Leicht und luftig sollte die neue Außentreppe mit Lift an der Rückseite des Waldshuter Kornhauses werden. Die ursprünglichen Pläne, die im Oktober 2019 im Gemeinderat Waldshut-Tiengen vorgestellt und vom Gremium befürwortet wurden, sahen ein fünfstöckiges Gerüst aus weißen Streben vor – überspannt mit einem Metallnetz statt eines Geländers. Dieses Netz ist nun neben Kostengründen ausschlaggebend dafür, dass die bisherigen Pläne zugunsten einer neuen Außentreppe aufgegeben werden.
„Dieses Netz ist einer hohen Vandalismusgefahr ausgesetzt“, erklärte der mit der Sanierung des Kornhauses beauftragte Architekt Meinhard Hansen aus Freiburg in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Es benötige nicht mal einen Bolzenschneider, um das Metallnetz durchzuschneiden, „eine kleine Zange reicht“.
Hansen weiter: „Wenn da was ausgetauscht werden muss, muss ein Spezialist ran.“ Die Reparatur könnte sich in einer „Größenordnung von bis zu 10.000 Euro“ bewegen. Diese Summe sei aus seiner Sicht nicht vertretbar.
Der Architekt stellte dem Gremium eine Alternative vor: „Wir machen es eine Nummer einfacher.“ Ein Treppenbau mit Geländer und einem Aufzug soll wie der vorherige Entwurf drei Funktionen erfüllen: Zum einen bietet der integrierte Lift einen barrierefreien Zugang zum Gebäude vom Erdgeschoss bis ins Dachgeschoss. Zum anderen handelt es sich um einen zweiten Fluchtweg. Und zum Dritten soll die Treppe künftig als Hauptzugang zur Stadtbibliothek dienen.
Die im Kornhaus untergebrachte Bücherei soll nach der Modernisierung und der Erweiterung auf zwei Stockwerke zu einer sogenannten „Open Library“, also zu einer offenen Bibliothek, werden. Das bedeutet, dass Benutzer mit ihrem Mitgliedsausweis auch außerhalb der personalbesetzten Zeiten die Räume betreten können.
Hierin sieht FDP-Stadträtin Anette Klaas ein mögliches Problem: „Das Treppenhaus lädt dazu ein, dass man sich nachts darin trifft.“ Sie wollte deshalb wissen, ob geplant sei, es nachts abzuschließen. „Darüber haben wir lange diskutierte“, antwortete Oberbürgermeister Philipp Frank. Man habe nach Rücksprache mit den Verantwortlichen des wenige Meter vom Kornhaus entfernt gelegenen Polizeireviers beschlossen, das Treppenhaus offen zu lassen „und auf das Gute im Menschen zu hoffen“, so der OB.
Petra Thyen, Fraktionssprecherin der Grünen, bedauerte, dass die geplante Treppe nicht realisiert wird. „Das Netz hat den Charme ausgemacht. Es wirkte so futuristisch.“ Ihr gefiel das offene Konzept. „Wir haben schon genug Mauern um uns herum“, sagte sie und erkundigte sich, ob Glas eine Alternative sei. „Glas ist machbar, aber deutlich teurer“, antwortete Architekt Hansen. Oberbürgermeister Philipp Frank verwies zudem auf die höheren Kosten für die Glasreinigung.
Neben einem geringeren Wartungsaufwand und der Vermeidung von Vandalismus soll die neue Außentreppe eine Kostenersparnis zwischen 35.000 und 50.000 Euro bringen. „Wichtig ist, dass wir die Gesamtkosten von knapp 4,7 Millionen Euro halten“, sagte Hansen mit Blick auf die gesamte Sanierung des Kornhauses, die im Dezember 2018 begann.
Bei drei Enthaltungen stimmte der Gemeinderat für die überarbeiteten Pläne der Außentreppe. Im April 2021 soll mit deren Aufbau an der Rückseite des Kornhauses begonnen werden, kündigte der Architekt an. Die Fertigstellung der Gesamtsanierung des Kornhauses ist laut Bürgermeister Joachim Baumert zum Ende des ersten Quartals 2022 vorgesehen.
