Die enge Schlucht des Wehratals, die Felsformationen, die vielleicht einst von einer Burg bekrönt waren, und die Sage um die schöne „Agnes von Bärenfels„ haben seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen beflügelt.
Nun hat der in Rheinfelden lebende und aus Wehr stammende Maler Willi Raiber die Bildererzählung „Das Kreuz auf Wildenstein“ mit eigenen Texten und Illustrationen veröffentlicht. Am Sonntag wurde das Werk vor zahlreichen Besuchern im Stadtmuseum Wehr vorgestellt, für die musikalische Umrahmung sorgte Gregor Schmitz (Panflöte).
Sage aus dem Wehratal bekommt Farbe
Mit dem ihm eigenen Humor gab Willi Raiber einen Einblick in sein Werk. Die Sage und das Wehratal beschäftigen ihn schon seit vielen Jahren. „Ich habe mich in die Sage hineingekniet, und vieles hat sich wie Treibholz angesammelt“, so der Künstler.
Ein Jahr brauchte Willi Raiber für das Zeichnen, ein weiteres Jahr nahm die Realisierung des Buches in Anspruch, wofür er seinen Mitarbeitern und Sponsoren dankte. Und Willi Raiber begnügte sich nicht mit einer Nacherzählung: „Die Sage basiert auf einer Geschichte, auf die wiederum eine andere Geschichte aufbaut, und da habe ich gedacht: Setzen wir eben noch eine Geschichte oben drauf.“
Die Geschichte der „Agnes von Bärenfels„
Die Sage schildert das Schicksal der „Agnes von Bärenfels„, deren Vater und Bruder zum Kreuzzug in das Heilige Land aufgebrochen waren. Der Truchsess Kuno von Stolzenburg nutzte deren Abwesenheit, um der Ritterstochter Agnes nachzustellen.
Diese floh in die Schluchten, wo ihr weiße Tauben das Essen brachten. Schließlich tauchte der weiße Ritter Bertram vom Wildenstein als Retter auf, und Hilfe erhielt Agnes auch von den von Willi Raiber hinzugedichteten Erdmännchen, die aber nicht uneigennützig waren, denn sie wollten Agnes, „das Menschenkind“, schnell wieder loswerden.
Studien von Tieren, Schluchten und Felsformationen
Im Stadtmuseum sind einige der Illustrationen ausgestellt, die auch in der Bildererzählung zu sehen sind, vor allem aber die Vorzeichnungen. Mit sicherer Hand hatte Willi Raiber die Kompositionen skizziert sowie Studien von Tieren, Schluchten und Felsformationen angefertigt.
Ein Hauch von Expressionismus
Zudem sind einige Acrylarbeiten zum Thema Wildenstein zu sehen, zum Beispiel eine abstrahierte Schneelandschaft, die das Schimmern des Rheins und die Sonne im Süden zeigt, oder der in expressionistischer Manier gemalte dunkle Wald sowie ein in mystisches Licht getauchter Kirchenraum.
Ein vom Kubismus inspiriertes Porträt der Agnes von Bärenfels bildet den Auftakt zu einer Reihe weiterer, immer stärker abstrahierter Porträts, an deren Ende der böse Kuno steht, dessen dunkler Charakter anhand der Farbigkeit unschwer zu erkennen ist.
Darstellung auf das Wesentliche reduziert
„Das ist eigentlich der Stil, in dem ich meistens male“, sagte Willi Raiber. Für die Illustration der Sage hatte er einen realistischeren Stil gewählt, aber die Szenerien nicht naturalistisch abgebildet, sondern auf das Wesentliche reduziert und, wie es für ihn typisch ist, auf die expressive Leuchtkraft der Farben vertraut. „Im Mittelalter waren die Schluchten wild und unzugänglich, daher sind die Bilder eigentlich viel zu schön“, meinte der Maler und fügte hinzu: „Müsste ich die Sage noch einmal illustrieren, würde ich das Ganze viel düsterer, nur mit schwarzer Tusche, malen.“
Die Bildererzählung ist in zwei jeweils 90 Seiten starken Versionen erschienen. Es gibt eine Paperback-Ausgabe in DIN A4 sowie eine handgebundene Edelvariante auf Spezialpapier in einem Sonderformat. Die Auflage der Edelvariante beträgt 70 Stück. Die Werke sind in den Buchhandlungen Volk in Wehr sowie Merkel in Rheinfelden erhältlich.