Mit vier Feiertagen haben neben anderen Firmen auch private Büros und die der öffentlichen Hand diesen Mai so selten geöffnet wie in sonst kaum einem Monat. Was für uns heute selbstverständlich ist, wäre zumindest für die öffentliche Verwaltung vor vielen Jahrzehnten undenkbar gewesen. Unter anderem davon berichtet aktuell die Ausstellung „Büro, Büro“ im Museum Alte Metzig in Waldshut.

Doch wie kam der Förderverein der Alten Metzig auf dieses für ein Museum eher unübliche Thema? Ausschlaggebend waren laut der Vorsitzenden Margret Teufel die vielen Schreibmaschinen, welche sich im Besitz des Museums befinden und für gewöhnlich im Museumsdepot ein Schattendasein fristen.

Um sie einmal zu präsentieren, entstand die Ausstellung zur Entwicklung der Bürotechnik im Lauf der Jahrhunderte und zu besonderen Büros in Waldshut. Der Titel „Büro, Büro“ wurde in Anlehnung an die die Comedy-Fernsehserie der Bavaria Film gewählt, die von 1981 bis 1992 produziert wurde und im regionalen Vorabendprogramm der ARD zu sehen war. Noch viele andere Serien, aber auch Lieder und Bücher beschäftigen sich bis heute mit dem Thema. Einige davon sind in der Kaffeeecke der Ausstellung zu finden, die mit einem Augenzwinkern ein Stück Büroalltag abbildet.

Alltag verändert sich rasant

Ansonsten wurde mit viel Ernsthaftigkeit und Akribie zusammengestellt, wie sich der Alltag in den Büros rasant veränderte. Ein Großteil der Exponate ist aus dem Bestand des Museums und war früher in Waldshuter Büros im Einsatz. So ein Commodore-Computer der Lonza-Werke, eine Faltmaschine des katholischen Pfarrbüros und die Ladenkasse des Friseursalon Zoller.

Ein Blick in die Ausstellung in der Alten Metzig mit historischem Schreibtisch und Informationen über das Rathaus.
Ein Blick in die Ausstellung in der Alten Metzig mit historischem Schreibtisch und Informationen über das Rathaus. | Bild: Dominik Rimmele

Wertvolle Leihgaben stammen unter anderem von den Firmen Max Fritz in Tiengen und Braumann Art + Rahmen in Waldshut. Das erste Mobiltelefon des Waldshuter Geschäftsmanns Joachim Ebi oder das von der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen leihgegebene Diktiergerät Stenorette aus dem Hause Grundig haben unvergleichliche Ausmaße im Gegensatz zu den heutigen Gerätschaften.

Reduzierung der Arbeitszeit auf 48 Wochenstunden

Neben der technischen Entwicklung veränderte sich aber auch bei den Abläufen und den Gepflogenheiten der Büros einiges. Das ist besonders eindrücklich beim Thema Arbeitszeit zu erkennen, die schon früher ein Politikum war. Heute ist unvorstellbar, dass die Reduzierung der Arbeitszeit von 52 auf 48 Stunden ein Erfolg war und ganze Aktenbündel im Stadtarchiv beschäftigen sich mit der Frage, ob es vertretbar ist, dass das Rathaus samstags zu hat.

Polizeihauptmeister Emil Tröndle (1909-1993) an seinem Schreibtisch im ehemaligen Polizeirevier in der Waldshuter Eisenbahnstraße.
Polizeihauptmeister Emil Tröndle (1909-1993) an seinem Schreibtisch im ehemaligen Polizeirevier in der Waldshuter Eisenbahnstraße. | Bild: Konrad Sutter/Familienarchiv Rimmele

Lange Zeit musste samstags ein Beamter im Rathaus sitzen und im großherzoglichen Bezirksamt auch an allen Sonn- und Feiertagen vormittags – außer am 1. Weihnachtsfeiertag und Ostersonntag.

Neben dem „Büro Nr. 1“ in Waldshut, dem Rathaus, welches in der Ausstellung noch in seiner alten, kleinen Form gezeigt wird, hat sich auch das Landratsamt vergrößert und zog von der Alten Waldvogtei auf der Bernhalde in den Neubau am Ochsenbuckel.

