Das Verhältnis zwischen Bürgermeister Michael Thater und seinem Amtsvorgänger Klaus Denzinger war vom ersten Tag an nicht das Beste – und das ist noch sehr vorsichtig formuliert. Immer wieder gab es kleinere Nadelstiche und giftige Randbemerkungen über den jeweils anderen, die oftmals nur Eingeweihte verstanden.
Offene Konfrontationen blieben bislang allerdings die Ausnahme, auch wenn sie in den vergangenen fünf Jahren zunahmen: Im Kreistag saßen die beiden Kontrahenten direkt nebeneinander – Thater als Vorsitzender der Freien Wähler, Denzinger als Chef der FDP-Fraktion. Insbesondere in der Frage, wie der Landkreis das Thema Spital managt, gingen die Meinungen der beiden Alpha-Männer auseinander: Während Denzinger Thater immer wieder offentlichkeitswirksam fehlendes Engagement für den West-Kreis vorwarf, konterte dieser mit dem Vorwurf des Populismus. Ähnlich war es beim Thema Bahnhof Brennet, wo Denzinger seinen Nachfolger immer wieder mit geradezu diebischer Freude vor sich hertrieb.
Der Gratulationsbrief Thaters dokumentiert nun eine neue Eskalationsstufe, weil er nicht nur persönliche Angriffe enthält, sondern weil unterschwellig auch noch Denzingers Wähler beleidigt werden, auf einen Populisten hereingefallen zu sein. Das Ergebnis der Kreistagswahl war für Thater ernüchternd: Während Denzinger mit über 4000 Stimmen einen überraschend hohen Wahlsieg einfuhr, musste sich der einstige Stimmenkönig Thater mit 2548 Stimmen begnügen und konnte sein Mandat nur mit 125 Stimmen Vorsprung vor dem Wehrer Mediziner Günter Straub retten. Dass Thater dieses Ergebnis nicht gefällt, mag verständlich sein. Die giftige Gratulation im Stil eines schlechten Wahlverlierers hätte er sich aber getrost sparen können.