weit aufgerissenen Hosen je zwei rote Hasen auf gelbem Grund tragen. Das Motiv basiert auf einer Zeichnung mit dem Titel `Freundschaftsdienst (Hasenträger)´ von 2012. Die Hasenträger haben vielleicht die Hasen vor etwas gerettet und zeigen ein Herz für Tiere.“

Künstler bekannt und profiliert über die Region hinaus

Die freischaffenden Künstler, die für unsere heutige Ausgabe auf Einladung dieser Zeitung phantasievolle Osterei-Kreationen schufen, sind durch ihre Tätigkeit seit vielen Jahren über den Kreis Waldshut und die Hochrheinregion hinaus bekannt. Ihre Arbeiten waren bei zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen.

  • Anra: Die Zwillingsbrüder Andreas und Ralph Hilbert (geboren 1976) sind an ihrem Wohnort in Lottstetten aufgewachsen. Seit 1996 arbeiten sie als Künstlerduo zusammen, wobei Anra für die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen steht. Bei ihrer Kunst, die sie Eco-Trash nennen, verwerten sie den Müll der Wohlstandsgesellschaft und verbinden damit Kritik an der Verschwendung der natürlichen Ressourcen. In Lottstetten betreiben sie mit Unterstützung der Gemeinde das Künstlerhaus.
  • Josef Briechle: Der Bildhauer und Maler ist 1939 an seinem Wohnort Tiengen geboren. Nach einer Stuckateurlehre und Gesellenzeit in verschiedenen Betrieben eröffnete er seinen Betrieb als Gipser und Stuckateur. Ab 1984 nahm er an Ausstellungen und Wettbewerben mit eigenen Bildern teil. Seit 1991 arbeitet er als freischaffender Künstler. Er war Initiator diverser Kunstsymposien, etwa der LuftArt in Tiengen und dem Pappelskulpturenweg in Waldshut.
  • Santhori: Der Schweizer Künstler wurde 1949 als Thomas Riederer in Zürich geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre als Kürschner und lernte Modefachzeichner. Nach einem Volontariat bei verschiedenen Künstlern arbeitete er zunächst auf dem Bau, als Chauffeur sowie als Tennis- und Skilehrer. Nebenher zeichnete er bereits, fertigte Siebdruckarbeiten an und malte mit Acrylfarben. Sein Atelier unterhält er im früheren Solvay-Betriebskindergarten in Bad Zurzach.
  • Peter Schütz: Der in Görwihl lebende Schweizer Künstler wurde 1960 geboren. Seit 1986 arbeitet er als Maler und Zeichner. Sein Schaffen umfasst Arbeiten auf Leinwand und Papier, Hinterglasmalerei, Aquarelle, Wandmalerei, Zeichnungen und Collagen. Im Jahr 2010 erhielt er den Naturenergie-Förderpreis des Hans-Thoma-Kunstmuseums der Schwarzwaldgemeinde Bernau im Schwarzwald. Schütz war mit Organisation und künstlerischer Leitung diverser Ausstellungen betraut. (ger)