Das Dienstzimmer des Landrats im damaligen Landratsamt (heute Staatsanwaltschaft) – auf dem Besuchertisch ein Aschenbecher. iv
Das Dienstzimmer des Landrats im damaligen Landratsamt (heute Staatsanwaltschaft) – auf dem Besuchertisch ein Aschenbecher. iv | Bild: Kreisarchiv des Landkreises Waldshut

Das Einwohnerbuch von 1925 lässt staunen, was für Büros es vor es 100 Jahren in Waldshut gab (zum Beispiel ein Schweizerisches Zollbüro) und was für Titel die dort Tätigen hatten. Auch die Kirchen betrieben schon lange Verwaltung, früher die Fondsrechner, heute die Pfarrbüros, und Symphor Schwarz (1907-1999) hatte ein ganz besonderes Büro: In Personalunion war er Kirchenrechner, leitete das Volksbüro, die Kreishandwerkerschaft und die CDU-Geschäftsstelle, um nur einige zu nennen. Am Beispiel der Lonza sieht man, wie sie den Abteilungsleiter der Buchhaltung, Karl Müller (1916-1996) geehrt hat.

Buchhalter Karl Müller vor seinem Schreibtisch bei den Waldshuter Lonza-Werken neben dem Gabentisch zu seinem 25-jährigen Jubiläum.
Buchhalter Karl Müller vor seinem Schreibtisch bei den Waldshuter Lonza-Werken neben dem Gabentisch zu seinem 25-jährigen Jubiläum. | Bild: Familienarchiv Müller

Drei nicht mehr in dieser Form existierende Firmen vertrieben früher in Waldshut Bürobedarf und wurden von Alb-Bote-Verleger Heinrich Zimmermann (1830-1896) und den ebenfalls vom Buchdruck kommenden Reinhold Philipp (1847-1917) und Otto Maier (1873-1933) gegründet.

Moderne Geräte neben alter Technik

Diese drei konnten sich wohl kaum vorstellen, wie man im Jahr 2024 in Waldshut teils in Büros arbeitet: Im katholischen Gemeindehaus bietet die Diözesanstelle Hochrhein mit FridoSpace acht Co-Working-Spaces an, Büros, in die man sich zum kurzzeitigen Arbeiten spontan einmieten kann. Ganz außergewöhnliche Büros haben die Mitarbeitenden der Firma Rudolf Hug in der Schmittenau. Ihre Büros und auch die Sozialräume sind ehemalige Schiffscontainer und wir dürfen gespannt sein, was die Zukunft in Sachen Büro noch alles mit sich bringt.

Das kann die Ausstellung nicht vorhersehen. Aber moderne Geräte sind dort neben alter Technik ausgestellt. Mit diesem Rundumschlag und Gesamtüberblick sollen Technikbegeisterte und Kinder und Jugendliche angesprochen werden, die sonst vielleicht nicht zum Stammpublikum des Museums gehören. Es kann für junge Menschen durchaus interessant sein, die Entwicklung abgebildet zu sehen, und was für eine technische Leistung von Generationen Erfindern es gebraucht hat, bis man vom Federkiel zu einer riesigen Schreibmaschine und über den Computer zu einem Tablet kam.

Wann ist die Ausstellung geöffnet?

Die Ausstellung „Büro, Büro“ im Museum Alte Metzig gibt Einblicke in die Entwicklung der Bürotechnik im Lauf der Jahrhunderte und in besondere Büros in Waldshut. Sie ist noch bis 1.¦September 2024 sonntags von 14¦bis 17¦Uhr im Museum Alte Metzig (Metzgertörle, Kaiserstraße 62) zu sehen. Der Eintritt ist frei – Spenden ins Sparschwein sind gerne gesehen. Neben den regulären Öffnungstagen finden Workshops zum badischen Aktenknoten, zum Siegeln und zur Kalligrafie statt, außerdem eine Führung bei Sedus Stoll. Nähere Informationen hierzu folgen jeweils in der Zeitung oder sind per Mail zu erfragen: mam-wt@t-online.de. Informationen zum Museum gibt es auf der Homepage der Vereinigung Alt Waldshut: www.alt-waldshut.de.

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