Bereits ihre allererste Arbeitswoche hatte es in sich. „Wir wurden zu einer Ruhestörung am Waldshuter Busbahnhof gerufen“, erzählt Alexander Rode, einer der beiden neuen Stadtpolizisten im Dienst der Stadt Waldshut-Tiengen. Dort habe ein Mann sie mit Flaschen und Urin beworfen.

„Er hat dafür in die hohle Hand gepinkelt“, beschreibt der 35-Jährige auf Nachfrage dieser Zeitung unverblümt die Situation. Anschließend haben Rode und sein Kollege Patrick Selmer die Landespolizei zur Unterstützung gerufen, die Platzverweise erteilte und zwei Personen in Gewahrsam nahm.

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Trotz dieses brenzligen ersten Vorfalls am Busbahnhof, einem der Brennpunkte in Waldshut-Tiengen, „macht die Arbeit sehr viel Spaß“, sagt Selmer. Seit Mitte März dieses Jahres absolvieren er und Rode eine zweijährige Ausbildung zum Stadtpolizisten, die sich in Unterricht an der Verwaltungsschule Karlsruhe und den praktischen Teil der Arbeit in Waldshut-Tiengen gliedert.

Die Grundausbildung haben beide inzwischen abgeschlossen. „Beide waren sehr erfolgreich. Ich hoffe, dass es so weiter geht“, sagt Jürgen Wiener, Leiter der Ortspolizeibehörde und damit Vorgesetzter der Stadtpolizisten.

Die Stadtpolizisten Patrick Selmer (links) und Alexander Rode (rechts) sorgen seit März 2020 in Waldshut-Tiengen für mehr Sicherheit. ...
Die Stadtpolizisten Patrick Selmer (links) und Alexander Rode (rechts) sorgen seit März 2020 in Waldshut-Tiengen für mehr Sicherheit. Jürgen Wiener, Leiter der Ortspolizeibehörde, ist stolz auf seine Mitarbeiter. | Bild: Juliane Schlichter

Alexander Rode kommt aus Stühlingen, ist gelernter Blechblasinstrumentenbauer, war acht Jahre bei der Bundeswehr und zuletzt als Fachkraft für Schutz und Sicherheit tätig. Auch der 27-jährige Patrick Selmer aus dem Kreis Lörrach arbeitete nach seiner Ausbildung zum Mechatroniker für einen Sicherheitsdienst.

Im früheren Beruf wenig Kontakt mit Menschen

Beide haben sich aus dem gleichen Grund auf die Ausschreibung der Stadt Waldshut-Tiengen beworben: „Ich arbeite gerne mit Menschen. Beim Sicherheitsdienst habe ich nur Gebäude bewacht“, erinnert sich Patrick Selmer und Alexander Rode ergänzt: „Beim Werkschutz war ich immer hinter dem Zaun. Ich wollte aber etwas für die Öffentlichkeit tun.“

Wenn die beiden jungen Männer durch die Stadt patrouillieren, sind sie an den dunkelblauen Uniformen mit der Aufschrift „Stadtpolizei“ auf Brust und Rücken zu erkennen. Auf dem Ärmel prangt das Stadtwappen. Zu ihrer Kleidung gehört eine Schutzweste mit einer eingenähten Schicht aus Metallringen gegen Stichverletzungen wie bei einem Kettenhemd sowie einer ballistischen Einlage gegen Schussverletzungen.

Jürgen Wiener, Leiter der Ortspolizeibehörde bei der Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen, zeigt in seinem Büro die schusssicheren Westen ...
Jürgen Wiener, Leiter der Ortspolizeibehörde bei der Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen, zeigt in seinem Büro die schusssicheren Westen der Stadtpolizisten. | Bild: Juliane Schlichter

„Die Westen sind maßgefertigt und kosten jeweils über 1000 Euro“, sagt Jürgen Wiener, dem es wichtig ist, dass seine Mitarbeiter geschützt sind und sich wohlfühlen. „Die Westen, die ich bisher getragen hatte, waren wie Fremdkörper. Die hier fühlt sich an, als ob sie zu meinem Körper gehört“, sagt Selmer.

Im November 2019 hatte der Gemeinderat von Waldshut-Tiengen der Einrichtung eines kommunalen Ordnungsdienstes und damit der Einstellung von zwei Stadtpolizisten zugestimmt, was bislang einzigartig im Landkreis Waldshut ist. „Zwei Leute sind ein guter Einstieg, aber für einen flächendeckenden Schichtdienst brauchen wir mehr“, betont Wiener.

Im Gegensatz zu den Mitarbeitern des Gemeindevollzugsdienstes, umgangssprachlich auch Politessen genannt, sind die Stadtpolizisten immer zu zweit unterwegs. Zwischen acht und zehn Stunden beträgt ihre Arbeitszeit pro Tag, wobei sie nicht täglich im Einsatz sind.

Weniger Sachbeschädigungen und Müll

„Zu ihren grundsätzlichen Aufgaben gehört, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen – vor allem nachts und am Wochenende“, erklärt Wiener. Bestenfalls sollen die Stadtpolizisten präventiv tätig werden, bevor Straftaten geschehen. „Wenn sie eine Straftat sehen, dürfen sie jemanden festsetzen“, fügt der Leiter der Ortspolizeibehörde hinzu. Seitdem Selmer und Rode für das Ordnungsamt im Einsatz sind, gebe es weniger Beschwerden von Bürgern über Ruhestörungen, weniger Sachbeschädigungen und weniger Müll im Stadtgebiet.

„Wir sehen die Wirkung“, sagt Jürgen Wiener, der vor seinem Wechsel zur Stadtverwaltung 15 Jahre Polizeibeamter war, und fügt hinzu: „Die Prävention ist nicht in Zahlen messbar, aber wir haben das subjektive Gefühl, dass es sicherer in der Stadt ist.“

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