Nun hat der Öflinger Dorfladen auch einen Flügel: Seit der Gemeinderatsentscheidung am Dienstag steht er symbolisch vor dem Eingangsbereich des Ladens und lockt mit dem abgewandelten Werbespruch einer österreichischen Limonadenfirma: "Der Öflinger Dorfladen verleiht Flüüüügel". Trotz tiefer Enttäuschung beweist das Dorfladen-Team damit kreativen Humor und bewundernswerten Kampfgeist, verleiht der Diskussion um den Zuschuss aber auch eine leicht gallige Note: Dass der Gemeinderat Anfang Juli einen alten Steinway-Flügel für 25 000 Euro gekauft hat, weil einst Anne-Sophie Mutter auf ihm das Klavierspiel erlernt hat, der selbe Gemeinderat zwei Wochen später aber einen 20 000-Euro-Zuschuss für den Dorfladen ablehnt, stößt einigen Öflingen immer noch bitter auf. "Haben die Bürger mehr von einem Flügel im Stadtmuseum oder von einem Dorfladen?" lautet die ketzerische Frage der Genossenschaftler. Ob es statthaft ist, die beiden Gemeinderatsentscheidungen so miteinander zu verbinden, sei mal dahin gestellt. Denn nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

Dass dem Öflinger Dorfladen Flügel nun endlich wachsen, ist ihm tatsächlich zu wünschen. Dafür können nur die Öflinger Bürger sorgen, indem sie den notwendigen Umsatz schaffen und nicht mehr in den Discountern in Wehr, Schwörstadt oder Bad Säckingen einkaufen. Sonst müsste das Dorfladen-Team irgendwann einen anderen Werbespruch an den geschlossenen Laden plakatieren: Nämlich ein trotziges "Dann geht doch zu Netto!"