Die Enttäuschung über die Absage der Walther-von-Klingen-Festspiele war Kulturamtsleiter Reinhard Valenta in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend deutlich anzumerken. "Wir müssen wohl in diesen sauren Apfel beißen", so Valenta zu dem schmerzhaften Schritt. Eigentlich hätte der Gemeinderat der Planung der Festspiele zustimmen sollen und den Weg für verschiedene Auftragsvergaben freimachen sollen. Doch in der vergangenen Woche war eine wesentliche Hauptrolle ausgefallen – und hatte damit die gesamte Aufführung ins Wanken gebracht. "Es war eine der wichtigsten Rollen, sowohl schauspielerisch als auch gesanglich. Dieser Ausfall ist in der Kürze der Zeit leider nicht zu kompensieren", so Valenta.
Umso schmerzlicher ist die Absage, weil das gesamte Ensemble um Regisseurin Annette Hufschmidt schon viel Herzblut in die Proben gesteckt hatte und in diesem Jahr die Rahmenbedingungen optimal erschienen: Zum einen, weil die Theatergruppe der Klausenhof-Festspiele in diesem Jahr pausiert,und dadurch einige Gastschauspieler gewonnen werden konnten, zum zweiten, weil mit dem "kleinen" Jubiläum der 925-jährigen ersten Erwähnung Wehrs ein würdiger Rahmen für die Festspiele gefunden war.
"Es war eine schmerzhafte Entscheidung für alle Beteiligten" fügte SPD-Stadträtin Susanne Kladisch, selbst Mitglied des Ensembles, an. Es sei nicht allein die unbesetzte Schlüsselrolle gewesen, "es war insgesamt weniger als auf Kante genäht", so Kladisch, die sich enttäuscht zeigte, "dass die Wehrer nicht bereit waren, mitzumachen".
Das Stück über den Minnesänger Walther von Klingen hatte der Lyriker und Autor Markus Manfred Jung vor einigen Jahren eigens für Wehr und die Burgruine Werrach geschrieben. Das Ziel, dem alten Gemäuer wieder Leben einzuhauchen und die Burgruine mit der Uraufführung des Stückes als Ort der Kultur erlebbar zu machen, bleibt nun noch eine Weile unerfüllt.
"Es wär zu schön gewesen, es hätt' nicht sollen sein – Wenn das Scheffelzitat aus dem Trompeter von Säckingen zutrifft, dann am heutigen Abend", kommentierte Reinhard Valenta traurig. Für den Valenta selbst hätte sich mit den Walther-von-Klingen-Festspielen im Sommer ein Kreis geschlossen: Eines seiner ersten Großprojekte nach seinem Amtsantritt als Wehrer Kulturamtsleiter waren die Vorbereitung des 900-Jahr-Jubiläum im Jahr 1992. Seitdem hat er sich immer wieder intensiv mit der Geschichte der Stadt und der Burgen befasst.
"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", stellte Bürgermeister Michael Thater fest. Die Stadt werde die Aufführung des Stückes sicher wieder aufgreifen, "aber erst, wenn wir alle Rollen sicher besetzen können". Wann die Uraufführung realisiert werden kann, bleibt vorerst aber noch völlig offen.