Michael Gottstein

Es war ein Konzert, das zum genauen, konzentrierten Hinhören aufforderte: Als der argentinische Gitarrist Pablo Márquez am Samstag in dem zur Freude von Kulturamtsleiter Frank Wölfl ausverkauften Bürgersaal auftrat, bot er einen Abend voll feinster Klangschattierungen, mit genauer Analyse der Werke und Emotionen, die aber nie plakativ, sondern sehr subtil inszeniert waren.

Der Gitarrist Pablo Márquez trat am Samstag im Bürgersaal des Alten Schlosses von Wehr auf.
Der Gitarrist Pablo Márquez trat am Samstag im Bürgersaal des Alten Schlosses von Wehr auf. | Bild: Michael Gottstein

Pablo Márquez ist auf vielen Konzertpodien der Welt zu Hause und leitet eine Klasse an der Musik-Akademie Basel. Da er einen Gitarren-Workshop in Beuggen gegeben hatte, erschien ein internationales Publikum zu seinem Wehrer Konzert, aber auch diesen Musikerkollegen konnte Márquez noch Neuentdeckungen bieten. Er begann auf klassisch-vertrautem Terrain mit Fernando Sors Bearbeitung von Mozarts „Zauberflöte“. Er beeindruckte durch sein ruhiges und außerordentlich klangschönes Spiel, und durch seine differenzierte Gestaltung kam er auch in der Gitarrenbearbeitung dem Ausdrucksgehalt des Originals sehr nahe.

Meisterwerke der Gitarrenmusik

Mit großer Fingerfertigkeit und Leichtigkeit gelangen ihm die heiter-verspielten Abschnitte wie etwa der beschwingte Tanzreigen der vom Klang der Zauberflöte betörten Tiere. Ein „Meisterwerk der Gitarrenmusik des 20. Jahrhunderts“ hatte er in Gestalt der „Folia de España“ samt Fuge und Präludium des mexikanischen Komponisten Manuel María Ponce (1882-1948) mitgebracht. Er entfaltete ein breites Panorama von fließenden Skalen, energischen Forte-Aufschwüngen samt der Tremoli, die für spanische Gitarrenmusik charakteristisch sind, hier aber nicht in effekthascherischer, sondern in künstlerisch nobilitierter Form verwendet wurden. Und die Fuge konnte der Musiker in einer so belebten Weise wiedergeben, dass nie der Eindruck aufkam, eine regelhafte Konstruktion vor sich zu haben.

Brillanter Schlusssatz

Nicht nur Márquez Gitarre (Baujahr 1927) stammte aus Barcelona, auch einen großen Teil des Programms hatte er Katalonien gewidmet. Von Miguel Llobet (1878-1938) waren eine sehr sangliche Romanze, die noch den Geist des 19. Jahrhunderts atmete, sowie die von spanischem Kolorit geprägte „Respuesta“ zu hören. Von Gaspar Cassadó (1897-1966) präsentierte er die düster-verhaltene und melodisch herbe „Legende“, ein temperamentvolleres katalanisches Lied und schließlich ein melancholisches Lied, dessen Stimmung sich allmählich aufhellte. Selten aufgeführt wird die 1930 entstandene Sonate von Eduardo López Chavarri (1871-1970), die Elemente der Volksmusik aufgreift und diese mit der komplexen Harmonik des Impressionismus verbindet.

Publikum fordert Zugaben

Der Gitarrist zelebrierte die Poesie der ruhigen, träumerischen Abschnitte, zeigte Sinn für feinste dynamische Abstufungen und bewies Mut zum energischen Zugriff im brillanten Schlusssatz. Verständlich, dass das Publikum ihn nicht ohne Zugaben entlassen wollte.